Nicht tot genug 14
Außerdem gibt es drinnen wie draußen keine Kameras, das habe ich überprüft.«
In diesem Augenblick kam Alfonso Zafferone herein, in der Hand den unterschriebenen Durchsuchungsbefehl.
*
Zehn Minuten später standen Grace und Branson in der schmalen Nebenstraße. Es gab einige Autowerkstätten, ein Designstudio und eine Softwarefirma, die alle geschlossen hatten, dahinter folgte eine Reihe von Garagen. Norman Jecks hatte Nummer 11 und 12 gemietet. Die blauen Holztore waren mit schweren Vorhängeschlössern gesichert.
Der Gorilla von der lokalen Einsatzgruppe, der schon die Tür zur Wohnung eingeschlagen hatte, stand mit vier Kollegen bereit. Es war fast dunkel, in der Straße herrschte unheimliche Stille.
Kurz darauf prallte der gelbe Rammbock gegen das Garagentor, das Holz splitterte, und das gesamte Vorhängeschloss fiel zu Boden. Gleichzeitig leuchteten mehrere Taschenlampen auf.
Im Inneren stand ein Wagen unter einer maßgeschneiderten Haube. Die Garage war still und verlassen, es roch nach Motoröl und altem Leder. An der hinteren Wand leuchteten zwei rote Punkte auf und verschwanden. Vermutlich eine Maus oder eine Ratte. Grace bedeutete den Kollegen zu warten, trat ein und tastete nach dem Lichtschalter. Zwei unerwartet helle Glühbirnen leuchteten auf.
Hinter dem Wagen stand eine Werkbank mit einer Maschine, wie Grace sie von Schlüsseldiensten kannte. Dahinter hingen verschiedene Rohlinge. Dazu gab es eine Reihe von überaus gepflegten Werkzeugen, die alle zu Mustern angeordnet waren. Die ganze Garage war blitzsauber. Zu sauber. Sie sah mehr wie eine Werkzeugschau aus als wie ein Raum, in dem tatsächlich gearbeitet wurde.
Auf dem Boden stand ein kleiner, uralter Koffer. Grace klappte ihn auf. Er war mit alten braunen Ordnern angefüllt, die alle möglichen Dokumente enthielten. Ganz unten lag ein blaues Tagebuch aus dem Jahr 1976. Grace schloss den Koffer wieder, die Spurensicherung würde ihn später sorgfältig untersuchen.
Mit Bransons Hilfe entfernte er die Schutzhülle von dem Wagen, der sich als schimmernder weißer Jaguar entpuppte. Er war so makellos gepflegt, dass er trotz seines Alters aussah, als sei er gerade vom Band gelaufen und noch nie vom Schmutz der Straße besudelt worden.
»Schön!«, staunte Branson. »So einen solltest du dir auch zulegen, alter Mann. Dann siehst du aus wie dieser Fernsehkommissar, Inspector Morse.«
»Danke«, sagte Grace und öffnete den Kofferraum. Er war leer und ebenso makellos wie der ganze Wagen.
Grace schickte die Einsatzgruppe zur Garage nebenan.
Das zweite Tor gab krachend nach, und der Strahl der Taschenlampen fiel auf zwei Nummernschilder, die an der Wand lehnten. Beide lauteten: LJ04 NWS.
Das Kennzeichen von Brian Bishops Bentley.
Vermutlich genau jenes Kennzeichen, das am Donnerstagabend von der Kamera aufgenommen worden war.
Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Die Garage war ebenso tadellos sauber wie die andere. In der Mitte stand eine hydraulische Winde, mit der man problemlos einen ganzen Wagen anheben konnte. Auch hier waren die Werkzeuge säuberlich an den Wänden angeordnet. Und auf der Werkbank entdeckte er die Bedienungsanleitung für einen MG TF 160. Cleos Wagen.
»Ich glaube, wir haben den Hauptgewinn gezogen«, sagte er grimmig zu Branson und wählte Cleos Nummer. Die Leitung war tot.
Verdammt! Er wählte ihre Handynummer. Es klingelte achtmal, dann meldete sich die Mailbox.
Da stimmte etwas nicht. Er beschloss, es in einigen Minuten noch einmal zu versuchen, und wandte sich wieder der Bedienungsanleitung zu.
Mehrere Seiten waren mit gelben Klebezetteln markiert – auf der ersten Seite des Kapitels über die Zentralverriegelung und im Abschnitt über die Kraftstoffeinspritzung. Wieder wählte er Cleos Festnetznummer. Immer noch nichts. Dann das Handy. Achtmal, dann kam die Mailbox. Er hinterließ eine Nachricht und bat sie, ihn umgehend zurückzurufen. Seine Angst wuchs.
»Glaubst du, was ich glaube?«, fragte Branson.
»Was denn?«
»Dass wir den Falschen verhaftet haben.«
»Kommt mir allmählich auch so vor.«
»Aber ich kapiere es nicht. Du warst doch bei den Eltern von Bishops Zwillingsbruder. Ehrliche Leute, oder?«
»Ein bemitleidenswertes altes Ehepaar. Sie kamen mir ziemlich aufrichtig vor.«
»Und sie haben gesagt, ihr Adoptivsohn sei gestorben?«
»Ja.«
»Und sie haben dir sogar die Nummer der Grabstelle genannt?«
Grace nickte.
»Wie kann er dann munter in der Gegend herumlaufen? Haben
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