Nicht tot genug 14
in ihrer Abteilung. Die werden ganz schön fertig sein.«
»Das mache ich, sobald ich einen Moment Zeit finde. Wer leitet die Ermittlungen?«
»Das steht noch nicht fest.«
Grace nickte und führte Eleanor, die völlig durcheinander war, in ihr Büro. Ihm blieben gerade noch zehn Minuten fürs Diktat, dann musste er schon für die zweite Vernehmung ins Untersuchungsgefängnis.
Doch das Bild von Janet McWhirters unscheinbarem Gesicht ließ sich nicht so einfach verdrängen. Sie war immer freundlich und hilfsbereit gewesen. Warum sollte jemand sie töten? Ein Räuber? Ein Vergewaltiger? Oder hatte es mit ihrer Arbeit zu tun?
Er dachte bei sich: Da verbringt sie nun fünfzehn Jahre bei der Sussex Police, verliebt sich in einen Mann, will ihr ganzes Leben verändern. Sie kündigt. Und dann ist sie auf einmal tot.
Er glaubte fest daran, dass man sich immer zuerst auf das Offensichtliche konzentrieren musste. Er wusste genau, wo er anfangen würde, wenn er der Leiter der Ermittlung wäre. Doch so traurig und erschütternd dieser Tod auch sein mochte, er war nicht dafür zuständig.
Glaubte er jedenfalls.
93
» SCHEISSE , NOCHMAL ! Jetzt schalt gefälligst die beschissene Kiste aus! Das geht schon den ganzen Morgen so! Kannst du nicht rangehen, Arschloch?«
Skunk öffnete ein Auge, das sich anfühlte, als habe jemand mit einem Hammer drauf geschlagen. Das Gleiche galt für seinen Kopf. Zudem zersägte irgendjemand sein Gehirn. Und der ganze Campingwagen schaukelte wie ein kleines Boot auf stürmischer See.
Biiiep-biiiep-biiiep. Sein Handy. Es hüpfte leuchtend, piepsend und vibrierend über den Boden.
»Geh selber ran, Arschloch«, knurrte er seinen neuesten unwillkommenen Untermieter an – irgendein Mistkerl, den er in den frühen Morgenstunden in einer Kaschemme kennengelernt und der sich für die Nacht bei ihm einquartiert hatte. »Wir sind hier nicht im Hilton. Hier gibt’s keinen Zimmerservice.«
»Wenn du nicht ran gehst, steck ich dir das Ding in den Arsch, und zwar bis zum Anschlag.«
Nun öffnete Skunk auch das andere Auge, schloss es aber wieder, weil grelles Sonnenlicht hereindrang. Es bohrte sich in sein Gehirn, durch seine Schädeldecke bis ins Erdinnere. Der Strahl nagelte seinen Kopf ans feuchte, klumpige Kopfkissen. Er versuchte, sich mit geschlossenen Augen aufzusetzen, worauf er mit dem Kopf gegen die Decke knallte.
»Verdammte Scheiße!«
Das hatte er nun davon, dass er irgendwelche Versager bei sich übernachten ließ. Er war jetzt hellwach und kurz vorm Kotzen. Sein Arm schien gar nicht zu seinem Körper zu gehören. Mit tauben Fingern tastete er auf dem Boden, bis er das Handy gefunden hatte.
Mit zitternder Hand hob er es auf, drückte die grüne Taste und brabbelte etwas Unverständliches hinein.
»Wo zum Teufel hast du gesteckt, du Arschloch?«
Barry Spiker.
In seinem Kopf liefen die Gedanken Amok.
»Mensch, ist doch mitten in der Nacht.«
»Vielleicht auf deinem Planeten, Sackgesicht. Bei mir ist es elf Uhr morgens. Schon wieder die Kommunion verpasst, was?«
Dann fiel es ihm ein. Paul Packer. Detective Constable Paul Packer.
Der Morgen hellte sich ein wenig auf. Aus seinem von Drogen umnebelten Hirn tauchte die vage Erinnerung an einen Deal mit Packer auf. Er hatte ihm etwas versprochen. Er würde ihm Bescheid sagen, wenn Barry Spiker das nächste Mal einen Job für ihn hatte. Einerseits sägte er damit natürlich an dem Ast, auf dem er saß, aber die Vorfreude war stärker als alles andere. Beim letzten Mal hatte Spiker ihn ganz schön über den Tisch gezogen. Und Packer hatte ihm eine Belohnung versprochen.
Die Polizei zahlte schlecht. Aber wenn er es richtig clever anstellte, konnte er bei Spiker und der Polizei abkassieren. Das wäre cool!
Sein Hamster AI lief wie immer im Rad herum. Skunk warf einen Blick auf die geschiente Pfote. Er musste noch einmal mit ihm zum Tierarzt. Und Bethany schuldete er auch noch Geld. Wenn die Sache mit Spiker und DC Packer klappte, könnte er den Tierarzt und Bethany bezahlen. Klasse!
»Eigentlich komme ich gerade aus der Kirche.«
»Na prima. Ich habe einen Job für dich.«
»Bin ganz Ohr.«
»Genau das ist dein Problem. Nur Ohren, kein Hirn.«
»Was hast du denn für mich?«
Spiker erläuterte kurz. »Ich brauche ihn heute Abend. Egal, um welche Zeit, ich bin da. Hundertfünfzig, wenn er genau auf die Beschreibung passt. Kriegst du das hin?«
»Kein Problem.«
»Vermassle es bloß nicht.«
Dann war die Leitung
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