Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
zur
Terrorismusbekämpfung ab.
Euan wandte sich an Kev. »Hast du schon gehört,
worum es diesmal geht?«
»Wir sind unterwegs nach Gibraltar, Kumpel. Die
PIRA will ’ne Bombe legen.«
Als der Kommandeur das Podium betrat, verstummten die Gespräche. »Zwei Probleme«, sägte er. »Nummer eins: Zeitdruck. Sie fliegen gleich nach dieser
Besprechung ab. Nummer zwei: Mangel an brauchbaren Aufklärungsergebnissen. Aber das Joint Operations Committee will das Regiment einsetzen. Wir geben Ihnen alle Informationen, die wir haben, und halten Sie dann unterwegs und am Zielort auf dem laufenden.«
Was, zum Teufel, machen Euan und ich hier? fragte ich mich. Für uns als Geheimdienstleute ist doch jeder Einsatz außerhalb Nordirlands illegal? Aber ich hielt vorsichtshalber den Mund; äußerte ich jetzt Zweifel, riskierte ich nur, zurückgeschickt zu werden und nicht an diesem Unternehmen teilnehmen zu dürfen.
Ich sah mich um und erkannte Stabsoffiziere des
Regiments, den Operationsoffizier und massenhaft
Nachrichtenoffiziere. Ebenfalls anwesend war ein
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Technischer Offizier: ein Sprengmeister, dessen
Spezialität die Entschärfung von Bomben war; in dieser Funktion war er zum CT-Team abkommandiert.
Ein Mann, den ich nicht kannte, kam mit einer
Teetasse in einer Hand und Keksen in der anderen aufs Podium. Er trat ans Rednerpult am rechten Rand. Vor seinen Füßen stand eine Reisetasche.
»Ich heiße Simmonds und leite in London die
Geheimdienstabteilung Nordirland. Zuständig für das geplante Unternehmen sind Geheimdienst und
militärischer Nachrichtendienst. Einleitend möchte ich die Ereignisse zusammenfassen, die uns alle heute hierhergeführt haben.«
Seine Reisetasche ließ darauf schließen, daß er
mitkommen würde. Als der Diaprojektor eingeschaltet wurde, erschien auf der Leinwand hinter ihm ein helles Rechteck.
»Letztes Jahr«, fuhr er fort, »haben wir erfahren, daß ein PIRA-Team sich in Südspanien einquartiert hatte.
Daraufhin haben wir die Briefkästen bekannter Akteure auf Post aus Spanien kontrolliert und eine Ansichtskarte gefunden, die Sean Savage von der Costa del Sol
geschrieben hatte.«
Auf der Leinwand war ein Dia von Savage zu sehen.
»Unser Sean«, sagte Simmonds mit schwachem Lächeln,
»hat Mommy und Daddy mitgeteilt, er arbeite im
Ausland. Das hat bei uns einige Alarmglocken schrillen lassen, denn worauf Savage sich am besten versteht, ist der Bau von Sprengsätzen.«
War das scherzhaft gemeint? Nein, so sah er nicht aus.
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»Im November sind dann zwei Männer auf dem Flug
von Malaga nach Dublin bei einer Zwischenlandung in Madrid kontrolliert worden. Die beiden hatten irische Pässe, und die Spanier haben uns die Angaben zur Person und die Paßfotos übermittelt. Wie sich gezeigt hat, sind ihre Pässe gefälscht gewesen.«
Einer der Flugreisenden war als Sean Savage
identifiziert worden, aber erst die Identität des zweiten Mannes hatte für allgemeine Aufregung gesorgt.
Simmonds zeigte uns sein nächstes Dia. »Daniel
Martin McCann, über den Sie bestimmt mehr wissen als ich.« Aber sein Lächeln zeigte, daß er das für sehr unwahrscheinlich hielt.
»Mad Danny« hatte sich seinen Spitznamen ehrlich
verdient. Er wurde mit insgesamt sechsundzwanzig
Morden in Verbindung gebracht, war schon oft verhaftet worden und hatte trotzdem nur zwei Jahre gesessen.
Nach Überzeugung des Geheimdiensts, sagte
Simmonds, konnte die Anwesenheit McCanns und
Savages an der Costa del Sol nur bedeuten, daß die PIRA irgendein britisches Ziel in Spanien oder Gibraltar angreifen wollte. »Eines ist klar«, fügte er hinzu, »die beiden sind nicht dort unten gewesen, um ihre
Sonnenbräune aufzufrischen.«
Diesmal wurde laut gelacht. Ich sah, daß Simmonds das gefiel, als habe er seine Bemerkungen eingeübt, damit sie zum genau richtigen Zeitpunkt kamen.
Trotzdem fand ich den Mann sympathisch. Es kam nicht oft vor, daß Leute bei so wichtigen Besprechungen Scherze machten.
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Das nächste Dia zeigte einen Stadtplan von Gibraltar.
Ich hörte Simmonds zu, erinnerte mich aber dabei an die siebziger Jahre, in denen ich als Infanterist in Gibraltar stationiert gewesen war. Das war eine herrliche Zeit gewesen.
»Gibraltar ist verwundbar«, stellte Simmonds fest.
»Dort gibt es mehrere potentielle Attentatsziele wie die Residenz des Gouverneurs und die Gerichte, aber unserer Einschätzung nach sind die Royal Anglians, das
Garnisonsregiment, am meisten gefährdet. Die
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