Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
gleichzeitig dafür, daß London einen anonymen Hinweis erhielt. Die Briten sollten eingreifen und den Bombenanschlag verhindern, damit die PIRA nach der Verhaftung des Trios dem
Drogenkartell glaubhaft versichern konnte, sie habe ihr Bestes versucht.
Wir waren vor dem geplanten Anschlag gewarnt
worden, aber ich wußte noch gut, daß es geheißen hatte, es handle sich um keine Autobombe und der Sprengsatz solle von Hand ferngezündet werden. Diese
Informationen bedeuteten, daß McCann, Farrell und Savage niemals eine Chance gehabt hatten. Sobald wir glauben mußten, der Sprengsatz sei angebracht und scharfgemacht, waren sie praktisch tot, denn irgendwann mußte einer von ihnen eine Bewegung machen, als wolle er die Fernzündung betätigen. Ich hätte mich jedenfalls nicht darauf verlassen, daß Savage nur nach seinen Pfefferminzdrops greifen wollte, und Euan war beim Kontakt mit McCann und Farrell ähnlich vorsichtig gewesen.
Auf dem Bildschirm erschien der Warnhinweis, der
Akku sei bald leer und das Gerät brauche eine andere Stromversorgung. Scheiße! Ich wollte noch mehr lesen.
Ich bestätigte die Warnung und überflog den restlichen 468
Text, so rasch ich ihn erfassen konnte.
Obwohl kein Sprengsatz hochgegangen war, hatte das Drogenkartell akzeptiert, daß seine irischen Lakaien die erhaltenen Befehle ausgeführt hatten. Schließlich waren dabei drei PIRA-Leute erschossen worden. Die PIRA blieb mit den Kolumbianern im Geschäft, auch als die Drogentransporte dann, wie Big Al gesagt hatte, über Südafrika und Spanien liefen.
Die Führungsspitze der PIRA hatte allen Grund, hoch zufrieden zu sein. Sie war zwei Unruhestifter
losgeworden und hatte zudem drei neue Märtyrer
vorzuweisen, was nicht nur ihre Sache in der Heimat stärkte, sondern auch die Spendenfreudigkeit von
Amerikanern irischer Abstammung steigerte. Letzten Endes schienen nur die Briten schlecht weggekommen zu sein, aber obwohl die internationale Gemeinschaft die Erschießungen in Gibraltar öffentlich verurteilte, bewunderten die meisten Staats- und Regierungschefs heimlich Maggie Thatchers energischen Kampf gegen den Terrorismus.
Scheiße. Eine weitere Warnung forderte mich auf, den Laptop umgehend an eine externe Stromversorgung
anzuschließen. Ich schaltete das Gerät aus und packte es frustriert weg. Ich hätte noch mehr erfahren wollen.
Zugleich befand ich mich in Hochstimmung. Wenn ich’s schaffte, dieses Material nach England zu bringen, hatte ich Simmonds in der Tasche.
Inzwischen war es 3 Uhr 30 geworden. Mir blieb
nichts anderes übrig, als noch einige Stunden zu warten, bis die ersten an- und abfliegenden Maschinen dieses 469
Tages für soviel Betrieb sorgten, daß ein Mann mit frischen Narben im Gesicht und einer Siebenjährigen an der Hand in der Menge untertauchen konnte.
Ich kippte die Rückenlehne etwas nach hinten und
versuchte, eine bequemere Position zu finden, aber ich konnte mich nicht entspannen. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Das damalige Gibraltar-Unternehmen war ein Täuschungsmanöver gewesen, damit die PIRA und die Kolumbianer weiter Geld scheffeln konnten. Gut, aber welche Rolle hatten Kev und ich dabei gespielt? Ich lag in meinem Sitz und horchte auf den Regen, der aufs Autodach trommelte.
Für Euan und mich hatte alles am 3. März 1988
begonnen, weniger als eine Woche vor dem Einsatz in Gibraltar. Wir waren von unterschiedlichen Jobs in Ulster abberufen und nach Lisburn, dem Hauptquartier der britischen Armee in Nordirland, beordert worden. Von dort brachte uns ein Puma-Hubschrauber rasch zum
Special Air Service in der Kaserne Sirling Lines im englischen Hereford.
Eine Ordonnanz geleitete uns vom
Hubschrauberlandeplatz direkt ins Stabsgebäude des Regiments. Als ich vor dem Besprechungsraum
Keksschalen und Teegeschirr stehen sah, wußte ich sofort, daß diese Sache wichtig war. Als es hier letztes Mal Tee und Kekse gegeben hatte, war die
Premierministerin dagewesen.
Der halbdunkle Raum war schon fast überfüllt. Hinter dem Podium war eine große Projektionsleinwand entrollt, 470
und die Sitzreihen waren ansteigend geordnet, um für alle gleich gute Sichtverhältnisse zu schaffen.
Wir sahen uns nach einem Sitzplatz um, als ich eine Stimme hörte: »Hey, hier sind wir, Kumpel!«
Kev und Slack Pat saßen da und tranken Tee. Bei
ihnen waren Geoff und Steve, die beiden anderen Männer ihres Viererteams. Alle kamen aus der A Squadron und leisteten ihr halbes Jahr im Team
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