Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
Vom Netzwerk:
Banken und Schreibmaschinen zum Abendessen. Sie drücken Mam ein paar Scheine in die Hand und machen sich über den riesigen Sonntagsbraten her, und je nachdem, wie er drauf ist, kitzeln sie sogar einen Streit aus Dad heraus, der seine Hände lange genug von seinem Gesicht wegnimmt, um zu sagen, dass sie beide dreckige Jezebels sind, weil sie jetzt alleine wohnen und in Discos gehen und bis in die frühen Morgenstunden mit Gott weiß was auf der Rückbank von Gott weiß wessen Auto beschäftigt sind.
    Auch für Fiona laufen die Dinge drüben in England gut. Sie schickt uns Briefe, die sie auf Tante Graces’ elektronischer Schreibmaschine in London tippt – einen für Mam und Dad, einen für die Mädchen und einen für mich. Darin beschreibt sie ihre Arbeitstage in der Personalvermittlungsfirma und dass ihr Job daraus besteht, die jungen Frauen an der Rezeption zu beruhigen und ihnen zu helfen, ihre Formulare auszufüllen. Einige von ihnen stammen, wie sie offenherzig schreibt, nämlich von ganz weit weg aus dem tiefsten irischen Niemandsland und haben es mit Hängen und Würgen gerade so rüber nach London geschafft. Und die armen Dinger, berichtet sie, versuchen zwar, es vor ihr zu verbergen, aber nach zehn Minuten Herumwinderei auf dem Sofa am Empfang ist klar, dass sie weder lesen noch schreiben können.
    Aber Tante Grace ist offenbar einfach unschlagbar darin, sie zu beruhigen, und nach einer kleinen Standpauke darüber, dass es ein bisschen bescheuert ist, nie zur Schule gegangen zu sein, schafft sie es trotzdem, ihnen Arbeit zu vermitteln, selbst wenn es nur mal ein Tag hier oder da ist, an dem sie für irgendwelche schnittigen Großstadtbosse mit roten Hosenträgern und Zigarren den Kaffee kochen. Fiona schreibt, dass es großartig ist, bei Tante Grace zu wohnen, die sich immer eine Tochter gewünscht hat, und obwohl sie nach außen immer so tough wirkt, verstehen sie sich wirklich super und verbringen die meisten Abende damit, bis spät in die Nacht Rotwein zu trinken und über Jungs zu reden, besonders über diesen Typen namens Deano, der in der Personalvermittlung arbeitet und ein Auge auf Fiona geworfen hat. In meinem Brief schreibt Fiona hinter Deanos Namen noch »zwinker zwinker, hüstel, hüstel«, bei den anderen steht einfach nur Deano. Das ist ihre Art zu sagen, dass es für sie, was das Knutschen angeht, richtig gut läuft.
    Am Ende ihres Briefes an die ganze Familie fragt sie bei jedem einzeln nach, wie es läuft, sie erkundigt sich sogar nach Saidhbh, als sie bei mir angelangt ist. So etwas würde normalerweise für ein riesiges Uuuuuuuuuuh von den Mädchen sor gen, besonders beim Sonntagsbraten, wenn Sarah und Siobhan da sind, aber das Beste von allem, was in der letzten Zeit passiert ist, ist, dass das mit mir und Saidhbh mittlerweile so normal ist, dass niemand mehr etwas sagt, und der Moment einfach so vorbeigeht, ohne dass etwas passiert. Eigentlich sind ich und Saidhbh sogar schon so alte Kamellen, dass niemand auch nur mit der Wimper zuckt, wenn wir mal das Gesprächsthema sind. Keine Gigolo-Witze mehr, keine Ich-und-meine-Oma-Sprüche und keine Grimassen übers K-n-u-t-s-c-h-e-n mehr. Es ist einfach total normal, ganz stinknormal, und in Mams Augen bin ich ein richtig toller Hecht, und dauernd streichelt sie mir über den Kopf und sagt mir, dass ich für meine vierzehn Jahre schon sehr erwachsen bin und dass Saidhbh sich sehr glücklich schätzen kann.
    Natürlich konnte Mam am Anfang wieder nicht aus ihrer Haut und hat mir bei einem Spaziergang im Mount-Merrion-Park Löcher darüber in den Bauch gefragt, was Saidhbh und ich wirklich so anstellen, wenn wir alleine sind. Für diesen Spaziergang gab es überhaupt gar keinen Grund. Es war ungefähr vier am Nachmittag, und die Mädchen waren gerade aus der Schule gekommen, und Dad musste für eine Dusche geweckt werden, weil an dem Abend seine alten Arbeitskollegen Jack und Aoifa Madigan zu Besuch kommen wollten und Mam fand, er sehe mit seinem von weißen Stoppeln übersäten Gesicht katastrophal aus. Er würde den Duschkopf anschließen müssen, weil ein richtiges Bad ihn für den Rest des Tages lahmgelegt hätte, warnte sie. Sie war also gerade mittendrin, Dad eine Predigt darüber zu halten, dass er noch nicht tot ist und irgendeine Kraftreserve anzapfen muss, um sich fertig zu machen und dabei noch das Essen für die Mädchen vorzubereiten, und da fragt sie mich plötzlich, ob ich einen Spaziergang machen will. Sofort merkte ich an der

Weitere Kostenlose Bücher