Nichts für Anfänger - Roman
Schockwellen nur in eine einzige Richtung sendet – nach Hause. Gary schickt mir dazu eines seiner endlos langen Epen und sagt, dass alle in Dublin total ausgeflippt sind, als sie davon gehört haben. Und dann haben Dad und Mam ein weiteres riesiges Treffen mit den Donohues, von Familie zu Familie, wo Mam mit der Wahrheit rausrückt und Taighdhg Donohue in Tränen ausbricht und sagt, dass er seinen rechten Arm dafür geben würde, die Zeit zu dem Tag zurückzudrehen, an dem ich zum ersten Mal in ihr Haus und Saidhbhs Leben geschlendert bin. Er kann einfach nicht glauben, dass Saidhbh in London in einer Irrenanstalt sitzt, was für ihn praktisch einem englischen Knast gleichkommt. Er sagt, dass er immer gewusst hat, dass ich ein faules Ei bin, worauf ein riesiger Streit ausbricht, in dem Mam mich verteidigt und Taighdhg mit dem Finger auf Mam und Dad zeigt, weil sie als Eltern versagt haben. Gary sagt, dass Sineads Aufgabe nur darin bestand, Taighdhg zu beruhigen, während mein eigener Dad einfach mittendrin aufgestanden ist und in seinem Morgenmantel schweigend das Zimmer verlassen hat und zurück ins Bett gegangen ist. Taighdhg hat ihm jede Menge Beleidigungen hinterhergerufen, dass er seinen Kopf in den Sand steckt und so, aber Gary nimmt an, dass mein Dad zu viele Medikamente genommen hatte, um sich groß darüber aufzuregen. Womit nun alles an Mam hängt.
Da sie ihr gesamtes Leben damit verbracht hat, sieben verschiedene Persönlichkeiten am Esstisch gleichzeitig umherzujonglieren, ist Mam großartig darin, Streite zu vermeiden. Laut Gary, der teilweise seine Mam und den Rest der Gerüchteküche am Schultor zur Coláiste Mhuire ni Bheatha belauscht hat, hat Mam die Donohues einfach abgefüllt und mit ihnen darüber geplaudert, wie schwer es heutzutage ist, Kinder zu haben. Taighdhg hört auf, sie anzubrüllen, und sie einigen sich gemeinsam auf einen vorläufigen Waffenstillstand. An der Tür winkt Mam ihnen noch mal zu und verspricht, sie am nächsten Morgen anzurufen, was sie aber nicht tut. Mam ist das Ganze zu peinlich, und ihr fällt nichts Besseres ein, als ihre gesamten Ersparnisse in ein superteures Flugticket zu stecken, damit sie ihren Sohn sehen kann, der ja wohl nun wirklich sein Bestes gibt, und dann seiner Exfreundin mitzuteilen, dass sie mit den Selbstmordversuchen aufhören soll, weil sich drüben in Dublin alle Sorgen um sie machen!
Taighdhg Donohue ist am nächsten Tag völlig im Sack und versinkt sofort in einem tiefen, dunklen Loch, das eigentlich ein Fall für die Klapsmühle seiner Tochter wäre.
Gary sagt, dass er tagelang nur säuft und schließlich ganz aus Dublin und seinen üblichen Verstecken verschwindet. Tatsächlich ruft sogar der Konrektor der Coláiste Mhuire ni Bheatha bei Sinead an, und sie sind kurz davor, die Polizei zu rufen, als Taighdhg eines Morgens taufrisch auf der Matte steht, als wäre nichts gewesen, und sagt, dass es an der Zeit ist, dass ihr Leben weitergeht und es Saidhbh in London bestimmt spitze geht, und sehen wir sie nicht sowieso in den Weihnachtsferien?
Niemand kann sich seine Verwandlung erklären, aber Gary sagt, dass die Gerüchteküche brodelt. Hauptsächlich geht es um Die Bewegung. Es sind nur Vermutungen, aber Peadar Clancy von der Coláiste Mhuire ni Bheatha, der beste Freund von Saidhbhs Bruder Eaghdheanaghdh, nimmt an, dass Taighdhg rauf in Den Norden gefahren ist, um Kontakt mit der ’RA herzustellen. Er nimmt an, dass die ihm noch jede Menge Gefallen schuldig sind, weil er damals deren Jungs auf seinem Wohnzimmerboden hat schlafen lassen. Er muss die Strippenzieher gebeten haben, ein paar ’RA-Agenten nach London zu schicken, um seine Tochter zurückzuholen und den Typen zu exekutieren, der sie geschwängert hat. Oder noch einfacher. Vielleicht würde auch ein Anruf in London, bei so abrufbereiten Geheimmitgliedern einer mobilen Einsatztruppe in Knightsbridge reichen, die gerade eine Pause davon machen, Einkaufszentren und Pferde in die Luft zu jagen. Codewort und Adresse genügen, zusammen mit dem Befehl, das arme Mädchen zurück nach Irland zu holen und dem jungen Welpen eine Lektion darüber zu erteilen, wie wir hier auf der Smaragdinsel unsere Frauen behandeln!
Natürlich, schreibt Gary, sind das alles nur Spekulationen, und dass Peadar Clancy gesagt hat, dass Eaghdheanaghdh gesagt hat, dass sie alle nur Scheiße erzählen und dass sein Vater einfach nur fünf Tage lang sternhagelvoll irgendwo am Arsch der Welt im Graben gelegen hat.
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