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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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Serenity ihr erlaubt, so viele Sitzungen zu leiten. Wie heute Abend! Sie macht ganz große Augen und zieht ihre Brauen ganz hoch, um zu sagen: Wir leben schon in einer komischen Welt.
    Ich sage ihr wiederum, dass es total verrückt ist, dass wir uns wiedergetroffen haben, und dann ausgerechnet in London! Aber sie wird sofort total weise und ganz still und schüttelt einfach nur den Kopf und sagt mir, dass sie es wusste. Sie sagt, dass man sich nicht gegen die Kräfte des Universums wehren kann und gegen das Licht und die Energie. Dann lächelt sie und streichelt mir über die Wange, als wäre ich ein entlaufener Welpe, der wieder zurück zu Hause ist, oder ein verlorener Sohn.
    Deano weiß nicht, was er in der Zwischenzeit tun soll. Vor Helen ist er hauptsächlich unsicher und stotterig, vor allem, weil er sie bisher nur als die heilende Winterregen gesehen hat, die für ihn entweder ein kleiner feuchter Furz war, der ihn in der Astralwissenschaftsschlange übersprungen hat, oder eben, dank Serenity Powers’ Qualitätsstempel, tatsächlich eine richtige Oberheilerin sein könnte.
    Für ihn ist es merkwürdig, sie dort auf dem Massagetisch sitzen zu sehen, ganz entspannt und gesprächig und jung. Ab und zu schwebt er zu uns rüber, wenn er hört, dass ich gerade rede, und mischt sich mit kleinen dekorativen Details ein, zum Beispiel, wie lange wir schon bei Tante Grace wohnen. Aber ansonsten, vor allem, wenn Helen und ich wirklich Tacheles reden, schwebt er einfach rückwärts durch den leeren Saal zu den anderen Schülern, die schon lange ihre Heilhandtücher eingepackt und die restlichen Tische zusammengeklappt und sich beim Teetisch zu heißem Wasser mit Zitrone zusammengefunden haben und auf Insiderinfos zu Winterregens plötzlicher Missachtung der Regeln im Astralwissenschaftshandbuch hoffen.
    Natürlich muss heute niemand für die Sitzung bezahlen. Und Helen flüstert mir sogar zu, dass ich für meinen Unterricht keinen Penny latzen muss. Sie wird sich bei der Bossfrau höchstpersönlich für mich einsezten. Es wäre mir eine Ehre, sagt sie, dich aus der Reserve zu locken. Und dann zwinkert sie, als wäre sie ein bisschen unhöflich geworden. Was irgendwie komisch ist. Weil, unsere Plauderei jetzt und hier ist so rundum fantastisch, dass sich ein Teil von mir total schuldig fühlt, vor allem, wenn es in meinem Bauch anfängt zu kribbeln, so wie ein Bauch nun mal kribbelt, wenn einem klar wird, dass man jemand getroffen hat, auf den man steht, oder garantiert irgendwann in absehbarer Zukunft stehen wird.
    Und ich muss die ganze Zeit an etwas denken, was Mozzo mal im Scherz gesagt hat, über Weiber und Muschis und dass er jedes Mädchen in Kilcuman haben könnte, ihm das aber gar nicht einfällt, weil zu Hause Saidhbh auf ihn wartet. Und der Witz war eben, dass er garantiert nicht für einen gammeligen Burger das Haus verlässt, wenn zu Hause ein saftiges Steak auf ihn wartet. Was heißen sollte, dass Saidhbh das Steak war und jedes andere Mädchen, das er auf der Straße auf dem Weg zum Quinnsworth oder Foley’s traf, einfach nur ein Burger. Mozzo hat Gary und mir auch gesagt, wenn es darum geht, eine Muschi abzubekommen, sollte man nicht zum Kaminsims raufgucken, während man im Feuer herumstochert, was ein ziemlich blöder Spruch war, der nur dafür sorgte, dass wir uns irgend so ein kopfloses Ding mit Weihnachtskarten um den Hals und einer brennenden Muschi vorstellten, bei dem man sich die Augenbrauen abfackelt, wenn man zu nahe an die Glut kommt. Aber für einen Moment bleibe ich bei der Steak-und-Burger-Sache hängen und denke, dass Saidhbh gerade in diesem Moment zu Hause in ihrem Glengall-Gefängnis sitzt und am Fenster Rothmans pafft oder ihre heutigen Baumarbeiten durchblättert. Und ich weiß, dass sie ein Steak ist und immer ein Steak sein wird. Und dass Helen mit ihren super Geschichten und ihren funkelnden Augen lediglich ein ganz besonderer Burger ist.
    Und außerdem plaudern wir ja nur über alte Zeiten. So wie Mam, wenn sie nach fast zehn Jahren zufällig eine von den alten Weibern aus ihrem früheren Schwimmverein in Bray wiedertrifft, als sie auf dem Weg zurück in die Henry Street die Ha’penny-Brücke überquert. Dann fangen die beiden an zu johlen und umarmen sich ein paar Sekunden lang und stellen dann fest, dass sich ihre Wege nach diesem Plausch wieder trennen werden, und deshalb müssen sie im Schnelldurchlauf alles bequatschen, was in den verlorenen Jahren passiert ist,

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