Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
Vom Netzwerk:
Make-up-Spezialistin und Superheilerin in einer Person ist, dass sie zum Schluss nach Fiona gefragt und sich seit den Hockeytagen kaum verändert hat. Ich übertreibe bei der Beschreibung der Narben und lasse sie weitaus gruseliger erscheinen, als sie in Wirklichkeit waren, weil es so für die anderen interesssanter ist und Helen dadurch etwas fieser scheinen lässt und nicht so lustig und gesprächig und funkensprühend, wie sie heute Abend tatsächlich war.
    Ich erzähle auch vom Heilen und den vielen Fähigkeiten, die Helen mir ganz umsonst beibringen wird. Ich berichte Saidhbh von den vielen Sachen, die Helen über uns gesagt hat und über unser Baby, und dass sie über mein aurisches Feld fühlen kann, dass das Baby immer noch mit einer aurischen Schnur an Saidhbh dranhängt und dass es meine Aufgabe sein wird, falls ich genug Heilungssitzungen machen werde, den männlichen Part zu übernehmen und die Schnur zu zerschneiden und das Baby in die Freiheit des Universums zu entlassen. Was ungefähr so wie eine Geburt sein wird, nur rückwärts.
    Saidhbh schüttelt wie verrückt den Kopf, als sie das hört, und haut so oft auf die Matratze, dass Fiona sie festhalten und zur Beruhigung ihre Hand nehmen muss. Saidhbh sagt lange gar nichts, doch dann stützt sie sich auf die Ellenbogen und sagt mir, dass ich ein völliger Vollpfosten bin, wenn ich ernsthaft glaube, dass ich ihr Jackson wegnehmen kann. So heißt unser totes Baby. Später bei einem Kriegsrat mit Fiona in der Küche finde ich heraus, dass Saidhbh den hauseigenen Plattenspieler rauf in ihr Zimmer genommen und den ganzen Nachmittag lang Thriller gehört hat. Fiona versucht, nicht total peinlich berührt zu klingen, als sie erzählt, dass Saidhbh zum ersten Mal wieder ihre Tage bekommen hat, seit sie das Baby verloren hat. Und das ist ihr gar nicht gut bekommen. Ich frage sie, ob sie irgendeinen bestimmten Song auf der Platte gehört hat, und vermute, dass es wohl »Billy Jean« war, weil das der anstößige ist, den wir zu Hause nicht hören durften, weil es darin darum geht, ein Kind zu bekommen, ohne verheiratet zu sein. Fiona schlägt mir einmal auf den Hinterkopf und sagt, dass ich ein Trottel bin und dass Saidhbh das komplette Album immer wieder durchgehört hat, wenn ich es genau wissen will.
    Sogar »P. Y. T.«?
    Ja, sagt sie, sogar »The Lady in My Life«.
    Saidhbh sagt, dass Jackson das Beste war, was ihr je in ihrem ganzen verschissenen Leben passiert ist. Ich wusste, sagt sie, dass das Ganze einen Sinn haben musste, einen Grund. Gott wollte, dass wir diesen ganzen Schmerz durchstehen, für Jackson. Er wollte sichergehen, dass wir bereit für ihn sind. Als Eltern. Sie reißt ihre Hand von Fionas los und rollt sich auf die Seite, sodass ihr Rücken unter der Decke hervorguckt, immer noch in einem grellgrünen Pulli, als sie einen imaginären Raum vor ihrem Bauch abschirmt. Sie fragt mich mit dem Gesicht zur Wand, ob ich wirklich glaube, dass sie nach allem, was passiert ist, zulassen wird, dass ich ihr Jackson wegnehme. Sie sagt mir, dass man sie nur über ihre Leiche voneinander trennen wird. Und dann streckt sie ihre kaputte Hand aus der Decke raus, um zu sagen, dass sie es ernst meint. Sie dreht ihr Gesicht komplett ins Kissen und flüstert leise den Namen Jackson vor sich hin, immer und immer wieder, gesprenkelt von mein Liebling, mein Schatz, mein süßer kleiner Junge. Fiona wirft mir einen Blick zu. Wir verstehen schon und schleichen aus dem Zimmer.
    Unten halten ich, Deano, Fiona und Tante Grace Kriegsrat. Wir schließen alle Türen, Fiona setzt Tee auf, schaltet den Fernseher aus, und Tante Grace trinkt Rotwein. Sie hört sich mit versteinertem Gesicht die Helen-Macker-Story an und sagt dann auf der Stelle, dass sie Saidhbh in eine psychiatrische Klinik die Straße rauf in Cricklewood einweisen lassen wird. Darüber bricht ein Riesenstreit aus, in dem Deano im Prinzip sagt: Auf keinen Fall, das wäre herzlos, und Fiona und Tante Grace sagen: Auf jeden Fall, zu ihrem eigenen Schutz. Ich sage nichts, weil ich nicht gut im Argumentieren bin und normalerweise brillante Einfälle habe, die am Ende aber als nervöse Sätze rauskommen, die eigentlich total offensichtlich und kein Stück brillant sind.
    Und mal davon abgesehen, wird mir bei der ganzen Sache etwas übel, wie damals, als ich zu Hause vor der Küchentür saß und lauschte, wie Mam und Dad darüber stritten, Fiona auf so ein megastrenges Internat am Arsch der Welt zu schicken, weil sie

Weitere Kostenlose Bücher