Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)
legendäre Hotel »3 Könige« aus »Rote Rosen« steht in Lüneburg, der Fürstenhof aus »Sturm der Liebe« in Vagen, Gemeinde Feldkirchen-Westerham, Kreis Rosenheim.
Konstanz hingegen ist die einzige Nicht-Großstadt, die ein eigenes »Tatort«-Ermittlerteam hat. Und hier noch ein unnötiger »Tatort«-Fakt: Der Dienstwagen von Kommissarin Lena Odenthal aus Ludwigshafen hat das Kennzeichen LU-FO 1405, eine Symbiose aus Schauspieler-und Rollenname (L für Lena, O für Odenthal, U für Ulrike und F für Folkerts. Und 1405 für Folkerts’ tatsächlichen Geburtstag). Ulrike Folkerts wird ja wegen ihres langen Engagements dort schon oft für eine echte Ludwigshafenerin gehalten, dabei kommt sie aus Kassel.
So was erfährt man, wenn man bei Wikipedia meine Lieblingsrubrik »Söhne und Töchter der Stadt« durcharbeitet. Oft kommen ganz schillernde Persönlichkeiten aus ganz unerwarteten Städten, Bruce Willis zum Beispiel aus Idar-Oberstein, Marlène Charell aus Winsen an der Luhe oder Harald Glööckler aus Maulbronn.
In manchen ungünstiger gelagerten Fällen wird dagegen deutlich, dass eine Stadt gar keine Persönlichkeiten oder nur sehr scheußliche hervorgebracht hat. Den kläglichsten Eintrag dahingehend hat Hemsbach an der badischen Bergstraße, das immerhin eine eigene Autobahnausfahrt, als Sohn der Stadt aber leider nur einen KZ-Kommandanten vorzuweisen hat.
Unweit Hemsbachs liegt das bezaubernde Heidelberg. Ein Stadtteil der steingewordenen Romantik am Neckar trägt den schönen Namen »Handschuhsheim«. Wie in den meisten Orten, deren Namen heute an konkrete Dinge erinnern, stammt der Name nicht vom Handschuh ab. Man vermutet, eher von einem mittelalterlichen Gutsbesitzer namens Hansco.
Auch der Name des vorpommerschen Bad Sülze hat nichts mit einer seltsamen Aspikliebe seiner Einwohner zu tun. Über die Jahrhunderte haben sich hier fröhlich die Laute verschoben, und aus dem auf Salzvorkommen hinweisenden Namen Sulta wurde irgendwann die Sülze. Man würde den Bewohnern gönnen, dass die Sprache im Fluss bleibt und die künftige Benennung weniger an wabbelige Speisen erinnert.
Das oberbayrische Tuntenhausen hatte das Pech, im 8. Jahrhundert von einem Siedler namens Tunto begründet worden zu sein. Der Ortsname Wixhausen bei Darmstadt deutet darauf hin, dass vor Urzeiten an einem Weiher gesiedelt wurde, und der zur Verballhornung freigegebene Name Weiten-Gesäß eines Stadtteils von Michelstadt im Odenwald rührt daher, dass es einst wahrscheinlich eine kleine Siedlung (Gesess) unter Weiden gab. So sind es meist unglückliche Verkettungen der Etymologie, die uns heute vor manchem Ortsschild schmunzeln lassen.
Auch viele menschliche Nachnamen führen aufs Bedeutungsglatteis; nicht überall ist der Fall so klar gelagert wie bei den Müllers, Schumachers oder Bäckers. Das beste Beispiel ist mein – an Wohlklang kaum zu überbietender – eigener Nachname. Denn die wonnigste aller Jahreszeiten hat dem Vernehmen nach gar nichts damit zu tun. Vielmehr wurde zu dunkleren Zeiten zwischen Leibeigenen und freien Personen unterschieden, die dann »Freilinge« genannt wurden. Mein Familienname bezieht sich also eher auf einen Status als auf Maiglöckchen.
Was Nachnamen angeht, geistert ja eine weitere Frage seit geraumer Zeit durch mein Oberstübchen: Weswegen gibt es so viele Männernamen als Nachnamen, aber kaum den einer Frau? Reihenweise finden sich Herrmanns, Rudolphs oder Wilhelms in den Telefonbüchern, aber kaum eine Familie, die Sibylle, Cordula oder Mechthild hieße. Die griffigste Erklärung: Familiennamen sind in Deutschland ab dem 12. Jahrhundert in Mode gekommen. Sie leiten sich oft von Berufen ab, wie die weiter oben bereits erwähnten. Auch Eigenschaften wie kühn, groß oder braun dienten damals zur Unterscheidung und heute als Nachname. Eine weitere Gruppe machen die Herkünfte oder Wohnorte aus wie Bayer, Böhme oder Lindenberg. Tiernamen wie Fuchs oder Wolf gehen oft auf den Brauch zurück, sein Haus in der prä-Hausnummern-Ära anhand von Tiergemälden unterscheidbar zu machen. Die Herrmanns, Rudolphs oder Wilhelms beziehen sich wiederum auf den Vater eines Stamms, aus dessen Vorname später eben der Familienname wurde, sogenannte Patronyme. Es muss wohl an mangelnder Emanzipation im Mittelalter gelegen haben, dass kaum eine Frau es durchzusetzen vermochte, ihren Vornamen zum allgemein gültigen ihrer kompletten Sippschaft zu erheben. Günstiger Nebeneffekt: Da es bis 1976 bei einer
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