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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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sehe, den Brontosaurier in der riesigen Halle, der so massiv aussieht und als wäre ihm alles schnurzpiepegal, tröpfelt die Filmmusik in meinen Kopf. Ich erinnere mich an die Cowboys auf ihren Pferden und wie sie ein klitzekleines Special-Effect-Pferdchen jagen und die Jagd völlig aus dem Ruder gerät, als sie gierig werden und von dem winzigen Pferd zu einem winzigen Dinosaurier übergehen und schließlich zu einem riesigen Kerl, Gwangi höchstselbst, dem Star des Films.
    Die Musik ist total pulsierend. Sie geht so: Denuhnenuh-denuhnenhuh-denu! Nenunu, nenunu, nenunu! Wie ein Irrer summe ich die Melodie, als ich um den Brontosaurier rumlaufe und mir alle möglichen verrückten Schwierigkeiten vorstelle, die es geben würde, wenn er plötzlich zum Leben erwachen würde. Ich beobachte die Kinder um mich herum, mit ihren Mams, und die Kinder auf Schulausflügen und frage mich, ob sie den Spaß ihres Lebens haben. Ich frage mich, ob es Gary hier gefallen würde. Oder Saidhbh. Fiona war schon mal hier, und als ich versuche, ihr davon zu erzählen, tut sie voll so, als müsste sie gähnen, und sagt: Wen interessiert’s? Ich weiß nicht, was sie damit meint, aber es ist sicher nichts Gutes, denn Tante Grace gibt Fiona einen leichten Klaps auf den Kopf, und Fiona entschuldigt sich bei mir und stellt mir ein paar Fragen über meinen Tag.
    Tante Grace lässt mich diese Trips alleine machen. Aus einem Fahrplan im Büro sucht sie mir die ganzen richtigen Busse raus und sagt, London ist total sicher, weil einen so viele Leute beobachten. Und dass die wirklich gefährlichen Orte winzige irische Dörfer auf dem Land sind, wo es niemanden interessiert, wenn du dein Baby irgendwo im Feld bekommst oder in einen Brunnen geschmissen wirst, wenn du nicht ganz richtig tickst. Sie sagt, dass die ganzen alten irischen Märchen über Feen und Banshees nur Ausreden für jede Menge Babymorde und andere Morde sind, wo die Dorfdeppen zu viel schwarzgebrannten Whiskey getrunken haben und am nächsten Morgen, von Leichen umringt, aufgewacht sind und irgendwem dafür die Schuld geben mussten. Tante Grace kann total gut so einen Dorftrottel nachmachen, dann sagt sie so: Au Backe, ich hab grad das uneheliche Baby von meiner Schwester mit ’ner Mistgabel erstochen! Das war das Feenvolk, das mich dazu gekriegt hat!
    Ich gehe auch in diese riesige Kirche, die ist beim Dinosaurierskelett gleich nebenan. Das ist einer von Fergus’ Lieblingsorten in London. Er sagt, dass er da hingeht, um zu beten und Gott nahe zu sein. Wann immer die Stadt ihn runterzieht, kommt er schnurstracks hierher, geht rein, klatscht sich Weihwasser an die Stirn, sucht sich eine leere Reihe und sackt auf die Knie. Mit Gott redet er, wie er sagt, wie mit einem lange verloren geglaubten Freund. Sie plaudern, sagt er. Er erzählt Gott vom Leben bei Border Town und wie viel Trinkgeld er bekommt und wie schnell er einen Singapore Sling mixen kann. Und Gott hört einfach zu und scheint mit allem sehr zufrieden zu sein. Dann zündet Fergus eine Kerze an, sieht sich ein paar von den tollen bunten Fenstern an und macht sich wieder auf in die Welt, mit ganz viel neuer Energie und gottmäßigem Strahlen.
    Als ich hingehe, ist es gerammelt voll. Und der Gottesdienst ist auf Latein. Ich sitze ganz vorne und weiß alles, was man antworten muss, und überprüfe das Timing der Messdiener bei den Fürbitten. Hier sind die Messdiener keine Jungen, sondern Männer. Was ein bisschen komisch aussieht, aber vermutlich eine schlaue Idee ist. Wenn sich irgendwer drüben in der Sakristei an einen von denen ranmachen würde, würden sie ihm vermutlich zur Belohnung ein ordentliches Veilchen verpassen. Ich frage mich, ob LOC schon hier gewesen ist, seit er in London angekommen ist. Wobei er jetzt ja total anti-kirchlich und bärtig geworden ist und wahrscheinlich denkt, dass Gott voll der Müll ist und nur Miniliebhaber zählen. Er hält Wort und kommt an jedem Wochenende zu meiner Arbeit, und auch an jedem anderen Tag unter der Woche, selbst wenn ich nicht da bin. Er isst nur zwei Sachen von der Speisekarte – Steak-Chimichanga oder Lachs-Fajita –, sitzt während des ganzen Essens ruhig an seinem Lieblingsvierertisch und geht wieder.
    Billy macht für mich richtig Stunk und sagt Trevor, dass er LOC auf jeden Fall rausschmeißen muss. Doch Trevor sagt, dass LOC trotz Bart und dreckiger Hose der perfekte Kunde ist, und er sich wünschen würde, alle Kunden wären so wie er, und da Billy nicht

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