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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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unabsichtlich, total schlecht in wirklich allem geworden, was sich innerhalb von St. Cormac’s abspielt. Eine absolute Niete. Spits McGee schickt mich an den meisten Tagen in die letzte Reihe. Nachsitzen samstags morgens wegen Mr. King. Und donnerstags extra Hausaufgaben nach Bruder Seamus’ Sozialkundeunterricht. Ich gucke viel ins Leere. Ich vergesse meine Hausaufgaben zu machen. Manchmal hält eine ganze Schulstunde lang die Welt in meinem Kopf an, und alles um mich herum verschwimmt, und ich komme mir vor wie ein Typ, der nachts in seinem Zimmer aufwacht und keinen blassen Schimmer hat, wo er ist. Außerdem höre ich Stimmen. Ich sehe Dinge. Filmausschnitte, Momentaufnahmen. Augenblicke und Fetzen aus der Vergangenheit und verstörende Bilder, die keinen Sinn ergeben. Stimmen und Geräusche, die in mir drin zischen und brennen wie Helen Mackers Augen. Lehrer mögen so was nicht. Und für Dad ist es noch schlimmer. Weil Dads Kinder, zumindest seine Töchter, bei Tests und Prüfungen immer gut sind und beim Debattieren und Camogie und Netball und Hockey. Und als nun endlich ich an der Reihe bin, Sachen zu gewinnen und goldene Sternchen zu sammeln und mich in der weiterführenden Schule als Dads bester Nachkomme hervorzutun, indem ich die rest lichen St.-Cormac’s-Jungs völlig in meinen Schatten stelle, ist es ein gewisser Schock für ihn, festzustellen, dass mein Performance-Level leider noch ein bisschen unter der Marke auf ganzer Linie verkackt liegt.
    Dass ich Messdiener geworden bin, ist ihm auch egal. Er hat sich bis tief in die Nacht mit Mam gestritten deswegen. Hat ihr gesagt, dass meine unsterbliche Seele scheißegal ist, wenn ich mein Leben auf der Straße verbringen würde, weil ich den Schulabschluss verkackt habe. Einmal hätte ich schwören können, dass er sich auf dem Klo die Augen ausgeheult hat. Er fragte Mam, was zum Henker denn mit mir passiert ist, wie ich mich von einem stinknormalen Durchschnittsluftikus, der gerne seine Hausaufgaben und Physikexperimente gemacht hat, in einen launischen, schweigsamen Kerl verwandelt habe, der kaum einen Stift anrührt und immer noch kein braunes Schutzpapier um seine neuen Schulbücher geklebt hat, obwohl der Winter schon angefangen hat.
    Die Messdienergeschichte ist natürlich O’Culigeen zu verdanken. Er hat ungefähr zwei Minuten gebraucht, um sein Versprechen an den allmächtigen Gott, von jetzt an ein ehrlicher, nichtvergewaltigender Kirchenmann zu sein, über Bord zu werfen.
    Stattdessen taucht er gerade mal drei Tage nach dem Übergriff bei uns zu Hause auf und säuselt meiner Mam irgendeinen blöden Priesterquatsch ins Ohr, über die Reinheit meiner Seele, die unbedingt aufrechterhalten werden muss, und den stillen, göttlichen Einfluss der heiligen Messe. Kurz gesagt, sind sie sich nach einer Tasse Tetley’s und drei eingetunkten Ginger Snaps einig, dass ich zu Höherem als dem Kirchenchor bestimmt bin und stattdessen endlich bereit, Messdiener zu werden. Nicht gut. Mam ruft mich aus meinem Zimmer runter und sagt, ich soll O’Culigeen zum Auto hinterherrennen und mich bei ihm bedanken. Er kurbelt das Fenster runter und zwinkert mir durch seine Sonnenbrille zu. Und bevor er Knight - Rider -mäßig davonbraust, sagt er, dass er mein kleines Problem gelöst hat. Declan Morrissey, sagt er auf meinen fragenden Blick und fügt hinzu: Von dem kleinen Hündchen wirst du so schnell nichts mehr hören!
    Ich bin donnerstags abends in der Messe und samstags in der Andacht. Zweimal die Woche, jede Woche, ohne Ausnahme. Und vor jeder Messe, wenn wir eigentlich in uns gehen und beten und bierernst werden sollten, kann O’Culigeen einfach nicht anders, als in sein aufgekratztes Element zu kommen. Oh mein Junge dies, oh mein Kind das, komm her zu mir, mein liebes Kind, und so weiter und so fort. Und dann wirft er einen Blick auf die Uhr, sorgt dafür, dass die anderen mit dem Plakettenputzdienst beschäftigt sind und sich um den Meister Proper streiten, schiebt mich in Richtung Sakristei, meistens schließt er hinter uns ab, und macht sich ans Vergewaltigen.
    Netterweise hört er irgendwann mit dem Würgen auf, was wirklich rundum eine Erleichterung ist. Und statt danach zu heulen und zu beten, stopft er mich mit Schokolade und Kau gummi voll, und manchmal, wenn er gerade nichts da hat, gibt er mir sogar Geld. Ganz toll. So nach dem Motto: Hier hast du fünfzig Pence, was für mich ungefähr zehn Pennys sind, und danke noch mal. Als hätte ich gerade die

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