Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James

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verspätet hatten. Er beobachtete die Touristen; ein älteres Paar lief ständig im Kreis und versuchte dabei, einen Stadtplan zu lesen. Der Mann zeigte in eine Richtung, worauf die Frau den Kopf schüttelte und in die entgegengesetzte Richtung deutete. Ein Paar in mittleren Jahren marschierte entschlossenen Schrittes vorbei, beide in lächerlicher Kleidung und mit schweren Rucksäcken bewaffnet, als machten sie eine Safari im tiefsten Afrika. Zwei Jungen in Skaterjeans sprangen mit ihren Skateboards über ein Informationsschild.
    Mehrere Obdachlose, die er vom Sehen kannte, waren in der letzten halben Stunde vorbeigekommen. Vermutlich wollten sie den Tag auf dem Rasen vor dem Royal Pavilion verbringen, bevor sie wieder in ihren angestammten Hauseingang oder ihre Unterführung zurückkehrten. Sie schleppten ihr weltliches Hab und Gut in Plastiktüten oder Einkaufswagen mit sich herum und hinterließen einen säuerlichen Gestank. Allmählich kroch auch die Unterwelt von Brighton – Dealer, ihre Helfer und Kunden – aus ihren Löchern. Die Junkies hatten keinen Stoff mehr und stürzten sich in die erbarmungslose Tretmühle, um irgendwie Geld für den nächsten Schuss aufzutreiben.
    Detective Constable Packer machte sich tatsächlich Notizen. Er träumte von einer Karriere als Schriftsteller und arbeitete zurzeit an einem Drehbuch über eine Gruppe von Außerirdischen, deren Navigationssystem zusammenbricht, worauf sie auf der Erde ganz in der Nähe von Brighton notlanden müssen. Doch schon nach wenigen Tagen wollen sie unbedingt wieder weg. Zwei von ihnen sind überfallen worden, ihr Raumschiff wurde verwüstet und danach beschlagnahmt, weil sie die Abschleppkosten nicht bezahlen konnten, und das Essen schmeckt ihnen auch nicht. Zudem können sie das notwendige Online-Formular nicht ausfüllen, das ihnen Hilfe verspricht, weil dafür eine Postleitzahl und eine Kreditkartennummer erforderlich sind. Manchmal fragte er sich, ob ihn sein Job vielleicht zu zynisch machte.
    Dann riss es ihn unvermittelt zurück in die Realität. Aus dem Augenwinkel bemerkte Packer eine vertraute Gestalt, die mit hängenden Schultern vorbeischlurfte.
    Paul betrachtete den ausgemergelten jungen Mann im verschlissenen Kapuzenpulli, der Jogginghose und den schmutzigen Turnschuhen mit einer Mischung aus Ekel und Mitgefühl. Der Typ trug sein rötliches Haar genau wie er selbst rasiert, und von der Unterlippe zum Kinn lief ein dünner Streifen Bart. Paul sah zu, wie er in aller Ruhe an einem jungen Mann vorbeilatschte, der gerade seine Freundin fotografieren wollte, ohne irgendetwas um sich herum wahrzunehmen. Der Ermittler wusste genau, wohin er wollte.
    An der Mauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite hingen mehrere Geldautomaten. Der junge Mann setzte sich dazwischen auf den Boden, denn es war eine sehr beliebte Stelle für Bettler. Und schon hatte er sein erstes Ziel anvisiert – eine junge Frau, die gerade ihre Karte in den Schlitz schob.
    Paul Packer nutzte die Gelegenheit, ging hinüber und pflanzte sich vor dem Typen auf, der gerade mit heiserer Stimme krächzte: »Haben Sie vielleicht ein bisschen Kleingeld?«
    Wie zur Begrüßung streckte Packer ihm den verstümmelten rechten Zeigefinger entgegen. »Hi, Skunk. Kennst du mich noch?«
    Skunk schaute argwöhnisch zu ihm auf. Die Frau wühlte gerade in ihrem Portemonnaie. »Ich bin Polizist«, sagte Packer zu ihr. »Betteln ist verboten. Außerdem weiß dieser Bursche hier genau, wie man einen Bissen zwischen die Zähne bekommt.« Er schaute Skunk an und wackelte mit dem verkürzten Zeigefinger, wobei er seine Zähne aufeinander klacken ließ.
    »Keine Ahnung, was Sie meinen.«
    »Muss ich deinem Gedächtnis ein bisschen auf die Sprünge helfen? Wie wäre es mit einem Tag in einer Zelle? Könnte schwer werden, an Drogen zu kommen, was?«
    »Verpiss dich.«
    Packer schaute die junge Frau an, der die ganze Sache ziemlich peinlich zu sein schien. Sie schnappte sich ihr Geld und ihre Karte und eilte davon.
    »Ich bin clean«, murrte Skunk beleidigt.
    »Das weiß ich doch, Kumpel. Ich will dich auch gar nicht hoch nehmen. Ich habe mich nur gefragt, ob du vielleicht ein paar Informationen für mich hast.«
    »Was springt für mich dabei heraus?«
    »Was weißt du über Barry Spiker?«
    »Nie gehört.«
    Ein Feuerwehrauto fuhr mit lärmender Sirene die North Street entlang, und Packer wartete, bis sie verklungen war. »Und ob. Du erledigst Jobs für ihn.«
    »Nie von ihm