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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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maschinengewehrmäßig, keine Gefangenen, keine Gnade.
    Ein bisschen so ist es bei Helen und mir auch. Wir merken, dass die Schüler am Teetisch unruhig werden und gelangweilt mit den Füßen wippen, also müssen wir mit allem hastig und kurz und knapp rausplatzen und riesenlange Geschichten über das Leben und die Liebe in ein paar kurze Worte packen. Meine Sachen handeln hauptsächlich von Saidhbh und unserer Reise nach London und dass ich Saidhbh »in Schwierigkeiten gebracht habe«. Helen hört sich alles an und lächelt nach bester Gott-Manier, als würde sie alles, was ich ihr erzähle, sowieso schon wissen, so wie der liebe Gott jedes Haar auf deinem Kopf kennt, bevor du überhaupt auf die Welt kommst und Haare hast oder einen Kopf. Sie sagt mir, dass sie das alles glasklar vor Augen hat. Als ich sie frage, was das heißen soll, lacht sie nur und nennt mich einen Dummie und sagt, dass das quer über mein Feld verteilt steht, mein aurisches Feld jetzt, und dass sie das alles lesen kann, wie eine lebendige Sprache, wegen den Farbkreisen und Energiewirbeln, die vor meinem tatsächlichen physischen Körper herumschweben.
    Ich sehe ALLES! , sagt sie, mit mega Betonung auf dem Wort alles, und dabei nickt sie so bescheuert, wie man eben nickt, wenn man jemandem damit sagen will, dass man tonnenweise Geheimnisse über ihn kennt. Und dann lacht sie, schwingt ihr Bein nach vorne, gibt mir von ihrem Massagetisch aus einen sanften Tritt, als wäre das Ganze ein Riesenwitz, aber irgendwie auch nicht.
    Helens letzte Geschichte handelt hauptsächlich davon, wie super ihr Leben ist, seit sie der Schule beigetreten ist. Sie sagt, obwohl sie mit Bernie und Delores in einer schäbigen Zweiraumwohnung in Shepherd’s Bush wohnt und immer noch die eine oder andere Hochzeit oder Abendschicht mit den Oompa Loompas macht, hofft sie, das alles irgendwann aufgeben zu können, um sich Vollzeit den Astralwissenschaften zuzuwenden und vielleicht direkt für Serenity Powers höchstselbst zu arbeiten und sogar nach Kalifornien zu ziehen!
    Zurück zur Quelle, was?, sagt sie, während sie die Augen zum Himmel rollt und dann seufzt: Mein Gott, das Ganze ist so aufregend! Du wirst schon sehen, denk an meine Worte!
    Und dann hält sie plötzlich inne, lehnt sich vor und schaut mir direkt ins Gesicht.
    Du kommst doch für mehr Heilen zurück, oder?
    Sie sagt das so, als wäre ihr gerade erst der Gedanke gekommen, dass ich das Ganze eventuell abblasen und wieder ein ganz normaler, nicht vielfarbiger armer Schlucker werden könnte, und als wäre die bloße Existenz dieses Gedankens für sie wie ein Stich ins Herz.
    Bevor ich jedoch antworten kann, hüpft sie vom Tisch, packt mich fest bei den Schultern, knallt ihre Stirn gegen meine und gibt mir das heilige Versprechen, mich noch vor Jahresende in eine ausgewachsene Heilmaschine zu verwandeln, wenn ich bei den Astralwissenschaften bleibe. Du wirst die Toten auferstehen lassen, sagt sie, und in ihren Augen glitzert es.
    Später am selben Abend renne ich fast die Haustür ein, um Fiona alles über Helen Macker zu berichten. Deano ist auf dem gesamten Heimweg im Auto launisch und eingeschnappt darüber, dass ich nach meiner ersten Sitzung schon der Star der Klasse bin, also bleibt er meilenweit hinter mir zurück, als ich die Stufen raufschieße und lauthals schreiend zu Fiona und Saidhbh ins Zimmer platze: Wisst ihr was? Wisst ihr was? Ich brauche ein, zwei Sekunden, um zu kapieren, dass das große Licht schon aus ist und Fiona neben der Matratze hockt, auf der Saidhbh angezogen und halb zusammengekrümmt unter der Decke liegt, bei Kerzenlicht. Saidhbh sieht etwas aufgequollen aus, als hätte sie geweint, aber ich versuche, das zu irgnorieren, und erzähle Fiona stattdessen von dem Treffen mit Helen Macker und was für ein völlig verrückter Abend es gewesen ist. Zuerst sagt Fiona nicht viel, außer ein paarmal »Ist ja irre!«, bevor sie mir ins Wort fällt und riesige Glotzaugen macht, die auf den schniefenden Körper auf der Mat ratze deuten, und dann sagt sie, dass Saidhbh ihre Ruhe braucht und ich sie nicht weiter mit meinen unnötigen Geschichten belästigen soll. Ich sehe fragend zu Saidhbh rüber, die Fionas Protest lediglich mit einer Handbewegung wegwischt, wie die Königin bei einer Bediensteten, was wohl heißen soll, dass es für den Moment schon okay ist, wenn ich weiterbrabbeln will.
    Ich liefere ihnen beiden alle schmutzigen Details. Darüber, dass Helen Macker jetzt

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