Nichts für Anfänger - Roman
Schlagzeug-Beat, die perfekte musikalische Tääterää-Begleitung für ihr offenes Gespräch am Sonntagmorgen liefern kann.
O’Culigeen, sagt Mam ganz nah vor seinem Gesicht, ist der Familie wegen gekommen. Um zu sehen, wie es Dad geht und alles. Sie sagt, dass Dads Fortschritte ihm neuen Mut geben und er hofft, uns alle schon bald im Familiengottesdienst um halb elf begrüßen zu dürfen. Sie fügt hinzu, dass O’Culigeen Dad sogar im Schlaf gesegnet hat. Er hat sich über ihn gelehnt und den Heiligen Geist gebeten, auf seinen Körper aus dem Himmel herniederzugehen und durch seinen rechten Arm in Dads Körper zu fahren und das letzte bisschen medizinische Arbeit zu leisten, das dort noch nötig ist, um Dad endlich ganz zurück ins Reich der Lebenden zu bringen. Und weißt du was?, fragt Mam und lehnt sich mit einem aufgeregten Grinsen nach vorne, Genau in dem Moment ist dein Vater aufgewacht und hat gesagt, ihm ist heiß!
Und dass einem heiß ist, hatte O’Culigeen ihr gesagt, ist ein Zeichen dafür, dass der Heilige Geist ganz in den Körper gelangt ist und dort seine Wunder verrichtet. Mam hatte das Fenster geöffnet, um etwas Luft reinzulassen, und Dad war wieder eingeschlafen, aber Mam war sich sicher, dass er diesmal friedlicher aussah, weil Gottes Kraft in ihm weilte. Und dann sagt sie, Dem Vater hier sei Dank!
O’Culigeen legt einen Heiliger-als-heilig-Gesichtsausdruck auf und nickt andächtig, als wäre er der beste Pfarrer in ganz Irland und nur zu schüchtern, es zuzugeben. Ich sage nichts. Ich sehe die beiden mit leerem Blick an und warte darauf, dass die berühmte O’Culigeen-Falle zuschnappt. Nämlich genau jetzt.
Oh, und der Vater hat eine Überraschung für dich!, sagt Mam und spuckt dabei vor Aufregung beinahe ein paar Kuchenkrümel aus. Er nimmt dich und eine ganze Bande Jungs am Freitag zu einem Campingwochenende zum Three Rock Mountain mit. Und noch bevor ich ein paar Takte dazu sagen kann, dass das auf jede nur mögliche Art eine totale Schnapsidee ist, sagt sie mir, ich soll mir keine Sorgen machen, dass O’Culigeen ihr alles von uns erzählt hat und dass ich mich am Ende etwas zu gut mit ihm verstanden habe und unser Verhältnis zu eng geworden war und ich ihn in meiner Stunde der Not wie einen älteren Bruder behandelt habe und nicht wie die respektierte Säule unserer Gemeinde, die er nun mal ist. Und dass O’Culigeen wegen all dem, was bei mir zu Hause gerade vor sich ging, mit Dad, nicht so hart zu mir sein wollte und mein obsessives Verhalten ihm gegenüber duldete und deshalb nichts gesagt hat, als ich ein bisschen Kleingeld aus seinem Portemonnaie geklaut habe und es an Respekt habe mangeln lassen, als er live gepredigt hat und als ich die halbe Flasche Messwein in der Sakristei getrunken habe. Nein, sagt sie, O’Culigeen sei bereit, bei alledem Schwamm drüber zu sagen und die Vergangenheit ruhen zu lassen und noch einmal von vorne zu beginnen, ein ganzes gesundes Wochenende lang könnten wir neu zueinanderfinden, draußen inmitten von Mutter Natur.
O’Culigeen lächelt. So richtig oberschleimig. Game over, sagt er damit. Du bist tot, sagt er damit. Sobald ich dich in die Finger kriege.
Er und ich, wir sehen einander eine gefühlte Ewigkeit lang an. Er hat einen richtig grenzdebilen Blick in den Augen und einen leichten Schweißfilm auf der Stirn. Als hätten ihn die zehn Minuten mit Saidhbh im Beichtstuhl heute Morgen und die Nachricht, dass sie schwanger mit meinem Baby ist, nun komplett um den Verstand gebracht. Als hätte es ihn augen blicklich aus der Sakristei getrieben und in sein Auto direkt vor unsere Haustür, den Kopf voller Tatendrang und mit einem unausgegorenen Plan, weil er es einfach nicht mehr aushält und sich auf irgendeine Weise rächen will. Er will mir zeigen, wer hier der Boss ist und was ich verpasse, weil ich nicht an seiner Seite bin, in seinem Leben, in seinen Träumen und in Papua-Neuguinea, weil wir dort nicht im Busch Händchen halten, seltene Affenarten beobachten und Kannibalen ausweichen und dann die ganze Nacht lang unterm Südseehimmel rumknutschen und rumvögeln.
Ich weiß nicht, was ihm meine Augen antworten, aber die Neuigkeiten von Saidhbh und das Baby in ihrem Bauch und die Welt, die um uns herumwabert, haben auch mich verändert. Völlig verändert, wie Spits McGee sagen würde. Denn in meinem Herzen sage ich mir zum ersten Mal, vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben: Nein!
Ich habe fünf Tage, um es diesem Schwein zu
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