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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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dieser Stelle sagt er: Bitte keine Witze, Ladys! Aber außer Jamie lacht niemand, dafür kann der schon nicht mehr vor Lachen. Roger erzählt die ganze lange Geschichte darüber zu Ende, wie er Jamie von der Straße aufgelesen und ihn gewaschen hat und ihn von den Drogen wegbekommen und für ein neues Leben in London in Form gebracht hat, an seiner Seite. Und dann, ganz am Ende, bricht er selber in Gelächter aus und sagt, dass das Ganze nur ein Witz war und dass er Jamie in der Bar vom Hilton auf der Park Lane kennengelernt hat, weil sie beide auf derselben Konferenz waren. An dieser Stelle lacht Jamie noch lauter als vorher und sagt, während er nach Luft schnappt, immer und immer wieder: Selbe Konferenz! Hahahahaaaaa! Selbe Konferenz!
    Wir trinken auch Wein, für mich eine Premiere. Ich habe schon Wein getrunken, als Teil der Plörre, die man sich am Ende von Partys zusammen mit Wodka und Gin aus den Getränkeresten in den Gläsern zusammenkippt und die einen zwar zum Würgen bringt, aber auch so weit aufweckt, dass man zum Tanzteil der Party durchhält. Aber das hier ist anders. Das hier ist ein volles Glas Rotwein, rubinrot, das direkt vor mir steht, wie eine lebendige Person, in einem Weinglas, ohne Eile, und ich muss nicht alles auf einmal runterkippen, weil mich jemand dabei sehen und meiner Mam sagen könnte, dass ich Schande über die Familie bringe. Im Grunde ist es hier das genaue Gegenteil davon, weil wenn ich hier einmal am Glas genippt habe, kommt Soz sofort an meine Seite gefegt und macht das Glas wieder randvoll.
    Ich verliere sofort den Überblick darüber, wie oft ich schon genippt habe, aber ich weiß, dass der Abend gut läuft, weil Roger irgendwann alle um ihre Aufmerksamkeit bittet, mich seinen keltischen Kumpel nennt und mich darum bittet, ihm meine Geschichte zu erzählen. Ich habe den ganzen Abend wie das Fleisch im Sandwich zwischen Roger und Jamie gesessen. Damit sie, wie Billy sagt, nicht den ganzen Abend miteinander tratschen wie ein paar benebelte riah shushers, aber hauptsächlich habe ich Roger dabei zugehört, wie er mir von allem und jedem erzählt, das irgendwie mit seinem Leben zu tun hat. Er hat mit den leichten Sachen angefangen, mit Baseball und den ganzen Kunstgalerien, in die er Jamie in den letz ten zwölf Monaten mitgenommen hat, und dass er diesen klei nen italienischen Wilden mit der englischen Kultiviertheit und der amerikanischen Sportlichkeit vertraut machen wollte. Woraufhin Jamie seinen Kopf um mich herumbog und Roger schön feste gegen die Schulter boxte und wieder in schallendes Gelächter ausbrach und sagte: Kleiner Wilder! Hihihiiii! Kleiner Wilder!
    Als die Schoko-Brownies serviert werden, ist Roger jedoch ganz ernst. Er erzählt mir über seinen Arschloch-Vater und seine Kindheit im Staat New York und davon, dass es zwei Sorten Schwule auf dieser Welt gibt – solche, die schon schwul auf die Welt kommen, und solche, die von jemand anders schwul gemacht werden, als wären sie ein Vampir oder ein Jedi-Ritter in Star Wars. Dieser »jemand«, der ihn auf die schwule Seite gezogen hat, war zufälligerweise sein Arschloch- Vater. Ein Arschloch-Vergewaltiger, der jede einzelne Nacht seiner Kindheit zerstört hat, bis er einen Weg gefunden hat, sich zu befreien, als er gerade mal ein Teenager war, und für immer in die offenen Arme der Big City zu entkommen. Genau wie du, sagt er und zwinkert mir zu.
    Mittlerweile habe ich eimerweise Wein intus, sodass ich ihm sage, dass ich selbst nicht schwul bin, aber dass ich drüben in Dublin einen Schwulen kenne. Sofort korrigiere ich mich selbst und sage, Eigentlich ist er eher ein Vergewaltiger als ein Schwuler. Ein bisschen wie dein Dad, nehme ich an. Für einen Augenblick sieht Roger total verletzt aus, als wäre es für ihn okay, fiese Dinge über seinen Dad zu sagen, aber nicht für jemanden wie mich. Er fährt langsam mit seiner Hand über seinen glatten Glatzkopf und schnappt sich dann sofort sein Glas und klimpert mit einer Gabel dagegen und bittet mich vor allen, dem Tisch meine Geschichte zu erzählen.
    Dadurch wird die Atmosphäre irgendwie komisch, und Billy sagt Roger sofort, er solle mich in Ruhe lassen. Soz keift Billy an, er soll nicht so eine Glucke sein, und schlägt sich auf Rogers Seite und sagt, er will meine Geschichte auch hören. Das Ganze hat sofortige Auswirkungen auf mich, als hätte mich plötzlich jemand umgedreht und den ganzen Rotwein aus mir herausgeschüttelt, und ich bin wieder nüchtern. Als

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