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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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Nackens tief ein, und die weichen, flaumigen Haare hinter ihrem Ohr streichen über meine Lippen, und ich will sterben vor Glück.
    Und wer HAT dir nun von dem Buch erzählt?, fragt sie ganz plötzlich und lacht noch immer, als sie mich damit überrumpelt. Dieser beschissene O’Culigeen, sage ich und lache, bis mir der mit Stag gefüllte Bauch wehtut, wobei ich der festen Überzeugung bin, dass dies der beste Teil dieser lustigen Geschichte ist. Saidhbh hört sofort auf zu lachen und wiederholt in einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Ekel O’Culigeens Namen. Jawohl, sage ich, dieser bekloppte alte Fickspecht. Ich erzähle ihr, dass es bei ihm in der Sakristei rumgeflogen ist und ich mir gedacht habe, ich schau’s mir mal an. Ich versuche lässig zu wirken, aber alles an Saidhbh verändert sich direkt vor meinen Augen. Sie fängt an, so zu tun, als wäre ich der Feind, und wird total still und zieht sich in ihren eigenen Kopf zurück. In den folgenden zehn Minuten sagt sie kaum ein Wort und knibbelt stattdessen nur nervös am Hals ihrer Stag-Flasche rum. Ich denke schon, dass das unsere erste Kabbelei unter Liebenden wird, stehe auf und sage, dass wir uns vielleicht langsam auf den Rückweg machen sollten, als Saidhbh genauso schnell, wie sie verschwunden ist, wieder zurück in der Realität ankommt und ganz normal ist. Sie zieht mir halb die Beine weg, reißt mich zu Boden und sagt: Komm her, du Madser! Natürlich fangen wir wieder an zu schnappen.
    Als wir später den Trampelpfad runterlaufen, entschuldigt sich Saidhbh dafür, dass sie da hinten etwas merkwürdig reagiert hat, und versucht zu erklären, dass O’Culigeen seit seinem ersten Tag in Kilcuman der Beichtvater der Familie Donohue und der Liebling ihrer Mam ist und dass sie sich einfach nicht vorstellen kann, was eine so reine Seele wie er, ein Mann Gottes, mit so einem schmutzigen Buch anfangen wolle. Eine Weile laufen wir schweigend nebeneinanderher, und ich sage absolut gar nichts, aber ich denke alles, nur weiß ich nicht, wo ich anfangen könnte, was ich sagen könnte, selbst wenn ich es wollte. Saidhbh bricht das Schweigen, indem sie meine Hand drückt, mich kurz auf die Lippen küsst und in ernstem Ton sagt: Schwamm drüber.

8
    Dads schlechte Neuigkeiten
    E twa um die gleiche Zeit, nur etwas mehr als einen Monat später, um genau zu sein, bekommt Dads Müdigkeitskrankheit einen Namen. Und der lautet Krebs. Was nicht so schlimm ist, wie es sich anhört. Zunächst einmal könnte es mir und Saidhbh gerade nicht besser gehen, erste Liebe und so. Unsere scheinbar unendliche Flitterwochenzeit voller Leidenschaft und Hingabe überschneidet sich Mitte März passenderweise mit einem ersten Hauch von Frühling in der Luft. Und kann das Gewicht von Dads News einigermaßen abfedern. Vermutlich ist es sogar so, dass wir dadurch noch viel mehr zu einer einzigen untrennbaren romantischen Einheit zusammengepresst werden, stundenlang klammern wir uns in heißblütigen Umarmungen unaussprechlicher Traurigkeit aneinander, gemischt mit langsamem, ein wenig schwermütigem Schnappen.
    Und Dad, Hut ab, spielt die ganze Krebsgeschichte runter, als würde es sich ganz einfach um eine sehr, sehr lange, lebensbedrohliche Erkältung handeln. Er benutzt noch nicht einmal das Wort »Krebs«. Schlauerweise nennt er das ganze »die Sache mit meinem Hals« – weil dort der Krebs angefangen hat. In der ersten Woche erzählt mir Fiona eines Nachts, während sie unter meinem Bett liegt, dass man Lymphom dazu sagt und Dad das Ende dieses Jahrzehnts höchstwahrscheinlich nicht miterleben wird und schon gar nicht die 1990er. In dieser Hinsicht ist Fiona super. Keine Faxen. Nicht lange um den heißen Brei herumreden, mit jeder Menge Tränen obendrauf. Ich kann hören, wie sehr sie sich bemüht, das Ziepen in ihrer Kehle runterzuschlucken, während sie durch die Matratze flüstert.
    Sie wissen nicht, woher der Krebs kommt, aber Dad verdächtigt die neue Mikrowelle. Mam war eine der ersten Frauen in der Straße, die eine Mikrowelle hatte, und wochenlang standen die anderen Mams Schlange inklusive Maura Ich-habe-so-einen-tollen-Wäschetrockner-Connell um zu erleben, wie kalter Kaffee glühend heiß und tiefgefrorene Bröt chen mit einem plötzlichen Ping weich wurden. Niemand konnte es fassen, und alle aßen tonnenweise unnötigen Mist, um behaupten zu können, dass sie genau wussten, wie Essen schmeckte, das innerhalb von fünfzehn Sekunden turboerhitzt worden war. Doch an den

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