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nichts als die wahrheit

nichts als die wahrheit

Titel: nichts als die wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Fernseher darauf schließen. Sie konnte es nicht lassen, sich den Stapel Bücher anzusehen, der auf dem Boden neben dem Sofa lag. »Fama – die Geschichte des Gerüchts« lag obenauf. Anne mußte widerwillig grinsen, als sie merkte, daß dieser Buchtitel alle Vorbehalte gegen Peter wieder mobilisierte. Wo war der Kerl?
    »Auf der Flucht«, sagte sie laut. Vor ihrem und dem Zorn aller anderen Weiber, die er jemals gekränkt hatte. Seltsamerweise beruhigte sie diese Vorstellung.
    Sie ging die Treppe wieder hinunter. Aus der Küche hörte sie den Hund winseln. Sie machte ihm die Tür auf. Schweifwedelnd kam er hinaus, lief an ihr vorbei und drückte eine weitere Tür im engen Flur auf, die sie übersehen hatte. Sie folgte dem Tier in ein düsteres Zimmerchen.
    Durch die Werkstattfenster mit ihren vielen Sprossen fiel kein Sonnenstrahl, draußen waren sie vergittert, und wann sie zuletzt geputzt worden waren, mochten die Götter wissen. Viel konnte sie nicht erkennen. Von etwas, das wie ein Schreibtisch aussah, flackerte ein grünes Licht zu ihr herüber, unter dem Tisch leuchtete es rot und grün. Das Summen und Klicken, das sie hörte, war ihr vertraut. Sie suchte nach dem Schalter neben der Tür. Brummend und flackernd ging eine Neonröhre an. Neben dem Stuhl vor dem Schreibtisch mit dem eingeschalteten Computer saß der Hund und sah sie erwartungsvoll an.
    Peter Zettels Büro war so aufgeräumt wie der Rest des Hauses – also mehr oder weniger. In einem Metallregal standen Aktenordner und einige Bücher, die, nach dem Etikett zu urteilen, aus einer Leihbibliothek stammten. Auf dem Schreibtisch lag ein Schreibblock neben der Computertastatur und einem knallroten Mousepad. Auf dem Fenstersims hockte neben einem länglichen Gegenstand, der wie ein verrostetes Metallstück aussah, ein bleicher menschlicher Schädel. Wahrscheinlich mit einem Teelicht innen drin, dachte Anne. Manche Leute haben seltsame Vorstellungen von gelungener Innendekoration.
    Das Büro hinterließ den Eindruck, als ob sein Besitzer gleich zurück sein würde. Die Kaffeetasse auf dem Schreibtisch war halb voll, der Aschenbecher auch und im Computer arbeitete es wieder vernehmlich.
    »Komm!« sagte Anne leise zum Hund, der folgsam aufstand und ihr schweifwedelnd hinterherlief. Dann zog sie die Tür von außen zu.
    Sie kam sich wie ein Eindringling vor und fühlte sich nicht wohl dabei. Was ging sie Peter Zettel an? Und was, fügte sie mit wieder erwachender Wut hinzu, interessierte sie, ob er seine Töle verhungern und verdursten ließ? Die Töle hatte eine rote Hundeleine mit Halsband in der Schnauze, als Anne die Haustür schon geöffnet hatte. Mit gerunzelter Stirn sah sie dem Tier in sein erwartungsvolles Gesicht, bis der Hundeschwanz sein Wedeln einstellte und sich enttäuscht senkte. Ihr Mitleid siegte.
    Als sie dem Hund das Halsband aus der Schnauze nahm und es ihm umlegen wollte, spürte sie unter ihren Fingern ein ledernes Täschchen – in Herzform, dachte sie, auch das noch. »Ich heiße …« stand auf dem inneliegenden Blatt in Schönschrift vorgedruckt.
    »Amber« hatte jemand hinzugekrakelt. Wahrscheinlich der gleiche, der in die Rubrik »Ich wohne bei …«
    »Peter Zettel« eingetragen hatte, »Kollwitzstr. 54«.
    »Komm, Amber«, sagte Anne laut und ließ die Haustür hinter sich zufallen. Die Freude der Hündin löste Gefühle aus, die ihr zeigten, was sie in den letzten Tagen vermißt hatte: Leben. Sie war gerührt. Sie fühlte sich getröstet.
    Eine Stunde später kamen sie zurück, müdegetobt vom guten alten Stöckchenspiel. Vor der Toreinfahrt preßte sich der Hund an ihr rechtes Knie. Das Tier hatte gespürt, was auch sie plötzlich zu spüren glaubte: Sie wurden beobachtet. Irgend jemand war da, irgendwer – Anne blickte um sich, hinter sich. Niemand war da. Natürlich nicht.
    Sie klingelte an Zettels Tür und wartete kurz. Aber im Grunde hatte sie nicht erwartet, daß er zurück sein würde. Als sie die Tür aufschloß, um das Tier hineinzulassen, ging eine junge Frau mit einem kunstvoll um den Kopf geschlungenen roten Tuch über den Hof, zum Mülleimer.
    »Gut, daß sich endlich einer um das Vieh kümmert! Das Geheule den ganzen Tag!«
    »Wie lange heult sie denn schon?«
    »Das Vieh? Na seit die alte Frau Fiebig im Krankenhaus liegt. Die hat sich ja sonst immer um alles gekümmert, wenn der Herr mal wieder unterwegs war.« Die junge Frau machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Und – seit wann ist die Frau Fiebig im

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