Nichts Als Ärger
ihre Geschäftsbeziehungen zu unserem Arbeitgeber mehr zu schätzen als die Gelegenheit, diese gestohlenen Waren verkaufen zu können. Es stimmt allerdings, dass es eine Belohnung für deren Wiederbeschaffung gibt, aber die wird sie sich einstreichen und nicht du, du erbärmlicher, kleiner, verlogener Yibones.«
Chaloni fühlte sich schwer beleidigt und erhob sich aus dem Sessel. »Wie haben Sie mich genannt? Ich werde ehrlich zu Ihnen sein …«
Eine gewaltige Hand rammte ihn so hart zurück in den Sessel, dass dessen Rückenlehne abzubrechen drohte. Doch das war Corsk egal. Er besaß die Erlaubnis, das Eigentum anderer zu zerstören.
»Sicher wirst du das, Yibones.« Aus der Brusttasche seines Anzugs holte er ein 3-D-Standbild eines Sicherheitssensors hervor. Er faltete es auseinander, sodass mehrere Gestalten in einem unscheinbaren Lagerhaus zu sehen waren, die zahlreiche Gegenstände in einen Transporter luden. »Kennst du einen dieser fröhlichen Gesellen?«
Mit pochendem Herzen versuchte Chaloni, sich nichts anmerken zu lassen. »Von denen hab ich noch nie einen gesehen, die kenne ich nicht.«
Corsk nickte und wirkte noch immer geduldig. »Natürlich nicht. Und was ist mit denen hier?«
Nacheinander wurden dem Jungen mehrere Standbilder vor die Nase gehalten. Seine Reaktion blieb unverändert. Keine der Personen auf den Bildern sah aus wie er. Insgeheim war er unendlich dankbar. Die teuren Verkleidungen hatten sich wirklich ausgezahlt.
»Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen.« Er machte ein argloses Gesicht. »Sind das die Verbrecher, die die Sachen gestohlen haben?«
Daraufhin wurde Corsks Tonfall besänftigend. »Das sind sie in der Tat. Erkennst du jetzt einen von ihnen?« Er ließ den Daumen über die Rückseite eines der Bilder gleiten, woraufhin ein Abschnitt vergrößert wurde, bis die darin isolierte Gestalt den gesamten Rahmen ausfüllte. Es war Chaloni. Während er das Bild anstarrte, dankte er innerlich den unsichtbaren Kräften, die bei den Stadtwerken von Malandere ihren Dienst taten und dafür sorgten, dass es im vorderen Teil des Ladens so kühl war. Ansonsten wäre er nämlich in Schweiß ausgebrochen.
»Ich sagte doch, dass ich diesen Kriminellen nicht kenne. Das wusste ich auch vor der Vergrößerung schon.«
Mit einem verständnisvollen Nicken bewegte Corsk erneut den Daumen. »Bitte. Versuch es noch ein letztes Mal.«
Im Raum zwischen ihnen schwebte, umgeben von einem Rahmen, eine Nahaufnahme der isolierten Gestalt, von der nur eine Seite des Kopfes zu sehen war. Es war ein erstaunlich nichtssagendes Bild - mit Ausnahme des einfachen, dreieckigen Ohrrings, der im Ohrläppchen steckte. In der exakten Mitte des Dreiecks befand sich ein sehr kleiner, unechter roter Diamant, der durch eine beständige Ladung dort festgehalten wurde. Chaloni trug einen solchen Ohrring schon seit Jahren. Er trug ihn Tag und Nacht, beim Schlafen und Einkaufen, beim Duschen und beim Sex. Er trug ihn schon seit so langer Zeit, dass er schon fast zu einem Teil von ihm geworden war.
Und diesen Teil von sich hatte er vergessen zu entfernen, als er vor dem Überfall auf die Lagerhalle seine Verkleidung übergestreift hatte.
Lächelnd streckte er die Hand aus, um das Bild näher zu sich heranzuholen. Corsk ließ es geschehen. Sobald er es in der Hand hatte, zog Chaloni es direkt an sich heran, runzelte die Stirn - und schob es dann direkt in das rechte Auge des großen Mannes. Dieser stieß einen spitzen Schrei aus, taumelte nach hinten und griff mit einer Hand nach seinem Gesicht, während er mit der anderen wild um sich schlug. Der schnelle und bewegliche Chaloni stürmte augenblicklich aus seinem Stuhl. Er versuchte gar nicht erst, die Vordertür zu erreichen, von der er ja wusste, dass sie verschlossen war. Stattdessen rannte er nach rechts und weiter in den Laden hinein. Es musste einen Hintereingang geben. Die beiden Gauner hatten ihn benutzt, um das Geschäft zu betreten, ohne von ihm gesehen zu werden, die verräterische Ms. Benawhoni verwendete ihn höchstwahrscheinlich, um bestimmte Waren anliefern zu lassen, und mit etwas Glück wäre er offen und er konnte auf diese Weise fliehen.
Er stürzte schwer zu Boden, noch bevor er den vorderen Ladenabschnitt verlassen hatte. Wild zuckend erkannte er, dass sich etwas Schwarzes und Seilartiges wie eine Peitsche um seine Fußknöchel geschlungen hatte. Selbst in seiner zunehmenden Panik konnte er sich noch fragen, welchem seiner Verhörer es in der
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