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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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was ich machte, und ich lächelte ihr gelegentlich zu, um ihr zu zeigen, daß alles in Ordnung war.
    Das Paneel gab mit leisem Knarren nach. Ich entfernte es und stellte es beiseite. Dann kniete ich hin und leuchtete mit meiner Maglite in den Hohlraum dahinter.
    Ihr Lichtstrahl zeigte mir etwas metallisch Glänzendes: einen in die Wand eingebauten würfelförmigen Tresor mit etwa fünfzig Zentimeter Seitenlänge. Das
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    Zahlenschloß schien Ähnlichkeit mit einem britischen Chubb zu haben. Die richtige Kombination zu finden, konnte Stunden dauern.
    Ich nahm mein schwarzes Werkzeugetui aus der
    Reisetasche, machte mich an die Arbeit und versicherte Kelly dabei mehrmals, es werde nicht lange dauern. Aber ich merkte, daß sie langsam unruhig wurde. Zehn
    Minuten vergingen. Eine Viertelstunde. Zwanzig
    Minuten. Schließlich konnte sie nicht länger stillhalten und quengelte laut flüsternd: »Was ist mit meinen Teddybären?«
    »Psst!« Ich legte einen Finger auf ihre Lippen. »Die Polizei!« In Wirklichkeit meinte ich natürlich: »Zum Teufel mit deinen Teddybären; die holen wir, wenn ich fertig bin.« Ich arbeitete konzentriert weiter.
    Nach kurzer Pause drängte sie hörbar lauter: »Aber du hast gesagt, daß ich sie holen kann!«
    Damit mußte Schluß sein. Die freundliche Masche zog offenbar nicht. Ich drehte mich nach ihr um und knurrte:
    »Wir holen sie, wenn ich fertig bin. Und jetzt halt die Klappe!«
    Kelly war sichtlich erschrocken, aber sie hielt jetzt den Mund.
    Zum Glück bekam ich die Zahlenkombination
    schneller heraus, als ich gehofft hatte. Ich war eben fertig, hatte mein Werkzeug schon eingepackt und war dabei, die Tresortür aufzuziehen, als Kelly zu jammern begann: »Mir gefällt’s hier nicht, Nick. Alles ist so anders!«
    Ich fuhr herum, bekam sie zu fassen und hielt ihr mit 453
    einer Hand den Mund zu. »Halt die Klappe, verdammt noch mal!« fauchte ich. Damit hatte sie nicht gerechnet, aber ich hatte jetzt keine Zeit für lange Erklärungen.
    Ich hielt ihr weiter den Mund zu, während ich langsam mit ihr ans Fenster ging. Ich horchte und wartete, aber draußen war nichts Verdächtiges zu hören. Nur angeregte Unterhaltung, zwischendurch Lachen und das Piepsen des Funkgeräts.
    Aber als ich mich vom Fenster abwandte, hörte ich ein kurzes metallisches Scharren.
    Dann herrschte eine Zehntelsekunde lang atemlose
    Stille.
    Im nächsten Augenblick krachte der große Zinnbecher, in dem Kev Filzschreiber, Bleistifte und Kugelschreiber stehen hatte, laut scheppernd vom Schreibtisch auf den Boden. Der Krach ging weiter, als die Stifte aus dem Becher nach allen Seiten auseinanderkullerten.
    Ich wußte, daß ich dieses Scheppern zwanzigfach
    verstärkt wahrgenommen hatte, aber ich wußte auch, daß die Polizeibeamten es ebenfalls gehört haben würden.
    Kelly fing ausgerechnet jetzt an, vor Angst zu
    schluchzen, aber ich könnte mich nicht um sie kümmern.
    Ich ließ sie stehen, hastete zur Tür und hörte, wie draußen Autotüren geöffnet wurden. Auch der Funkverkehr hatte sich schlagartig verstärkt.
    Ich zog meine Pistole aus dem Hosenbund, entsicherte sie und verließ das Arbeitszimmer. Mit drei großen Schritten hatte ich die Diele durchquert und war in der Küche verschwunden. Ich schloß die Tür hinter mir, holte mehrmals tief Luft und wartete.
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    Die Haustür wurde aufgeschlossen, und ich konnte die beiden in der Diele hören. Als sie das Licht anknipsten, sah ich einen Lichtstreifen unter der Küchentür.
    Dann waren auf der anderen Seite der dünnen
    Sperrholztür schwere Schritte, nervöse Atemzüge und das Klirren eines am Gürtel getragenen Schlüsselbunds zu hören.
    Die Tür des Arbeitszimmers wurde aufgestoßen. Im
    nächsten Augenblick rief jemand aufgeregt laut:
    »Melvin, Melvin – komm mal her!«
    »Jo!«
    Ich wußte, daß ich jetzt handeln mußte. Ich hielt die Pistole schußbereit, legte die linke Hand auf den Türknopf und drehte ihn lautlos. Dann trat ich in die Diele hinaus.
    Melvin, der mir den Rücken zukehrte, stand auf der Schwelle von Kevs Arbeitszimmer. Er war jung und
    ziemlich stämmig. Ich war mit wenigen Schritten hinter ihm, schlang ihm meinen linken Arm um den Hals und rammte ihm die Pistolenmündung in den Nacken. Mit beherrschter Stimme, die meiner augenblicklichen
    Verfassung keineswegs entsprach, forderte ich ihn auf:
    »Lassen Sie Ihre Pistole fallen, Melvin. Keine
    Dummheiten! Weg mit der Waffe!«
    Seine rechte Hand griff nach der Pistole, zog sie aus

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