Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
nahm ihre Tüte mit den Schuhen und folgte der Verkäuferin zu einer Tür auf der Rückseite des Ladens. Zwei Minuten später hatte sie bereits ein Taxi auf der Bowery herangewinkt und war auf dem Weg aus der Innenstadt.
Haven, die nach der Beinahe-Begegnung mit dem geheimnisvollen Mann auf der Elizabeth Street noch immer ein ziemlich mulmiges Gefühl im Bauch hatte, durchquerte eilig die Lobby des Windemere-Hotels, um so schnell wie möglich in ihr Zimmer zu gelangen. Dabei hätte sie fast den Mann aus dem Zug übersehen, der in einem der Ledersessel im Empfangsbereich saß. Wieder tat er so, als würde er sie nicht bemerken, doch Haven konnte an seinen Augen erkennen, dass er das Magazin, das er in der Hand hielt, gar nicht las. Haven fühlte sich plötzlich wie benommen vor Panik, doch sie schaffte es bis zum Empfangstresen. Erst als sie schon angefangen hatte zu sprechen, fiel ihr auf, dass sie derselben unfreundlichen Frau wie am Abend zuvor gegenüberstand.
»Dieser Mann da verfolgt mich«, sagte sie aufgeregt.
»Welcher Mann?«, fragte die Frau völlig unbeeindruckt.
»Der in dem Sessel neben der Palme. Er hat kurzes braunes Haar und trägt einen dunkelblauen Anzug.«
Noch während sie ihren Verfolger beschrieb, gesellte sich ein zweiter Mann in einem identischen Anzug zu dem ersten. Sie sahen einander so ähnlich, dass sie Brüder – oder Mitglieder derselben Sekte – hätten sein können. Die beiden Männer unterhielten sich ein paar Sekunden lang und verließen dann, ohne auch nur einen Blick in Havens Richtung zu werfen, das Gebäude.
»Entschuldigung, welcher Mann genau, sagten Sie, verfolgt Sie?«, fragte die Empfangsdame spitz.
»Ach, vergessen Sie’s«, fauchte Haven zurück.
Gegen neunzehn Uhr dreißig saß Haven fertig angezogen auf ihrem Hotelbett und beobachtete die Uhr, die der Nachrichtensender in der linken unteren Ecke des Bildschirms einblendete. Um genau zwanzig Uhr fünfundzwanzig stand sie auf und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Sie hatte sich mit ihrem Haar die größte Mühe gegeben und das schwarze Kleid, das sie und Beau genäht hatten, ließ ihre Figur fast schon unverschämt kurvenreich wirken. Haven trug einen Hauch kirschroten Lipgloss auf und machte für ihr Spiegelbild einen Kussmund. Sie sah gut aus. Sogar der süße Hotelpage, der sie zum Personaleingang führte, weil sie nicht durch die Lobby wollte, flirtete den ganzen Weg über mit ihr.
Vor dem Apollo Theater drängten sich Massen von Menschen hinter den Samtkordeln, die den roten Teppich begrenzten. Haven brauchte eine geschlagene Viertelstunde, um sich bis nach vorne durchzukämpfen, und als sie endlich dort stand, die Kordel in den Bauch gepresst, trafen bereits die ersten Gäste ein. Beau wäre hellauf begeistert gewesen über diesen Aufmarsch von Filmstars und anderen Prominenten, aber Haven interessierte sich für keinen von ihnen. Während sie an ihr vorbeizogen, behielt Haven die ganze Zeit nur den Anfang des roten Teppichs im Auge und suchte nach dem einen Gesicht, das zu sehen sie hergekommen war. Alles, was sie wollte, war ein flüchtiger Blick auf Iain Morrow.
Als es auf neun Uhr zuging, war von Iain noch immer nichts zu sehen, und Haven taten die Füße weh. Das Blitzlichtgewitter ließ allmählich nach, und auch das Staraufgebot wurde geringer. Schließlich fuhr am Ende des roten Teppichs ein schwarzer Mercedes mit getönten Scheiben vor. Die Tür schwang auf, und eine hübsche junge Frau im silbernen Minirock stolperte hysterisch kichernd heraus. Wieder flackerten die Blitzlichter der Paparazzi auf, und es dauerte ein paar Minuten, bis man in dem gleißenden Licht drei Gestalten erkennen konnte. Das Mädchen in dem silbernen Rock wankte auf Zehn-Zentimeter-Absätzen dahin und hätte wahrscheinlich schon nach wenigen Schritten den Teppich geknutscht, hätte nicht ein Arm um ihre winzige Taille sie davor bewahrt. Der Arm gehörte Iain Morrow, der den zweiten um ein noch hübscheres Mädchen mit noch kürzerem Rock und glasigem Blick geschlungen hatte. Die zwei Mädels waren ganz offensichtlich schon ziemlich hinüber, Iain Morrow dagegen marschierte schnurstracks den roten Teppich entlang und schien selbst in den grellen Blitzlichtern kaum zu blinzeln. Die Menge hinter den Kordeln rastete aus, und die Bodyguards der drei suchten die Umgebung nach möglichen Gefahren ab.
Ein paar Sekunden lang vergaß Haven zu atmen. Die Welt um sie herum schien plötzlich stehen geblieben zu sein. Obwohl
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