Nicht tot genug 14
dann: »Ihnen dürfte klar sein, dass Sie meinen Mandanten in knapp drei Stunden freilassen müssen, falls Sie nicht vorhaben, ihn offiziell anzuklagen.«
»Wo fahren Sie jetzt hin?«
»In meine Kanzlei.«
»Wir melden uns.«
Danach begaben sich die beiden Ermittler zu Roy Grace und nahmen wieder am runden Tisch Platz.
»Gut gemacht, Glenn, das war richtig gut«, bemerkte Grace noch einmal.
»Extrem gut«, fügte sein Kollege hinzu.
Jane Paxton hingegen wirkte nachdenklich; sie war kein Mensch, dem ein Lob leicht von den Lippen ging. »Wir müssen den nächsten Schritt überdenken.«
Die Tür ging auf, und Eleanor Hodgson kam mit einem zusammengehefteten Stapel Blätter herein. »Entschuldigen Sie bitte, Roy, aber ich dachte, dass Sie das hier sofort sehen möchten. Es ist gerade aus dem Labor in Huntington gekommen.«
Es waren die Berichte zweier DNA-Analysen. Eine bezog sich auf das Sperma, das man in der Vagina von Sophie Harrington gefunden hatte; die andere auf das winzige Stückchen menschlichen Fleisches, das Nadiuska De Sancha unter dem Zehennagel der Ermordeten sichergestellt hatte.
Und beide stimmten völlig mit der DNA von Brian Bishop überein.
95
UM KURZ VOR HALB SECHS verließ Cleo Morey zusammen mit Darren das Leichenschauhaus. Sie traten hinaus in den strahlenden Sonnenschein. »Was hast du heute Abend vor?«
»Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin ins Kino gehen, aber es ist zu heiß. Daher wollen wir lieber am Jachthafen etwas trinken. Dort unten gibt es einen neuen coolen Laden, heißt Rehab.«
Sie mochte ihren jungen Assistenten wirklich gern. Er war fleißig, ein angenehmer Kollege und würde seinen Weg im Leben schon machen. »Rehab?«, fragte sie nach.
»Ja, so eine Bar mit Restaurant. Richtig schick. Es soll ein toller Abend werden, die Kleine ist was Besonderes. Ich würde dich ja einladen, aber du weißt schon, fünftes Rad am Wagen und so weiter.«
Cleo grinste. »Ganz schön frech! Und wer behauptet eigentlich, dass ich nicht auch ein Rendezvous habe?«
»Ach ja?« Er schien sich mit ihr zu freuen. »Soll ich mal raten, mit wem?«
»Das geht dich gar nichts an!«
»Er arbeitet nicht zufällig bei der Kripo?«
»Ich habe gesagt, es geht dich nichts an!«
»Dann solltest du auch nicht mit ihm im Büro rummachen«, meinte er augenzwinkernd.
»Wie bitte?«
»Ihr hattet wohl die Überwachungskamera dort drinnen vergessen.«
»Voyeur! Perverser!«, rief sie ihm hinterher.
An der Tür seines kleinen roten Nissan drehte er sich noch einmal um. »Falls es dich interessiert, ihr gebt ein wirklich schönes Paar ab!«
Cleo zeigte ihm einen Vogel. »Und trink nicht zu viel. Wir haben heute Abend Rufdienst.«
»Das musst du gerade sagen!«
Als sie ein paar Minuten später aus dem Kreisverkehr ins Parkhaus des Sainsbury-Supermarktes bog, lächelte sie noch immer. Sie überlegte, was sie dem Kripobeamten, mit dem sie im Büro »rumgemacht« hatte, zum Essen servieren sollte. Da es so ein wunderbarer Abend war, beschloss sie, auf der Dachterrasse zu grillen. Roy Grace liebte Fisch und Meeresfrüchte.
Da, eine Parklücke. Sie würde zuerst zur Frischfischtheke gehen und Garnelen und Thunfischsteaks besorgen. Dazu einige Maiskolben und einen Salat. Und Süßkartoffeln, die wunderbar zu Gegrilltem schmeckten. Eine nette Flasche Rosé. Na ja, vielleicht auch zwei.
Sie freute sich auf den Abend und hoffte, dass Grace ausnahmsweise zu einer halbwegs christlichen Zeit Feierabend machen konnte. Es schien furchtbar lange her zu sein, dass sie einen ganzen Abend miteinander verbracht hatten, und es gab eine Menge nachzuholen. Sie vermisste ihn, aber im Hintergrund lauerten noch immer Sandy und seine Reise nach München wie ein Gespenst. Sie wollte endlich alles darüber hören.
Aus ihrer letzten Beziehung hatte Cleo gelernt, dass das Leben gerade dann, wenn man alles für vollkommen hielt, eine Kehrtwende machte und erbarmungslos zuschlug.
96
» SEIN A LIBI «, SAGTE GRACE und schlug mit der geballten Rechten in die linke Hand. »Darum müssen wir uns kümmern. Wie gesagt, was das angeht, stehen wir nach wie vor ganz schön auf dem Schlauch.«
Paxton, Branson und Nicholas, die immer noch um den Tisch saßen, wirkten nachdenklich. Jane schenkte sich Wasser nach. »Meinen Sie nicht, dass wir genügend Beweise beisammen haben, Roy? Sie wissen doch, dass wir heute Abend die Verlängerung beantragen müssen.«
Er sah auf die Uhr. Fünf nach halb sechs. Er griff zum Hörer
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