Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
trug. Sein Blick wirkte ausdruckslos, und seine Bewegungen irgendwie roboterartig. Ein schwarzer Aktenkoffer schlenkerte in seiner rechten Hand. Es war der Empfangsmitarbeiter der Ouroboros-Gesellschaft, der auf dem Weg zur Arbeit war. Haven drehte sich hastig weg und duckte sich hinter die Speisekarte des Cafés in der Hoffnung, dass er sie nicht entdeckt hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass er sie kaum hätte übersehen können, aber sein Schritt wurde kein bisschen langsamer, und er marschierte, ohne zu zögern, an ihr vorbei. Nachdem die Ouroboros-Drohne um die Ecke verschwunden war, lauschte Haven weiter.
»… dir sehr dankbar, wenn du einen Termin mit ihm vereinbaren könntest«, sagte Iain gerade.
»Das ist alles, worum es dir geht?« Padma schmollte. »Ich hatte gehofft, du hättest mich zum Frühstück eingeladen, weil du meine Gesellschaft so angenehm findest.«
»Hab ich auch«, sagte Iain beschwichtigend. »Aber ich dachte, du hättest nichts dagegen, wenn ich das Geschäftliche ein bisschen mit dem Angenehmen verbinde.«
»Solange es sich nur um ein bisschen Geschäftliches und eine ganze Menge Angenehmes handelt. Warum willst du einen Termin?«
»Ich will mehr Aufträge. Und ich glaube, ich habe bewiesen, dass ich verlässlich bin.«
»Und ehrgeizig, nicht zu vergessen. Das sehen wir gern. Aber für diesen Bereich bin ich zuständig«, erwiderte Padma. »Darum weiß ich, dass jetzt, wo Marta weg ist, nicht mehr viel zu tun ist. Außer …«
»Außer was?«
»Ich hätte da diese kleine Privatangelegenheit. Dafür bräuchte ich jemanden, der äußerst diskret ist – und ich müsste mit den Punkten von meinem eigenen Konto dafür aufkommen …«
Haven spürte, wie eine Welle der Panik von ihr Besitz ergriff, als eine tätowierte Kellnerin auf ihren Tisch zusteuerte. Wenn sie jetzt etwas sagte, würde Iain womöglich ihre Stimme erkennen. Aber sie konnte nicht in dem Café sitzen bleiben, ohne etwas zu bestellen. Sie durchwühlte ihre Handtasche, bis sie einen Stift und ein Stück Papier gefunden hatte.
Bevor das Mädchen auch nur den Mund aufmachen konnte, kritzelte Haven, Kaffee und die Rechnung, danke!
»Kommt sofort«, trällerte die Bedienung, die offenbar an exzentrische New Yorker gewöhnt war.
Die Gefahr war fürs Erste gebannt, aber Havens Nerven flatterten noch immer, als sie sich wieder dem Gespräch zuwandte.
»… wen geht es denn?«
»Ach, nur so ein kleines Problem aus der Vergangenheit«, winkte Padma ab. »Ich wusste, dass sie eines Tages wieder auftauchen würde, aber ich hatte nicht so früh mit ihr gerechnet.«
»Und du willst, dass ich mich um sie kümmere?«
»Ja, aber nicht sofort. Erst mal möchte ich sehen, ob sie sich nicht vielleicht noch als nützlich erweist.«
»Nützlich?«, hakte Iain nach.
»Es gibt da jemanden, den ich finden muss. Und sie könnte wissen, wo er ist …«
Plötzlich fiel ein Schatten auf Havens Tisch; sie fuhr zusammen und konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken. Die zwei Männer, die sich vor ihrem Tisch aufgebaut hatten, trugen graue Anzüge und Sonnenbrillen.
»Mitkommen«, sagte der eine und packte ihren Arm.
»Leise«, fügte der andere hinzu.
»Hände weg!«, knurrte Haven.
»Wir sind nur zu deinem Schutz hier«, beharrte der erste Mann.
»Mach jetzt bloß keine Szene«, sagte der zweite.
»Lassen Sie mich los!« Haven riss ihren Arm los und stieß dabei eine Blumenvase um, die auf dem Betonboden zersprang.
»Was ist denn da los?« Padma erschien im offenen Fenster und sah zu dem Tumult auf dem Bürgersteig hinaus.
»Zu spät«, murmelte der erste Mann.
»Das ist das Mädchen, das ich meine!« Padma sah aus, als wäre sie soeben auf frischer Tat ertappt worden.
»Kein Grund zur Beunruhigung, Ms Singh«, wandte einer der OG-Männer sich mit einem öligen Lächeln an sie. »Genießen Sie nur weiter Ihr Frühstück. Wir kümmern uns um sie.«
Iain stieß Padma grob aus dem Weg. »Lassen Sie sie los!«, rief er und machte Anstalten, aus dem Fenster zu springen.
Doch bevor er den Bürgersteig erreichen konnte, kam die Bedienung mit dem Kaffee wieder. Haven schlug ihr das Tablett aus der Hand. Während die Grauen damit beschäftigt waren, sich die brühend heiße Flüssigkeit aus dem Gesicht zu wischen, sprintete Haven den Bürgersteig entlang und auf ein Taxi zu, das an der Ecke der Achtzehnten Straße stand. Sie sprang im letzten Moment hinein, bevor die beiden Männer sie einholen konnten.
»Schnell!
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