Nichts Als Ärger
Atmung beschleunigt hatte.
»Das gilt auch für mich«, knurrte Sallow Behdul fast unhörbar.
»Nein, diesmal geht es nicht bloß um einen Quicore.« Chaloni grinste breit, wie er es immer tat, wenn er eine neue Überraschung für sie parat hatte. Er ließ sie einen Augenblick zappeln und genoss die wachsende Spannung. »Wir machen etwas Größeres. Es ist größer, aber gleichzeitig auch einfacher.« Dann beugte er sich vor, und sein Lächeln wurde noch breiter. »Wir werden einige Besucher überfallen.«
Subars Blick glitt sofort zu der Straße, die sich unter ihnen erstreckte. Sie hatten zuvor schon Fußgänger ausgeraubt, was sich manchmal als profitabel erwiesen hatte, zuweilen war die ganze Mühe aber auch umsonst gewesen. Man musste schnell und vorsichtig vorgehen und gleich danach untertauchen. Da die Behörden unter ihrem Papierkram erstickten, neigten sie dazu, Eigentumsdelikte ganz hinten anzustellen. Verbrechen, die mit Angriffen auf Personen zu tun hatten, gaben sie den Vorrang. Subar wusste, dass das nur daran lag, dass sich ein getuntes Auto nun mal nicht so schnell beschweren konnte wie ein verletzter Bürger.
»Wen?«, wollte Dirran wissen. »Und wo?«
»Dieses Mal geht es um jemand ganz Besonderen. Ich kundschafte sie jetzt schon seit Tagen aus. Hab alles unter Kontrolle. Wir gehen rein, schnappen sie uns und verschwinden wieder. Wenn ich das richtig ausgerechnet habe, haben wir alle bald mehr Kredits zur Verfügung als in den letzten Monaten zusammen.«
Subar war genauso fasziniert wie die anderen. Sie rückten näher zusammen und konzentrierten sich nun vollständig auf ihren Anführer - oder zumindest fast, denn der immer hungrige Subar bediente sich weiterhin vom Teller mit den Köstlichkeiten, während er Chaloni den Rest seiner Aufmerksamkeit schenkte.
»Der Ort ist perfekt«, flüsterte dieser gerade. »Bellora-Park, östlicher Abschnitt.«
Missi runzelte die Stirn. »Der liegt nicht in Alewev.«
Chaloni schüttelte ungeduldig den Kopf. »Stimmt - in Shangside. Wir kommen leicht dorthin, da in der Nähe eine Station liegt, die ständig von Transportern angefahren wird. Danach hat jeder von uns sechs verschiedene Möglichkeiten, um nach Hause zu kommen. Und zwar ohne einen Kratzer.«
Diesen Moment nutzte Subar, um sowohl seine Intelligenz zu zeigen als auch zu beweisen, dass er gut aufgepasst hatte. »Du hast gesagt, du hättest ›sie‹ ausgekundschaftet.«
Der Ganganführer warf ihm einen anerkennenden Blick zu. »Genau. Es sind zwei. Eine ranghohe Frau und ein männlicher Begleiter, der sie nie aus den Augen lässt.«
Zezula klang unsicher. »Eine ranghohe Frau? Ist sie etwa eine Art Regierungsangestellte oder so?«
Auch wenn Chaloni sie damit vermutlich nur aufziehen wollte, nutzte er die Gelegenheit dazu, sein überragendes Wissen ebenso wie eine Spur Überheblichkeit zur Schau zu stellen. »So nennt man eine weibliche Thranx, die keine Eier mehr legen kann, nun mal.«
Die beiden Mädchen blickten einander an. Dirran war derart erschrocken, dass er nur schweigen konnte, was sonst eigentlich Sallow Behduls Art war. Daher war es an Subar, das auszusprechen, was die anderen dachten.
»Wir wollen zwei Thranx überfallen?«
Chalonis Ton war nun eisig. Wenn es ums Geschäft ging, verstand er keinen Spaß. »Warum nicht? Habt ihr was dagegen, Chitin anstelle von Knochen zu brechen?«
Reflexartig schüttelte Subar den Kopf. Er hatte schon Thranx gesehen, und das nicht nur im 3-D, sondern auch leibhaftig, wenngleich dies nicht oft vorkam. Sie hatten nur selten einen Grund, den Alewev-Bezirk aufzusuchen, da es dort nichts für sie zu holen gab. Aber auf einer betriebsamen Welt wie Visaria, auf der rund um die Uhr Geschäfte gemacht wurden und nanosekündlich Kredits den Besitzer wechselten, interessierte sich jede empfindungsfähige Spezies, deren Kultur einem Individuum, einem Klan, einer Familie oder einer Gruppe die Anhäufung von Reichtum erlaubte, dafür, sich eine Präsenz in der Hauptstadt aufzubauen. Und die engsten und wichtigsten Verbündeten der Menschen innerhalb des Commonwealth, die insektoiden Thranx, wussten Wohlstand ebenso zu schätzen wie viele andere.
Aber einen - oder in diesem Fall zwei - von ihnen zu überfallen, hätte sich Subar nicht einmal im Traum einfallen lassen. Während er noch da saß und seine Gedanken zu ordnen versuchte, war es an Zezula, Chaloni weiter zu bedrängen.
»Warum Thranx?«, wollte sie mit heiserer Stimme wissen. »Ich meine, ich
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