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Nichts Als Ärger

Nichts Als Ärger

Titel: Nichts Als Ärger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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aber auch die folgenden Tage keinen Grund zu Optimismus. Er versank immer tiefer in Trübsinn. Pip gab ihr Bestes, um ihm zu helfen, doch sie erkannte nicht, dass ihre Bemühungen nur dafür sorgten, dass sich die Melancholie ihres Herrn noch weiter verstärkte. Welche Hoffnung gab es für eine Gesellschaft, deren einziger selbstloser Bürger eine nichtempfindungsfähige geflügelte Kreatur war, die von einer Welt abstammte, deren Glanzzeit lange vorbei war?
    Wenn sich der Großteil der empfindungsfähigen Wesen nicht mehr füreinander interessierte, warum sollte er dann sein Leben und sein Glück opfern, um etwas zu tun, wozu die anderen nicht in der Lage waren? Selbst die kämpferischen AAnn, für die die Selbstverwirklichung das allerhöchste Ziel darstellte, erkannten einander an und respektierten das Bedürfnis, einander zu helfen, und sei es auch nur, um sich als Individuum weiterzuentwickeln. Warum sollte er derjenige sein, der alles aufgeben musste? Clarity wartete auf ihn; dessen war er sich so sicher, wie er über irgendetwas im Universum nur sein konnte. Würde er zu ihr zurückkehren und seine naturgegebene Lebenszeit mit ihr verbringen, vielleicht auf einer angenehmen Welt wie New Riviera, dann wären seine Mentoren Tse-Mallory und Truzenzuzex enttäuscht. Ihr Unmut würde ihm wehtun - ihm aber bei Weitem nicht so zusetzen wie die Schmerzen und das Leid, die er - oft völlig umsonst - bereits ertragen musste. Er war kein Kind mehr. Hatte er es nicht ebenso verdient, glücklich zu sein wie die egoistischen, egozentrischen Schwärme, die damit beschäftigt waren, Welten wie Visaria auszubeuten?
    Jeder wollte, dass er sie rettete. Wen gab es schon - außer Clarity -, der bereit war, auch nur ein wenig zu opfern, um ihn zu retten? Würde er ihr denn mit seiner Rückkehr überhaupt einen Gefallen tun, wo er doch ständig an üblen Kopfschmerzen litt, sein Talent nicht einschätzen und dessen Ausbrüche nicht vorhersehen konnte und derart viel wusste über das, was aus der Großen Leere langsam auf sie zukam?
    Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass er sich hier verlieren konnte. Sollte er auf Visaria bleiben - sei es in Malandere oder einer anderen der aus dem Boden schießenden, vor sich hin gärenden Städte -, könnte er, überwältigt von der Flut aus ungebändigten Emotionen, die ständig auf ihn einströmte, den Verstand verlieren. Wäre das denn so schlimm?, fragte er sich grübelnd. Er könnte den Dingen einfach ihren Lauf lassen und sich ergeben. Möglicherweise würde sogar der Schmerz in seinem Kopf verschwinden, oder er wäre durch dessen ständiges Auftreten derart betäubt, dass er die Fähigkeit, ihn zu spüren, einfach verlor. Das stellte eine Alternative zum Selbstmord dar, an die er zuvor noch gar nicht gedacht hatte. Das Leben als Zustand andauernder Taubheit.
    Er ging weiter durch die Nacht und ignorierte die gleißenden Lichter, die aufdringlichen menschlichen, maschinellen und Alien-Aufreißer, die neugierigen Blicke, die intimen Aufforderungen, die gemurmelten Angebote diverser Schmuggelwaren und die gespürten wie die beobachteten Konflikte. Die meisten Passanten gingen ihm aus dem Weg. Jene, die dies nicht taten, begannen plötzlich in Schweiß auszubrechen, kleine widerwärtige Dinge zu sehen, die eigentlich gar nicht da waren, oder sie fanden auf einmal doch einen Grund, die Richtung zu ändern.
    Die Nacht, der Lärm und der unausweichliche emotionale Sturm, der die Zivilisation in ihrer verrücktesten Form darstellte, schlossen einen besorgten, einsamen Philip Lynx immer mehr ein und drohten ihn zu verschlingen.

3
    Subar war kein moralischer Dieb, der nur die Bösen bestahl, nein, er beklaute jeden, den er beklauen konnte. Als Bürger des Commonwealth machte er auch keinen Unterschied zwischen den einzelnen Spezies. Besaß eine verlockend leichtgläubige Intelligenz etwas von Wert, das er problemlos an sich bringen konnte, dann interessierten ihn deren Hautfarbe, Geschlecht, Größe, Gestalt, Anzahl an Gliedmaßen, Sprache, Herkunft, Religion, Klasse, Klan oder bevorzugte Atemluft herzlich wenig. In Bezug auf das Stehlen war der Sechzehnjährige für eine vollkommene Gleichbehandlung. Wenn er die Gelegenheit bekam, verpasste er seiner Zielperson eins über den Kopf, egal, welche Form die Beule annehmen würde. War kein Kopf vorhanden, gab er sich auch mit einem entsprechenden Äquivalent zufrieden.
    Alewev galt nicht einmal als der schlimmste Bezirk der sich massiv ausdehnenden Stadt

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