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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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bekommen. Sarah und Siobhan waren immer total groggy und haben immer nur gesagt: Verpfeif dich mit deinem Guten Morgen! Claire und Susan dagegen quietschten immer vor Freude, wenn Mam zu der Stelle mit Dir! kam, denn dann tanzte sie immer näher ans Bett ran, Stückchen für Stückchen, und pikste einem mit riesengroßen Kitzelfingern in die Achselhöhle, wenn sie Dir! sagte.
    Wenn ich hörte, wie sie zur Tür von Fionas und meinem Zimmer kam, musste ich immer sofort kichern und mir während des ganzen Liedes die Decke übers Gesicht ziehen und steigerte mich in einen hysterischen Lachanfall hinein, wenn sie zum piksenden kitzelnden Dir! Dir! Und Dir!-Höhepunkt kam.
    Natürlich mache ich das mit dem Kitzeln bei Saidhbh nicht. Aber den Rest mache ich genauso, direkt da in der Dunkelheit, und mir gelingen sogar ein paar Links-rechts-Tanzschritte. Manchmal antwortet sie mit einem Stöhnen. Manchmal kichert sie sehr leise unter der Decke und seufzt: Finno der Madser. Und manchmal sagt sie nichts. An solchen Tagen verlasse ich sofort das Haus, ganz leise schlüpfe ich zur Tür raus und fühle mich wie ein ziemlicher Volltrottel.
    Der Weg rüber zu Grace’s Angels, von Kilburn durch Queen’s Park bis nach Ladbrooke Grove, hilft mir dabei, mich zu erinnern, dass ich in London bin und mein Leben ziemlich cool ist und dass man sich an alles gewöhnt, wenn das Leben seiner Freundin davon abhängt. Und eigentlich ist London ziemlich genauso wie Dublin, wenn man mal von der Menge der Leute, der Größe der Straßen, der Schnelligkeit der Autos, den ohrenbetäubenden Geräuschen und den Schwarzen absieht.
    In Dublin haben wir außer den Shilawehs eigentlich keine Schwarzen, aber hier gibt es Millionen davon. Obwohl Fiona sagt, dass das daran liegt, in welchem Teil der Stadt wir wohnen, und dass die Schwarzen und die Iren immer in jeder Stadt der Welt zusammengeworfen werden, weil wir das Letzte vom Letzten sind. Alle hassen die Schwarzen, sagt sie, weil sie faul sind und riesige Schwänze haben und nur darauf aus sind, Sex mit den ganzen weißen Frauen zu haben. Und alle hassen die Iren, weil sie faul sind und dauernd besoffen und ihre Schwänze für nichts anderes gebrauchen, als in den frühen Morgenstunden auf dem Weg vom Pub nach Hause gegen deine Tür zu pissen. Insofern sind die Iren und die Schwarzen zusammen eine fatale Kombination, sozusagen eine einzige große, faule, besoffene, rumtorkelnde Sexmaschine, die man besser in den hintersten Ecken einer jeden Stadt versteckt.
    Fiona ist so cool. Seit sie in London lebt, ist sie richtig weise geworden und weiß viel mehr, als sie damals wusste, als sie noch in Dublin lebte. Außerdem nimmt sie alles richtig ernst, ihren Job und total erfolgreich zu sein und alles, wie die Frauen mit den Schulterpolstern im Fernsehen. Total geschäftsmäßig fegt sie den ganzen Tag durch Grace’s Angels und erzählt mir die Kurzfassung der Geschichte bis heute, dass in London eine Viertelmillionen Iren leben, aber die meisten davon sind Frauen, weil zu Hause in den Käffern meistens die irischen Männer das Land erben, und selbst, wenn sie nichts erben, sind die meisten Iren für gewöhnlich Muttersöhnchen, wohingegen die Mädchen immer ein bisschen tougher und wegen ihrer Kindheit, die davon geprägt ist, von wütenden Non nen ver kloppt zu werden und von ihnen gesagt zu bekommen, sie sollen das Maul halten und Tee kochen, etwas abenteuerlustigere Seelen sind.
    Sie sagt, das Grace’s Angels zurzeit wegen der vielen irischen Mädchen boomt, die jede Woche in Kilburn auftauchen. Obwohl es immer schwieriger und schwieriger wird, den Dumpfbackigsten von ihnen einen Job zu besorgen, weil sich die Jobs gerade verändern und jeder bestenfalls tippen können muss oder zumindest lesen und schreiben. Deshalb gibt es jetzt bei Grace’s Angels eine ganze Reihe Schreibmaschinen an den Fenstern, und an den meisten Tagen ist es mehr wie in einer Schule als in einer Arbeitsagentur, und die nervös aussehenden Mädchen bekommen jedes Mal von Tante Grace mit dem Lineal einen Hieb auf die Fingerknöchel, wenn sie mit einem Finger tippen wollen statt mit der ganzen Hand. Ja, ja, sagt Fiona, und klingt dabei wie ein alter Hase, alles dreht sich nur noch um die FVB s – soll heißen, sagt sie, und sieht mich an, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, Finanzen, Versicherungen und Banken. Denn noch vor zehn Jahren, wenn man Tante Grace glaubt, konntest du die Mädchen überall unterkriegen. In

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