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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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Hause kommen, ist Tante Grace stinksauer und sagt, dass sie Saidhbh gerade erst nach einem riesig dramatischen Ladyshave-Vorfall ins Krankenhaus gebracht hat.
    Keine Sorge, sagt sie, die Verletzungen sind nicht allzu schlimm, allerdings musste sie mit einigen Stichen genäht werden.
    Aber vor allem sagt Tante Grace, dass sie gleich am nächsten Morgen ins Cricklewood Mental Health Centre verlegt wird. Sie sagt, dass Saidhbh bei den Leuten im Krankenhaus den Bogen gehörig überspannt hat und sie sie nicht nach Hause lassen. Diesmal nicht, bis sie beweisen kann, dass sie für sich selbst keine Gefahr darstellt und keine richtige Irre ist. Für den Moment ist Fiona bei ihr, bis das Licht ausgemacht wird, doch Tante Grace sagt, dass sie diesen Irrsinn nicht mehr ertragen kann. Sie verschüttet etwas Wein auf ihrem senfgelben Teppich und donnert einmal mit ihrer Faust auf den kleinen braunen Beistelltisch neben ihrem Sessel. Mühsam steht sie auf und schlurft geistesabwesend durch den Raum, schluchzt leise und murmelt etwas darüber, dass sie sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten hätte einmischen und sich um Irland nicht hätte scheren sollen. Deano sagt: Hör mal, Grace, und versucht, einen Arm um sie zu legen, aber sie schubst ihn unterkühlt von sich weg. Sie sagt ihm, dass er sie anekelt mit seinem ganzen Eso-Peso-Scheiß.
    Genau!, sagt sie und dreht sich plötzlich zu mir, als hätte sie die beste Idee aller Zeiten. Was ist denn jetzt mit deinem Eso-Heilkram, hm?, sagt sie mit einem furchtbar gehässigen Gesicht. Ihre Augen sind blutunterlaufen, und sie ist nahe genug, dass ich ihren Atem riechen kann. Nur Alk. Du bist mir verdammt noch mal ein toller Heiler!, sagt sie. Wen willst du denn bitte heilen, wenn du noch nicht mal deine eigene scheiß Freundin heilen kannst?

9
    Echt jetzt. Möge das Heilen beginnen!
    D er gesamte nächste Monat verschwimmt in einem einzigen verrückten Nebel. Tante Grace hatte natürlich vollkommen recht, also bin ich möglichst schnell wieder bei Sinnen und setze alles daran, Saidhbh zu heilen und sie möglichst schnell von der ganzen Traurigkeit in sich drin zu befreien. Das muss definitiv noch vor Weihnachten sein. Jetzt oder nie. Helen ist davon allerdings weniger begeistert. Sie sagt, dass ich noch größeren Schaden anrichten könnte, wenn ich anfange, Saidhbh zu heilen, ohne auch nur einen einzigen Grundlagenkurs der Astralwissenschaften absolviert zu haben. Das sind keine Kinderspielchen, wenn man riesige Mengen kosmische Energie durch einen Körper pulsieren lässt, warnt sie. Mit einer einzigen falschen Bewegung, einem einzigen Chakra, das sich plötzlich gegen den Uhrzeigersinn dreht, oder einer halben Einatmung statt einer vollen Ausatmung kann es gut sein, dass ich Saidhbhs innere Trauer in eine ausgewachsene Psychose verwandle. Trotzdem erklärt sie sich einverstanden, mich auf schnellstem Wege einsatzfähig zu machen oder mich zumindest so weit zu bringen, dass ich die Basics beherrsche, und zwar pronto. Als sie von dem letzten Selbstmordversuch hört, bietet sie natürlich sofort an, selbst Hand anzulegen, doch als ich es Saidhbh vorschlage, sagt sie, dass sie sich auf der Stelle mit der kaputten Zeichenschiene, mit der sie in der Beschäftigungstherapie horizontale Ebenen zeichnet, ein Auge aussticht, wenn diese scheiß Helen Scarface sich der Cricklewood-Klapsmühle auch nur auf eine Meile nähert.
    Die Klinik stört sie ganz und gar nicht, sie sagt sogar, dass es im Grunde eine nette Abwechslung davon ist, in der Glengall-Bude am Fenster zu sitzen und Zigaretten zu paffen. Sie sagt, dass es Jackson auch total gut gefällt und dass die arme kleine Seele nichts lieber tut, als an der Nabelschnur zwischen ihren Beinen zu baumeln, während sie aus jedem nur erdenklichen Künstlerzubehör seit Menschengedenken alle möglichen Meisterwerke erschafft. Ich und Fiona besuchen sie, sooft wir können. Von außen sieht das Gebäude total schick und edel aus, wie ein liebliches Landhaus, mit Kletterpflanzen an den Wänden und riesigen Gärten vorne und hinten, aber innen drin ist es ziemlich schäbig und riecht nach superstarkem Dettol. Die Böden sind aus Marmor und die Räume so groß wie Klassenzimmer, und die Türen bestehen aus mit Draht durchzogenem Glas, damit man reinlinsen kann, um zu sehen, was die Irren so treiben, ohne dass sie mit ihren dicken, irren Köpfen die Scheibe einschlagen und sich mit den rasierklingigen Scherben zu Hackfleisch verarbeiten

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