Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
derart selbstbewusst auftrat. Mit seinem guten Aussehen hätte Adam jede haben können, und Haven war neugierig zu erfahren, warum er sich ausgerechnet sie ausgesucht zu haben schien. Und so warf sie, während Adam das Tor aufschloss, einen kurzen Blick über die Schulter und betrat dann den Park. Ein kleiner Spaziergang mit ihm konnte ja wohl kaum gefährlich sein.
»Wie ist es dir ergangen?«, fragte er, als sie nebeneinanderher schlenderten. Eine sanfte Brise umwehte sie und vermischte die Düfte des Parks mit weniger angenehmen Gerüchen, die von außerhalb des Zauns zu kommen schienen. Ein- oder zweimal nahm Haven etwas Altes, Modriges wahr – wie eine Gruft, die nach hundert Jahren zum ersten Mal geöffnet wurde. »Hattest du bis jetzt einen schönen Aufenthalt in New York?«
»Na ja, es war alles ziemlich verrückt«, gestand Haven und blickte zu ihrem Begleiter auf. Sein blasses, schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen und dem markanten Kiefer schien fast zu perfekt, um wahr zu sein.
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Adam. »Hast du dir schon darüber Gedanken gemacht, ob du der Ouroboros-Gesellschaft beitreten möchtest?«
»Ja«, sagte Haven. »Aber ich glaube nicht, dass das was für mich ist.«
»Wie schade.« Obwohl sie zu wissen glaubte, dass er keine andere Antwort erwartet hatte, war Haven sich auch ziemlich sicher, dass er sie nicht akzeptieren würde. »Ich hoffe, es lag nicht an deinem Gespräch mit Padma, dass du deine Meinung geändert hast. Sie ist manchmal ein bisschen aufbrausend, weißt du? Und ich möchte auf keinen Fall, dass du mit einem falschen Bild von der Gesellschaft zurück nach Tennessee gehst.«
Haven blieb im Schatten einer Fichte stehen. Der Wind blies ihre Locken in alle Richtungen, und sie musste sich immer wieder die Haare aus den Augen streichen. Sie warf einen Blick zurück zum Tor, doch es war nicht mehr zu sehen. Der kleine Park schien sie beide verschluckt zu haben. »Entschuldige die Frage, Adam, aber wer bist du eigentlich?«, wollte sie wissen. »Was genau machst du bei der OG?«
»Ich sorge dafür, dass alles reibungslos läuft.« Er war nicht daran gewöhnt, Fragen zu beantworten. Haven merkte ihm an, dass er es nur aus Höflichkeit tat.
»Aber Padma ist doch die Präsidentin. Und bist du nicht eigentlich noch ein bisschen zu jung, um dich um das alles zu kümmern? Wie alt bist du – zweiundzwanzig?«
Adam wirkte belustigt. »Ich bin älter, als ich aussehe. Padma ist das offizielle Gesicht der Gesellschaft. Sie kümmert sich um die alltäglichen Angelegenheiten. Das ist alles. Und wir wissen auch nicht, wie lange wir sie in dieser Position noch halten können.«
»Wir?«, fragte Haven. »Wen meinst du mit ›wir‹?«
»Ich kann dir keine Namen nennen. Aber stell dir einfach den mächtigsten Unternehmer dieser Tage in ganz Amerika vor. Oder die berühmteste Schauspielerin. Oder den erfolgreichsten Künstler. Die OG hat die Liste ihrer Mitglieder nie öffentlich gemacht, darum wissen nur wenige Menschen, wie einflussreich wir wirklich sind.«
»Du vergisst die Drogendealer und Prostituierten.«
»Wie bitte?«
»Euer Abrechnungssystem scheint ein paar kleine Makel zu haben. Ich habe gehört, dass Mitglieder, die ins Minus geraten, ihre Seelen verkaufen müssen – oder auch ihre Körper –, um da wieder rauszukommen.«
Adam Rosier lächelte wieder, diesmal nicht ganz überzeugend. »Darf ich fragen, woher du von diesen ›Makeln‹ in unserem System weißt?«
»Ist das denn wichtig?«, fragte Haven.
»Tja, also für mich wäre das nicht ganz uninteressant«, erwiderte Adam, dessen kühle Beherrschtheit kein bisschen ins Wanken geriet. »Unsere Mitglieder sind durch ein striktes Verschwiegenheitsabkommen gebunden. Niemand darf über unser System reden. Und die Tatsache, dass du darüber Bescheid weißt, stellt einen schwerwiegenden Verstoß gegen diese Auflage dar. Wer hat dir das erzählt?«
»Keiner hat es mir erzählt. Ich habe mich aus meinem letzten Leben an das System erinnert«, log Haven.
Rosier nahm seine Brille ab. Einen Moment lang wirkten seine Augen so flach und stumpf wie Kieselsteine. »Ich weiß, worauf du hinauswillst, Haven. Es hat schon immer Mitglieder gegeben, die das System der OG für ihre Zwecke missbraucht haben. Aber die Gesellschaft kann nun mal nicht für alle das Kindermädchen spielen. Bisher haben wir es immer so gehalten, dass es Privatsache der Mitglieder ist, wie sie ihr Konto ausgeglichen
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