Nicht schon wieder Liebe
runden Bierbauch unter diesem eleganten dunkelblauen Pullover mit dem dezenten Designer-Logo. Sie sah sich ostentativ in der Bar um. »Wo ist eigentlich die nassforsche Pompom-Schwingerin? Ich habe gehört, ihr beide habt geheiratet.«
Einen Moment lang schien es, als zöge ein dunkler Schatten an seinen Augen vorüber, doch der Augenblick kam und ging so schnell, dass Veronica sich fragte, ob sie sich Troys düsteren Blick vielleicht nur eingebildet hatte. »Sie ist in unserem Haus auf Maui«, erklärte er.
»Und du bist ohne weibliche Begleitung hier, obwohl deine Frau weit weg ist ? Also, ich muss schon sagen, das wundert mich doch sehr. Früher hast du doch nichts anbrennen lassen.«
»Herrgott noch mal, Veronica,: ich war damals ein achtzehnjähriger Football-Star- was ziemlich gleichbedeutend ist mit jung, arrogant und dumm. Die Menschen ändern sich, weißt du.« Er musterte sie einen Moment. »Und außerdem, wenn Crystal nie ein Problem mit unserem Arrangement hätte, wieso regst du dich dann so schrecklich darüber auf?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube nun mal, dass Treue wichtig ist. Aber, hey, so bin ich nun mal, und du hast vollkommen Recht«, fügte sie ruhig hinzu. »Crystal hatte kein Problem damit, und deshalb geht es mich wohl nichts an. Es ging mich damals nichts an, und es geht mich auch jetzt nichts an. Was kann ich dir zu trinken bringen?«
»Ich habe den Drink schon, fertig«, sagte Coop und stellte ein Glas vor Troy auf die Theke, und zwar mit solcher Vehemenz, dass der Inhalt leicht über den Rand schwappte. »Das macht dann vier Dollar fünfundzwanzig, Sportsfreund.«
Veronica blickte überrascht auf, um zu sehen, dass von dem Beschützer, der Coop noch eine kurze Weile zuvor gewesen war, nichts mehr übrig geblieben war. An seiner Stelle stand jetzt - ein finster dreinblickender Riese, und sein Missfallen schien geradewegs gegen sie gerichtet zu sein.
Na prima! Was hatte er nun wieder für ein Problem? Bevor sie jedoch entscheiden konnte, ob sie eine Erklärung von ihm verlangen oder die Sache einfach mit einem Achselzucken ab-tun sollte, kam Darlene Starkey an den Tresen und ließ sich auf dem leeren Barhocker neben Veronica nieder. Das konnte ja heiter werden!
»Hallo, meine Liebe«, sagte Darlene.
Ronnie nickte der Frau flüchtig zu. »Mrs. Starkey.«
»Darlene, bitte. Wenn ich Mrs. Starkey höre, verspüre ich immer den Drang, mich nach meiner Schwiegermutter umzusehen.«
Veronica lächelte angespannt, erwiderte aber nichts darauf. Stattdessen gab sie Coop ihre Liste mit Bestellungen und räumte die leeren Gläser von ihrem Tablett.
Kaum war sie damit fertig, da berührte Darlene sie am Arm, um ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. »Ich war sehr bestürzt, als ich das mit Crystal gehört habe, meine Liebe. Es tut mir ja so Leid.«
Aber sicher doch! Andere Stammgäste hatten Veronica praktisch das Gleiche gesagt, und sie hatte aus ihren Beileidsbekundungen echten Trost geschöpft. Doch Darlenes Worte klangen so unaufrichtig, dass Veronica insgeheim mit den Zähnen knirschte. Der Ausdruck in den Augen der älteren Frau war einfach zu habgierig, und Veronica hatte so das Gefühl, was Mrs. Starkey wirklich damit sagen wollte, war: Nun mach schon! Erzähl mir all die saftigen Details.
»Danke«, sagte Veronica kühl. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
Darlene musterte sie für einen Moment, während ein kleines Lächeln ihre Lippen umspielte. Dann nahm sie einen Schluck von ihrem Drink, stellte das Glas auf dem Tresen ab und holte eine Zigarette aus ihrer Handtasche. Sie schob sich die Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie mit einem Streichholz an und inhalierte tief. Sie blies einen Strom von Rauch aus und blickte dann an Veronica vorbei zu der Stelle zwei Barhocker weiter, wo Troy Jacobson saß. »Die Menschen ändern sich nur selten in einem solchen Maße, wie Sie behaupten«, bemerkte sie, sobald sie seine Aufmerksamkeit erregt hatte. »Es geht das Gerücht, dass Sie vor ein paar Monaten schon wieder einen kleinen Seitensprung gemacht hätten.«
Troys Hand schloss sich so fest um sein Glas dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ja, meine Frau hat dieses Gerücht auch gehört«, erklärte er. »Aus diesem Grund ist sie auch auf Hawaii, und ich bin zu Hause.« Er kippte seinen Drink hinunter, erhob sich von seinem Hocker, zog einen Geldschein aus seiner Hosentasche und legte ihn auf den Tresen. Dann maß er Darlene mit einem vernichtenden Blick,
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