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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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Windschutzscheibe von seiner Karre poliert oder das Unkraut aus den Beeten am Seiteneingang gerupft. Er hört auch auf, mir Vorwürfe zu machen, tut nicht mehr so, als ob ich ihn gegen seinen Willen mit irgendeinem Voodoo-Fluch belegt hätte. Danach, wenn er sich langsam wieder im Griff hat und ich zusammengekauert auf dem Boden liege, völlig abgestorben, ohne eine Träne im Auge oder ein Gefühl in meinem Herzen, macht er einen auf beste Freunde. Tut so, als wären wir beide zusammen zwei Riesenschwuchteln, nur er und ich gegen den Rest der Welt, mit unserem großen Geheimnis, dass wir beide total drauf stehen, die Hosen runterzulassen und draufloszuvögeln. Den Teil hasse ich am meisten. Im ersten Teil ist er wenigstens einfach Luke O’Culigeen, der vergewaltigende Pfarrer. Das kann ich verstehen und ihn ausblenden und mich selbst ausblenden und gehen und nicht mehr da sein. Aber in diesem zweiten Teil, wo er so tut, als ob wir die schwule Version von The Two Ronnies wären, würde ich am liebsten heulen, bis mein Magen platzt und mir die Innereien aus den Ohren quellen.
    Zu Hause verbringe ich mehr und mehr Zeit damit, allein in meinem Zimmer aus C90-Kassetten ellenlange Mixtapes zu machen, einfach nur mit Jimmy Sommerville, weil mit Soft Cell bin ich durch, und außerdem mag Fiona Bronski Beat und hat einen besseren Geschmack als ich und meistens recht, was so was angeht. Es ist jetzt mein Zimmer, ohne Fiona, auf Dads strikte Anweisung hin. Er hat sie zu Susan und Claire gesteckt, weil Mam ihm gut zugeredet hat, dass es manchmal besser ist, dem Gaul eine Karotte zu geben als die Peitsche. Mein eigenes Zimmer zu haben, ganz für mich allein, sollte aus mir einen Musterschüler machen, der Mathe und Bio paukt und wieder freundlich ist, statt ein maulfauler Kerl, der ins Leere guckt und launisch aussieht und nur zum Leben erwacht, wenn er zu seinem Kassettenrekorder tanzt und sich bis zum schwindelnden Vergessen auf der Stelle dreht und so laut er nur kann »Run away, turn away, run away, turn away, run away!« singt.
    Ich ziehe mich auch wie Jimmy an, enge Jeans und ratzekurze Haare. Und ich schreibe mit Tipp-Ex Bronski Beat in Schnörkelschrift hinten auf meine Jeansjacke, genau wie auf dem Plattencover. Die Jacke ist uralt und viel zu kurz für mich, aber das ist genau richtig, und sie geht mir genau bis zum Bauchnabel, und dann krempel ich noch die Ärmel hoch, genau wie Jimmy bei Top of the Pops.
    Die Jacke hat Mam mir vor Jahren gekauft, als ich noch ein kleines Kerlchen war und den Sechs Millionen Dollar Mann toll fand. Ich dachte, dass ich darin aussehe wie Steve Austin auf dem riesigen lebensgroßen Poster, das mal die gesamte hintere Schlafzimmerwand bedeckt hat und bei dessen Anblick Tante Jane einen Riesenschreck bekam, als sie während unserer alljährlichen Neujahrsfeier reinguckte, um im Spiegel nach ihrem Lippenstift zu sehen. Tante Jane ist Dads Schwester und eine alte Jungfer aus Dublin, die keinen Mann abbekommt und immer einen riesen Flatschen Lippenstift trägt, der ihr in die Mundwinkel läuft, sodass sie aussieht wie der Joker bei Batman aus dem Fernsehen, nur in einer blauen Seidenbluse von A-Wear. Und als sie dann allen die Story erzählt hat, wie sie beim Anblick dieses gut aussehenden Superhelden auf einem Poster im Spiegel vor Schreck zusammengezuckt ist, fanden die meisten das ganz besonders lustig, aber auch ganz besonders traurig. Als wäre es dumm von ihr, beim Anblick eines Typen auf einem Poster zusammenzuzucken, aber dass ein Teil von ihr eigentlich hoffte, dass Steve Austin tatsächlich lebendig ist und eingefroren in seiner Sprintpose nur darauf wartet, dass sie in mein Zimmer kommt, damit er sich wieder bewegen kann und sie aus diesem langweiligen alten männerlosen Dasein entführt, in das sie unfairerweise geraten ist.
    Mam hat natürlich nichts gegen die neue Frisur, weil in ihrem Regelbuch aus der guten alten Zeit ein kurzer Haarschnitt bedeutet, dass du ordentlich, ansehnlich und grund ehrlich bist und einen guten Ehemann abgeben würdest. Und in der Messdienerrobe, sagt sie, sehe ich quasi wie ein Heiliger aus. Je kürzer, desto besser, wenn es nach ihr geht. Sie sagt Dad, dass das mit der Schule nur so eine Phase ist und dass er sich daran zurückerinnern soll, wie schlecht Siobhan war, als Sarah anfing, alles zu gewinnen und Siobhan sich an den Gedanken gewöhnen musste, die Zweitbeste zu sein, was ein ganzes Jahr Schwänzen und Ladendiebstahl gedauert hat.
    Dad ist

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