Nick aus der Flasche 3
es gerade ins Puppenhaus geschafft hatte, hörte er, wie Connor ins Zimmer polterte. »Wo ist er?«
»Wer?«, fragte Julie.
Connor seufzte gespielt laut. »Schwesterherz …«
So leise wie möglich räumte Nick die Kleidung aus dem Puppenschrank, stopfte sie unters Bett und huschte in das Möbelstück. Als er die Schranktüren fast geschlossen hatte, hörte er ein schwaches Klingeln.
»Da ist jemand an der Tür«, sagte Julie. »Ich gehe nicht runter, ich bin noch im Schlafshirt.«
Connor murmelte etwas Unverständliches, setzte hinzu: »Bin gleich wieder da«, und verschwand.
Nick lugte aus dem Schrank und erkannte Julies Nase vor dem Fenster seiner Villa. »Ist er weg?«
»Der kommt bestimmt gleich zurück, bleib lieber so klein. Ich wünschte, ich könnte mich auch winzig machen, ich hab nämlich keinen Bock auf seine Moralpredigten.«
Es war wirklich praktisch, ein Dschinn zu sein. Das würde er aufgeben müssen, wenn er ein Leben als Mensch wollte. Aber das war es ihm wert.
Da hatte er eine Idee. Noch war er ein Dschinn und konnte Julie einen Gefallen tun. Er stürmte aus dem Schlafzimmer, die Treppe nach unten und trat aus der Villa. Da Julies Zimmertüre nun offen stand, würde er hören, wenn Connor zurückkam. Noch war alles ruhig. Er hatte nur Sorge wegen des gefräßigen Pelzmonsters.
»Wo ist Lanzelot?«, rief er ihr schwer atmend zu und versuchte, da sie vor ihm stand, nicht unter ihr Shirt zu sehen.
So klein zu sein hat manchmal auch Vorteile
, dachte er schmunzelnd.
»Vormittags jagt er im Garten Mäuse.«
»Sicher?« Er hatte wirklich Respekt vor diesem Vieh.
»Du kannst die Uhr nach ihm stellen.«
»Dann gib mir deine Hand!«
»Wieso?« Sie kniete sich hin, wobei sie einen hastigen Blick über die Schulter warf.
»Mach einfach!«
Julie streckte den Arm aus und legte ihre Fingerkuppe vorsichtig in seine Handfläche.
Er schnippte, hoffte, dass trotz seiner Schwäche alles glattlaufen würde, und beobachtete fasziniert, wie Julie immer kleiner wurde, bis sie zu seinen Füßen kniete. Er reichte ihr die Hand und half ihr auf die Beine.
»Wow! Mein Zimmer ist riesig!« Lachend drehte sie sich im Kreis. »Und jetzt hab ich genauso eine Piepsestimme wie du!«
Sie hörte sich wirklich ulkig an. Warum war er nicht schon eher auf die Idee gekommen, sie zu verkleinern? Sie hätten auch in seinem Puppenbett übernachten können oder gemeinsam in seiner Wanne ein Bad nehmen. Niemand hätte es bemerkt.
»Connor wird ausflippen, wenn er mich nicht findet, so wie früher, als wir als Kinder verstecken gespielt haben. Das wird ein Spaß! Außerdem wollte ich schon immer mal mein Puppenhaus von innen sehen.«
»Dann komm.« Nick nahm sie bei der Hand, und gemeinsam betraten sie die Villa.
Kapitel 14 – Überraschung für Connor
Julie trieb es zu weit. Sie setzte sich über sämtliche Verbote hinweg und das machte ihn rasend! Dad und Linda würden ihn zur Verantwortung ziehen, wenn etwas passierte. Klar wusste er, wie schön es war, verliebt zu sein, er hatte schließlich auch schon mal sein Herz an ein Mädchen verloren – das sich dann einen anderen geangelt hatte. Vielleicht beneidete er seine Schwester deswegen. Nick würde immer bei ihr sein.
Missmutig stapfte Connor die Treppen nach unten. Wer unterbrach ihn gerade jetzt? Nun hatte Nick genug Zeit, sich in Luft aufzulösen oder sich in seiner Flasche zu verkriechen. Wahrscheinlich war er die ganze Nacht bei Julie gewesen, so schuldbewusst und zerzaust, wie sie ausgesehen hatte.
Als er die Haustür aufriss, um den Zeitungsjungen oder welchen Störenfried auch immer anzufahren, erstarb seine schlechte Laune schlagartig. Auf der Schwelle stand eine junge Frau in seinem Alter und lächelte ihn so betörend an, dass ihm schwindlig wurde. Ihr dunkelrotes Haar leuchtete in der Morgensonne wie bordeauxfarbende Seide und fiel ihr in weiten Wellen über die Schultern.
»Guten Tag, mein Name ist Ginger Lamont und ich komme von der Einwanderungsbehörde. Sind Sie Mr. Thomas Reynolds?«
Ihre samtige Stimme hinterließ ein Prickeln auf seinem Körper, und Connor konnte sie nur anstarren. Bei der Einwanderungsbehörde arbeiteten solch heiße Feger? Er sollte einen anderen Beruf erlernen. »Ich bin sein Sohn«, erwiderte er schließlich mit rauer Stimme.
Er konnte kaum sprechen. Diese Frau schlug ihn in ihren Bann. Tief schaute er in ihre braungrünen Augen und hatte das Gefühl, von ihnen hypnotisiert zu werden. Er wollte den Blick gar nicht mehr
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