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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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Andererseits erklärte sich Nigel auf der Stelle einverstanden, sie zu heiraten und sich seine Schürzenjägerei abzugewöhnen, als er dort an ihrem Beinahe-Totenbett kniete. Aber Fiona sagt, dass das Ganze Tante Grace verändert hat. Sie wurde hart wie Stahl. Heiratete Nigel nur, weil, warum auch nicht? Suchte sich selbst einen Job als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei. Hatte eine Zeit lang haufenweise selbst Affären, sie drehte, was Nigel anging, einfach total den Spieß um und brachte sogar Typen mit nach Hause, wenn er auch da war. Sie war auch diejenige, die die ganze Kohle ranschaffte, während Nigel sich mit der Jobsuche abmühte, was gar nicht so leicht war, vor allem, als er bemerkte, dass sein edler englischer Akzent in England nicht wirklich überzeugend war und ihn oft nicht weiterbrachte als auf eine Baustelle oder in eine Speditionsfirma, um dort Regale hin und her zu schieben.
    Irgendwann beruhigte sich Tante Grace wieder und machte sich als Personalvermittlerin einen Namen, die den dauergeilen Anwälten, mit denen sie selbst was gehabt hatte, als sie noch wütend darüber war, keine Gebärmutter mehr zu haben, Sekretärinnen vermittelte. Sie kehrte der Männerwelt den Rücken, sogar Nigel, den sie schließlich aus dem Haus warf. Er wurde wieder zu einem Frauenheld, eröffnete seinen eigenen Weingroßhandel und perfektionierte seinen Akzent. Fiona sagt, dass sie sich niemals voneinander scheiden lassen werden, obwohl manchmal ein Jahr vergeht, ohne dass sie sich sehen, denn wenn du erst mal beinahe mit jemandem gestorben bist, schweißt dich das für immer zusammen, selbst wenn du den anderen hasst. Eine Zeit lang dachte Tante Grace sogar darüber nach, allein Kinder zu adoptieren, doch Fiona sagt, dass der Teil von ihr, der so etwas gemacht hätte, schon viel zu lange in ihr drin abgestorben war und sie nicht die Ausrüstung hatte, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Stattdessen konzentriert sie sich darauf, ihren Job spitzenmäßig zu erledigen und in einem riesigen, schicken Haus mitten im Privatpark der Queen zu wohnen und coole Lederklamotten zu tragen und für uns alle die perfekte Tante zu sein.
    Wenn sie uns besucht und das Herz und die Seele unseres Zusammenseins ist und alle zum Tanzen bringt und supermodern über Sex und Homos daherredet, würde einem nicht im Traum einfallen, dass sie, wie Fiona sagt, hart wie Stahl ist. Aber wenn man sich die ganzen Anrufe vorstellt, die sie mitten in der Nacht bekommt, und dann gesagt bekommt, sie soll sich zurück in ihren Bauernstaat verpissen, weil sie eine blöde irische Schlampe ist, oder dass es ihr scheißegal ist, dass alle ihre Lebensgeschichte kennen und wissen, wie sie hier gelandet ist, dann bekommt man eine leise Ahnung davon, wie abgebrüht sie im tiefsten Inneren wirklich sein muss.
    Wesentlich mehr Ahnung davon bekomme ich, als sie mich draußen vor der Kirche bei der Schulter packt und mir sagt, dass sie mich auf der Stelle mit in die Sakristei nimmt, um sich mit O’Culigeen auseinanderzusetzen und ihn freiheraus zu fragen, was für eine gottlose Abscheulichkeit sich gerade vor ihren eigenen Augen am Altar einer verdammten Kirche abgespielt hat. Sie sagt, dass sie gerade erst frisch aus dem Flugzeug aus London geklettert ist und eigentlich hier ist, um Mam bei der Krebswache zu helfen, und dass sie mich mit einer Nachhausefahrt in ihrem Mietwagen überraschen wollte, aber dass sie jetzt einfach nicht fassen kann, was sie hier am helllichten Tage gesehen hat. Ich flehe und bettle sie mit aller Kraft an, nichts zu tun, kein Aufhebens zu machen, und warne sie, dass O’Culigeen alles nur noch schlimmer für mich macht, wenn sie mit ihm redet.
    Schlimmer für dich?, fragt sie mit offener Kinnlade. Was soll das heißen, schlimmer für dich? Und das ist jetzt ein Moment, wo ich ihr antworten könnte. Ich könnte ihr alles erklären. Und von all den Menschen, die bisher bei mir nach Antworten gesucht haben, sei es Saidhbh, Vater Jason oder sogar Fiona, war es meine Tante Grace, der ich am ehesten ehrlich hätte antworten können. Aber ich tue es nicht. Und ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur, dass ich es nicht kann. Also versuche ich stattdessen, sie durch mein Schweigen und mithilfe eines leicht verklemmten Gesichtsausdrucks wissen zu lassen, dass sie vielleicht gerade für einen Moment vergessen hat, in welchem Land sie ist, und dass das bei uns nicht einfach so läuft und dass ihre englischen Einstellungen den Laden vielleicht nicht

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