Nichts für Anfänger - Roman
und plaudern. Ganz klar ist das der beste Part, und mir wird klar, warum O’Culigeen so drauf steht. Nur dass wir keinen Müll labern, von wegen die Welt bereisen und Rache an unseren Schafe fickenden Brüdern am Arsch der Welt nehmen. Nein, bei uns geht es megaintim zu, wir erzählen Geschichten von unseren Familien, die wir im Bus auf der O’Connell Street nie im Leben erzählt hätten.
Vor allem Saidhbh kann es kaum erwarten, mir zu erzählen, was sich in den Donohue-Towers hinter verschlossenen Türen abspielt. Sie sagt, dass ihr Dad andauernd Nervenzusammenbrüche hat, weil er dem ganzen Druck als Oberlehrer an der Coláiste Mhuire ni Bheatha nicht gewachsen ist und weil sein eigener Dad, Saidhbhs Opa, bei einem mitternächtlichen Brand gestorben ist, als sein Sohn noch winzig klein war und er allein von seiner nutzlosen Alki-Mutter aufgezogen wurde. Deswegen ist er in dem Glauben groß geworden, dass die Nation Irland mitsamt ihrer Geschichte seine Mutter und sein Vater in einem war und dass er mehr zu so ollen Besserwissern wie Michael Collins und Eamon de Valera gehörte als zu den wirklichen Körpern aus Fleisch und Blut, die ihn auf die Welt gebracht hatten. Sie sagt, dass ihre Mam die Hälfte der Zeit die Krankenschwester für ihn spielt, dass sie ihm den Alk aus der Hand nimmt und ihm Essen in den Mund stopft und ihn bettfertig macht, bevor der Schultag wieder losgeht. Sie sagt, dass ihr Bruder Eaghdheanaghdh deshalb stumm geworden ist. Er weiß nicht, was er dazu sagen soll. Hört die ganze Zeit oben Thrash Metal, macht allein in einer Zimmerecke sein Headbanging und sitzt seine Zeit ab, bis er alt genug ist, das Nest zu verlassen.
Saidhbh erzählt mir, dass das Schlimmste ist, wie sich die Leute hinter seinem Rücken das Maul über ihren Dad zerreißen. Sie sagt, in der Schule ist es der reinste Albtraum, und sie platzt andauernd in Gespräche hinein, in denen es darum geht, dass ihr Dad voll der IRA -Anhänger ist und jede Menge ernsthafte IRA -Freunde hat und wie er damals das Haus ihrer Familie in einen sicheren Unterschlupf für ausgebrochene IRA - Häftlinge verwandelt hat. Letztes Jahr war es am schlimmsten, sagte sie. Am Tag, nachdem die Häftlinge aus dem Maze-Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen waren, konnte sie keinen einzigen Klassenraum betreten, ohne dass über ihren Dad und ihre Familie getuschelt wurde und darüber, dass jetzt eine ganze Horde ’ RA -Männer auf ihrem Wohnzimmerboden schlief, und der einzige Grund, warum niemand die Polizei rief, war, dass sich niemand aus Rache die Kniescheiben wegpusten lassen wollte. Das Ganze spitzte sich so zu, dass sie fast zwei Wochen lang aus der Schule genommen wurde. Genau wie ihr Vater. Gerade so lange, bis die Geschichte langsam im Sand verlief, so etwa zu dem Zeitpunkt, als die beiden lesbischen Nonnen bei Late Late auftraten und die ganze Nation bis zum Jahresende mit einem hysterischen Was-wird-nur-aus-unserem-Land-Skandal ablenkten.
Saidhbh macht eine kurze Pause, und ich sage: Also? Und sie sagt: Also was?
Ich frage sie, ob nach dem Maze-Ausbruch tatsächlich Typen von der IRA auf ihrem Wohnzimmerboden gepennt haben. Sie lächelt und sagt, dass das nur sie allein weiß und es an mir ist, es herauszufinden, und dann rollt sie halb auf mich drauf, und wir schnappen wieder wie verrückt nacheinander. Auf-zu-auf-zu-auf-zu-auf-zu. Kieferbrecherischer Kram. Und diesmal wird es eine ziemlich feuchte Angelegenheit, was gut ist, weil unsere Münder so nicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden.
Nach zehn Minuten machen wir eine Pause, Saidhbh rollt von mir runter und fragt mich nach meiner Familie. Ich erzähle ihr, dass bei mir auch alle total gaga sind. Und dass mein Dad ein bisschen so wie ihr Dad ist, nur ohne die Zusammenbrüche, den Alk, die Lieder und die Kumpels von der IRA . Ich erzähle ihr, dass er die meiste Zeit so tut, als würde er uns hassen, vor allem mich, und es abends kaum erwarten kann, den Indo zu lesen und dabei einzuschlafen. Dieser Bastard!, füge ich noch hinzu. Aber ich merke genau, dass die Geschichte nicht allzu beeindruckend ist. Also erzähle ich ihr von gestern Abend und der Geburtstagsfeier, die wegen der Geschichte des Auges eskaliert ist. Ich ziehe so richtig vom Leder, und Saidhbh windet sich vor Neugier, während ich erzähle. Sie streichelt mein Gesicht und lacht und lässt ihren Kopf ganz nach vorne auf meine Schulter sinken, während sie kichert. Und währenddessen atme ich den Geruch ihres
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