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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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das die einfachste Lösung gewesen, die mich jedoch in Gewissenskonflikte stürzte. Ich hatte Kelly versprochen, sie nicht zu verlassen; das Versprechen war vielleicht nicht viel wert, aber ich fühlte mich daran gebunden.
    Ich fuhr bis ans Ende der Straße und bog rechts ab, um so rasch wie möglich außer Sichtweite zu kommen. Dann fuhr ich weit ausholend ein großes Quadrat ab, bis ich wieder hinter ihnen war. Dabei erreichte ich die
    Ansammlung kleiner Läden. Der Parkplatz war ungefähr zu einem Viertel voll, so daß wir parken konnten, ohne daß jemand auf uns achtete.
    »Wir sind bei den Geschäften!« rief Kelly begeistert.
    »Genau, aber wir können nichts kaufen, weil ich nicht mehr viel Geld habe. Aber wir können zu dir nach
    Hause.«
    »Jaaa! Kann ich auch meine Pollypockets und Yak-
    backs aus meinem Zimmer holen?«
    »Logisch kannst du das.« Ich hatte keine Ahnung,
    wovon sie redete.
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    Ich ging nach hinten, öffnete den Kofferraum und
    holte die Reisetasche heraus. Dann machte ich Kellys Tür auf, stellte die Tasche auf den Rücksitz und beugte mich darüber.
    »Gehen wir jetzt zu mir?«
    Ich machte mich daran, ein paar Sachen bereitzulegen, die ich voraussichtlich brauchen würde.
    »Ja. Ich möchte, daß du mir hilfst, indem du mir
    Daddys Versteck zeigst. Kannst du das? Es ist wichtig, weil er wollte, daß ich etwas für ihn überprüfe. Wir müssen uns reinschleichen, weil die Polizei vor dem Haus ist. Versprichst du mir, alles zu tun, was ich dir sage?«
    »Ehrenwort! Darf ich Pocahontas auch mitnehmen?«
    »Klar.«
    Tatsächlich war mir das scheißegal; ich hätte zu allem ja und amen gesagt, solange sie mir Kevs Versteck zeigte.
    »Fertig? Komm, setz deine Kapuze auf.« Unter dem
    wolkenverhangenen Himmel war es schon dunkel, und die Straße war zum Glück nicht besonders gut für
    Fußgänger ausgebaut. Wir mußten also nicht damit
    rechnen, unterwegs Melissa oder anderen Freundinnen von Kelly zu begegnen.
    Ich hängte mir meine Tasche über die Schulter, nahm Kelly an der Hand und ging mit ihr los. Inzwischen war es kurz vor neunzehn Uhr, und die Straßenlampen
    brannten schon. Ich hatte vor, auf Umwegen zur
    Rückseite des Hauses zu gelangen, um es aus einiger Entfernung beobachten und mir in Ruhe überlegen zu 447
    können, wie man am besten hineinkam.
    Wir begannen das Baugelände in der Nähe der
    Rückseite des Hauses zu überqueren – vorbei an
    Chemietoiletten und Stapeln von Eisenträgern und
    Baumaterial. An manchen Stellen war der Schlamm so zäh, daß ich fürchtete, unsere Schuhe könnten darin steckenbleiben.
    Kelly war vor Aufregung fast außer sich, obwohl sie tapfer versuchte, sich zu beherrschen. »Dort drüben wohnt meine Freundin Candice!« Sie zeigte auf eines der Häuser. »Ich habe ihr beim letzten Hausflohmarkt
    geholfen. Wir haben zwanzig Dollar bekommen.«
    »Pssst!« sagte ich lächelnd. »Wir müssen jetzt ganz leise sein, sonst hören uns die Polizisten.« Kelly brauchte nicht lange, um das zu kapieren.
    Schließlich standen wir im Schatten der Garage des benachbarten Hauses. Ich stellte die Reisetasche ab, um zu horchen und zu beobachten. Der Motor des
    Streifenwagens lief im Leerlauf. Die beiden Beamten waren keine zwanzig Meter von hier entfernt auf der anderen Seite des Zielobjekts postiert. Ich hörte mehrmals Funkverkehr, konnte aber nicht verstehen, was gesprochen wurde. Ab und zu kam ein Auto vorbei,
    bremste wegen der Stolperschwellen, ratterte darüber und beschleunigte dann wieder.
    Auf der Rückseite von Kevs Haus gab es keinen mit Scheinwerfern gekoppelten Bewegungsmelder, sondern nur zwei Lampen, die sich mit zwei Lichtschaltern neben der Verandatür ein- und ausschalten ließen. Ich erinnerte mich daran, sie einmal beim Grillen angeknipst zu haben.
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    Ich bückte mich, zog langsam und lautlos den
    Reißverschluß der Tasche auf und nahm heraus, was ich brauchen würde. Dann brachte ich meinen Mund dicht an Kellys Ohr unter der Kapuze und flüsterte: »Du bleibst vorläufig hier, ja? Du mußt unsere Tasche gut bewachen.
    Mich siehst du dort drüben, okay?«
    Sie nickte. Ich zog los.
    Ich erreichte die zweiflüglige Verandatür. Alles der Reihe nach: erst feststellen, ob sie wirklich abgeschlossen war. Das war sie. Als nächstes hätte ich mich
    normalerweise nach einem Zweitschlüssel umgesehen –
    wozu sich mit Dietrichen abmühen, wenn vielleicht irgendwo ganz in der Nähe einer versteckt ist? Aber das hier war Kevs Haus; hier lag bestimmt

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