Nichts für Anfänger - Roman
beizubringen, wie man mit Frauen umgeht, indem sie mir die Kniescheiben wegpusten und mir alle Zähne ausschlagen. Und währenddessen murmle ich die ganze Zeit Dinge wie Scheiße und Kacke und so ein Mist und kann nicht ganz glauben, was verdammt noch mal aus meinem Leben geworden ist.
Ich denke an Vater Jasons Lebensgeschichte und frage mich, ob es zu spät für mich ist, runter in die Innenstadt zu gehen und mich dort in einer Kirche vor dem Altar auf den harten Marmorboden zu werfen und auf den leuchtenden Mann aus dem Himmel zu warten, der plötzlich, wie aus dem Nichts, auftaucht und mit einem magischen Blitz die Abtreibungsspritze aus seiner Handfläche zaubert und all meine Probleme löst. Beim Gedanken daran, wie Saidhbh und ich bald an irgend einem murksigen Montagmorgen aufbrechen, um mit meinen Ersparnissen in der Tasche von Dun Laoghaire aus die Fähre zu nehmen, und Saidhbh neben mir wie eine lebende Tote aussieht, wird mir schlecht, und dann erst all die Geschichten und Lügen, die wir werden erzählen müssen, nur damit wir beide für alle Ewigkeit unser Leben und unseren Geist und unsere Seelen ruinieren können, ohne dass es jemand herausfindet.
Darüber denke ich nach und auch darüber, wie recht Mam und die ganzen Mams morgens beim Kaffee haben, wenn sie sagen, dass sich das Leben in Sekundenbruchteilen ändern kann. In einem Moment hast du noch deinen Pelzmantel an und läufst vor der Castre-Mount-Kirche über die Straße, und dann bleibst du stehen, um Maisy McDonald auf Nummer 40 zu winken, und stolperst über deine eigenen Absätze und knallst gegen den Bordstein und spaltest dir den Kopf, einmal mittendurch, zack, tot. Der Pelzmantel. Jetzt nützt er dir gar nichts mehr. Du kannst ihn nämlich nicht mitnehmen. Nein, du kannst ihn nicht mitnehmen.
Ich wünschte, ich hätte mir den Kopf am Bordstein gespalten, statt das Leben meiner einzigen Liebe zu zerstören und dabei Staatsfeind Nr. eins von einem bekannten IRA -Obermacker zu werden – und es ist nicht so, als könnte ich sagen: Nein, Taighdhg, ich hab ihr nicht ins Gesicht geschlagen, ich hab ihr bloß ein Baby gemacht! Ganz zu schweigen von Mam und Dad. Diese Neuigkeiten bringen Dad garantiert ins Grab. Seine letzten gesunden Zellen werden einfach zusammenschrumpfen und absterben, wenn sie von der Sache hier Wind bekommen. Die Mädchen werden verrücktspielen, Gary wird sich verpissen, und ich fliege wahrscheinlich wegen widernatürlichem, total animalischem Verhalten von der Schule.
Wie gesagt, denke ich über all das nach, als ich meinen Schlüssel ins Garagentor stecke und sofort ein extrem selten gewordenes Geräusch aus dem Wohnzimmer kommen höre. Und ob, es ist das Dam, Dam, Dam von Hooked on Classics. Für einen Moment durchströmt mich ein Megaglücksgefühl, und ich schieße ins Haus und bin auf der Stelle total aufgeregt, weil Dad sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten gesund genug fühlt, um den Plattenspieler anzudrehen und unser Haus mit den lauten, stetigen und merkwürdig elektronischen Takten von Tschaikowsky, Mozart und Mendelssohn zu füllen.
Ich stelle mir sogar vor, wie Dad glatt rasiert in seinem Anzug im Schaukelstuhl an der Wand sitzt, mit angewinkelten Ellenbogen und der gefalteten Zeitung in seinem Schoß, und sich gut genug und aufgeweckt genug fühlt, um Witze auf Mams Kosten zu machen. Und die Mädchen, Sarah und Siobhan, sind heute zu Besuch da und sind glücklich genug und geborgen genug, um Dad lächelnd und unter Kichern zu sagen, dass Hooked on Classics der letzte Mist ist. Ich zische in Erwartung der kompletten Wiederherstellung unserer familiären Idylle, wie sie für so kurze Zeit einmal existiert hat, durch die leere Küche auf direktem Weg ins Wohnzimmer, und was muss ich sehen?
Vater O’Culigeen höchstpersönlich sitzt wie der personifizierte Albtraum in Schwarz auf dem Sofa, klammert sich an eine Tasse Tee und ein Stück Apfelkuchen, klopft mit den Füßen den Rhythmus mit und lässt augenblicklich ein riesengroßes Lächeln in meine Richtung blitzen, als würde er sagen wollen, Du, Freundchen, bist so gut wie tot!
14
Der Plan
W as er in Wirklichkeit sagt, ist natürlich: Hallihallo,Fremder! Und zwinkert mir zu und lächelt mich an. Er sitzt alleine mit Mam da. Die Mädchen wurden raufgeschickt, um mit ihren Sindy-Puppen zu spielen. Dad schläft. Mam, die sich ebenfalls an ein Stück Apfelkuchen klammert, hat die Platte extra für O’Culigeen aufgelegt, damit Schwanensee, aufgepeppt mit
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