Nicht schon wieder Liebe
verwandelst?«
»Aus einem ganz einfachen Grund«, erklärte der junge Mann und erwiderte dabei ihren Blick mit ernster Intensität. »Wenn ich nämlich jemals in Versuchung kommen sollte, so etwas wieder zu tun, werde ich ganz einfach an einen Mitbewohner namens Bubba denken und daran, wie er mir mal befohlen hat, seine runtergefallene Seife aufzuheben, als wir in der Gruppendusche waren. Und ich schwöre beim Leben meiner Mutter, dass ich mich daran erinnern werde, wie es Sie geschaudert hat, als Sie davon sprachen, wie ich Sie berührt habe.«
Veronica betrachtete ihn einen Moment nachdenklich. »Lass mich mal deinen Führerschein sehen.« Als er gehorchte, notierte sie sich seine Personalien auf ihrem Bestellblock, warf ihm den Führerschein wieder hin und wies dann mit einer Kopfbewegung Richtung Ausgang. »Okay, und jetzt geh! Verschwinde von hier.«
Stühle scharrten vernehmlich über den Fußboden, als der junge Mann und seine eingeschüchterten Kumpels sich beeilten, die Bar zu verlassen, ehe Veronica es sich wieder anders überlegen konnte. Sie ließen sich kaum Zeit, um einen Haufen Geldscheine auf den Tisch zu werfen, bevor sie zur Tür stürmten.
Veronica ignorierte das Geld und wandte sich zu Peavy um. »Danke, Mr. ... entschuldigen Sie, aber ich weiß noch nicht einmal Ihren Namen.«
»Das ist Neil Peavy, Ronnie.« Coop griff an ihr vorbei, um Peavy die Hand zur Begrüßung hinzustrecken. »Das haben Sie gut gemacht. Sie haben ihm einen heiligen Schreck eingejagt, und das ganz ohne Blutvergießen.« Er grinste schief. »Ich würde ja zu gerne von mir behaupten, dass ich das auch gekonnt hätte, aber ich glaube, offen gesagt, nicht, dass ich das Zeug dazu gehabt hätte.«
»Dem kann ich nur voll und ganz beipflichten, Mr. Peavy«, sagte Veronica. »So wütend, wie ich war, hätte ich ihn nur in die Defensive gedrängt. Ihre Methode war sehr viel wirkungsvoller. Nochmals vielen Dank.«
»Keine Ursache«, erwiderte Peavy liebenswürdig. »Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass es Ihre Reaktion war, die den größten Eindruck auf ihn gemacht hat, aber ich bin froh, dass ich Ihnen helfen konnte.« Er musterte sie besorgt. »Das muss ein übler Schock für Sie gewesen sein. Haben Sie sich wieder einigermaßen davon erholt?«
»Ja, ich glaube schon.« Doch plötzlich wurde ihr bewusst, dass eine merkwürdige Stille in der Bar herrschte, nur unterbrochen von der Stimme von Shania Twain, die aus der Jukebox klang, und als sie sich im Raum umsah, merkte sie, dass sie die Aufmerksamkeit sämtlicher Gäste auf sich gezogen hatte. Mit flammend roten Wangen reckte sie ihr Kinn in die Luft.
»Was ist denn?«, wollte Coop wissen, und dann blickte auch er sich in der Bar um. Er war so intensiv mit Veronica beschäftigt gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass alle Anwesenden den unglückseligen Zwischenfall so gespannt verfolgt hatten, als wäre es eine nächtliche Seifenoper.
»Die Show ist vorbei, Leute.« Er streckte die Hand aus, um sanft Veronicas Nacken zu drücken, dann kehrte er wieder zur Theke zurück. Als er Sandy auf dem Weg dorthin ausfindig machte, rief er: »Höchste Zeit, dass wir die Bestellungen fertig machen!«
Veronica unterhielt sich noch ein paar Minuten mit Neil Peavy, dann räumte sie den Tisch des Geburtstagskindes ab und nahm weitere Bestellungen auf. Als sie wieder zum Tresen zurückging und den Mann bemerkte, der dort saß, blieb sie wie angewurzelt stehen und schnaubte angewidert. »Na, toll! Das ist genau das, was mir heute Abend noch zu meinem Glück gefehlt hat.«
Troy Jacobson lächelte sie mit blitzenden weißen Zähnen an, und sein von einem exklusiven Herrenfriseur geschnittenes Haar glänzte unter der matten Beleuchtung wie mit antikem Gold überzogen, als er sich auf seinem Hocker vorbeugte. »Ist das eine Art, einen alten Schulkumpel zu begrüßen?«
»High-School-Sportskanonen, die Sex mit meiner Schwester hatten, obwohl sie fest mit der Anführerin der Cheerleader gingen, stehen nicht auf meiner Kumpel-Liste«, gab sie schroff zurück. Sie wusste, ihre Feindseligkeit war reichlich übertrieben, aber sie konnte anscheinend nicht anders. Heute Abend lief aber auch wirklich alles schief, was überhaupt nur schief laufen konnte. Und hätte sie sich nicht denken können, dass der Mann jetzt sogar noch besser aussehen würde als damals? Wenn es auch nur ein bisschen Gerechtigkeit-auf der Welt gäbe, hätte er in der Zwischenzeit sein Haar verloren oder hätte einen
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