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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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alles total kompliziert, denn jetzt muss ich mir noch irgendjemand anders ausdenken. Ein weiterer unglücklicher Unbeteiligter steht kurz davor, in das Netz fieser Sexgeschichten reingezogen zu werden. Und gerade, als ich alles dem armen kleinen Pilibeen aufs Auge drücken und sagen will, dass er total frühreif ist, steckt Fiona plötzlich den Kopf ins Zimmer. Sie sieht mich an und sagt ganz beiläufig, genau in diesem Moment, einen der süßesten Sätze, den ich je in meinem Leben gehört habe.
    Besuch für dich, es ist Saidhbh.

7
    Saidhbh ist zurück
    N och bevor Mam sich verkrümeln kann, kommt Saidhb h i ns Zimmer geschlurft. Sie ist bildhübsch. Eine Vision in ausgebleichter Jon-Bon-Jovi-Jeans und Madonnas weißem » Borderline«-Lippenstift. Sie sieht mir noch nicht einmal in die Augen, sondern steuert geradewegs auf Mam zu und fragt sie, ob es in Ordnung wäre, mich morgen auf einen Ausflug in den Knocksink-Wald mitzunehmen. Wir sind eine ganze Gruppe, sagt sie. Das wird ein richtig toller Trip, wir waten durch den Fluss und wandern durch den Wald und sorgen dafür, dass er mal frische Luft in die Lungen be kommt! Mam ist seit je ein Fan von Saidhbh, weil Saidhbh jung ist und glamourös und nicht ihre Tochter. Sie ist sofort einverstanden, wirft Saidhbh jedoch einmal mehr einen ernsten Blick zu, von Frau zu Frau, der sagt: Für den Tag bist du seine Mam!
    Dann sieht Saidhbh rüber zu mir, aber nicht in meine Augen, sie guckt bloß irgendwo oberhalb meiner Stirn hin, und ihr Gesicht ist starr wie das von einem Roboter, und sie sagt mit leerem Blick: Also, Sportsfreund. Zehn Uhr. Sei pünktlich.
    Dann ist sie verschwunden.
    In der Nacht bekomme ich kein Auge zu. Ich habe keine Ahnung, was passieren wird. Im schlimmsten Fall haut mir Mozzo wieder eins auf die Fresse, weil er vermutlich wieder mit ihr zusammen ist und von meinem Kussversuch Wind bekommen hat. Im Idealfall will sie sich mit mir eine brandneue Hollywoodkomödie ansehen.
    Wie sich herausstellt, wird alles noch besser als ideal. Ja, wir treffen uns um zehn Uhr morgens. Aber schon um ein Uhr mittags desselben Tages, des Tages nach meinem vierzehnten Geburtstag, knutschen Saidhbh und ich wie wild auf den zu Boden gefallenen braunen Piniennadeln in den Wicklow-Bergen herum, nur etwa drei bis vier Meter vom Hauptwanderweg durch den Knocksink-Wald entfernt. Es fühlt sich so an, als wären wir tief, tief im Wald und magische Meilen weit weg vom Pfad. Aber das ist die Wirkung vom extrastarken Stag Cider. Und später, als wir wieder nüchtern sind und schon fast wieder zurück zu Hause, ist es uns ein bisschen peinlich zu sehen, dass wir das alles, die ganze Aktion, nur ein paar Meter von dem sonnenlichtbesprenkelten Weg entfernt gemacht haben. Wir verziehen das Gesicht beim Gedanken an all die mit ihren Hunden vorbeistapfenden Spaziergänger und die Familien, die uns gesehen haben, in innigster Umarmung ineinander verschlungen am Fuß der Bäume, die Münder quasi zusammengeklebt und die Arme fest umeinander verschlossen, für immer. Und ewig.
    Also ja, es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass entgegen ihrer Ansage in meinem Zimmer niemand sonst auf den Knocksink-Ausflug eingeladen war. Stattdessen bin ich gerade um die letzte Ecke von The Rise gebogen, als Saidhbh mich packt und mir einen dicken Schmatzer auf den Mund gibt. Sie sagt, dass sie seit Monaten über uns nachdenkt. Und dass das Ganze eigentlich keinen Sinn ergibt, aber dass das Leben auch keinen Sinn ergibt, wenn wir nicht zusammen sind. Dann sagt sie, dass sie, nachdem sie sich entschieden hatte, mit mir zusammen zu sein, warten musste, bis ich vierzehn werde, bevor sie handeln konnte. Denn sonst, so sagt sie todernst, wäre alles, was wir tun, in Gottes Auge eine Sünde, weil sie vier Jahre älter ist als ich. Eine Todsünde. Stell dir das mal vor, sagt sie, eine Frau in ihrem Alter und ein Junge in meinem Alter. Das ist unchristlich.
    Sie bleibt weiter im Gottesmodus und sagt, dass es sie Monate des Betens gekostet hat und dass sie den Herrn angefleht hat und ihn um Erlaubnis gebeten hat und darum gebettelt hat, dass das für ihr Leben das Richtige ist. Sie hat sogar vierzehn Tage lang ohne Ausnahme vor dem Schlafengehen einen extra Rosenkranz gebetet. Sie hat auch gefastet, ohne dass es irgendjemand bei ihr zu Hause mitbekommen hat. Hat drei Abendessen hintereinander ausgelassen und sie für die Seelen geopfert und auf ein Zeichen gewartet, dass Er unsere Liebesbeziehung billigen würde

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