Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Schluck Tee und bat darum, die
Raumbeleuchtung einzuschalten.
»Der Security Service setzt Überwachungsteams ein, um die PIRA-Leute in Gibraltar zu identifizieren.«
Während Simmonds weitersprach, sah er zu den
jeweiligen Gruppen hinüber. »Die beiden Soldaten, die eben aus der Provinz eingetroffen sind, müssen die Verdächtigen einwandfrei identifiziert haben, bevor die Zivilbehörden die Durchführung des Unternehmens ans Militär abgeben. Sobald feststeht, daß der Sprengsatz an Ort und Stelle ist, nehmen die vier Männer unseres CT-Teams notfalls mit Waffengewalt die Verhaftung vor.«
Die beiden Soldaten, die eben aus der Provinz eingetroffen sind. Jetzt verstand ich, wen Simmonds meinte. Das waren Euan und ich.
»Nach der Festnahme«, fuhr er fort, »werden die
PIRA-Leute den Zivilbehörden übergeben. Das Team
kann selbstverständlich darauf vertrauen, nicht vor Gericht aussagen zu müssen. Die beiden Akteure aus der Provinz greifen unter keinen Umständen ein und nehmen vor allem keine, ich wiederhole, keine Verhaftung vor.
Den Grund dafür brauche ich Ihnen wohl nicht zu
erklären?«
477
Simmonds rang sich ein Lächeln ab. »Das war’s fürs erste, Gentlemen.« Er wandte sich an Frank, den
Regierungskommandeur. »Francis, wir fliegen in zehn Minuten zum RAF Lyneham ab, wo eine Hercules für
uns bereitsteht, nicht wahr?«
Knapp drei Stunden später saß ich mit Euan, der sich über einen schwarzen Fleck auf seinen neuen
Sportschuhen ärgerte, in einer C-130-Hercules. Kev war damit beschäftigt, die Waffenkiste und die Munition zu kontrollieren – und die Sanitätstaschen, die mir
persönlich wichtiger waren. Sollte ich angeschossen werden, wollte ich sofort eine Infusion mit Blutplasma bekommen können.
Wir landeten am Donnerstag, den 3. März 1988, gegen 23 Uhr 30. Ganz Gibraltar schien noch wach zu sein; jedenfalls war die Stadt hell erleuchtet. Die Maschine rollte zum militärischen Teil des Flughafens, wo unser Vorauskommando mit Lastwagen wartete, um uns rasch und ohne Aufsehen wegzubringen.
Unser vorgeschobener Stützpunkt war HMS Rooke,
das Küstenkommando der Royal Navy. Wir hatten ein halbes Dutzend Räume in der Offiziersunterkunft
zugewiesen bekommen und richteten uns dort mit eigener Küche und Einsatzzentrale ein. Überall verliefen dicke Kabelstränge, Telefone klingelten, und Techniker liefen in Jeans oder Jogginganzügen herum, um Funkgeräte und Satellitenverbindungen zu testen.
Simmonds mußte fast schreien, um sich bei diesem
Lärm verständlich zu machen. »Nach neuesten
478
Erkenntnissen dürfte das PIRA-Team um eine Frau
erweitert worden sein, die vermutlich das Kommando führt. Sie heißt Mairead Farrell. Photos kommen
frühestens in einer Stunde, aber ich habe schon jetzt einige Informationen. Sie ist ein besonders gefährliches Frauenzimmer …« Er machte eine Pause, damit seine nächsten Worte um so besser wirkten. »… Herkunft aus dem Mittelstand, einunddreißig, ehemalige
Klosterschülerin.«
Als das Lachen verklungen war, erzählte Simmonds
uns mehr über Mairead Farrell. Sie hatte eine zehnjährige Haftstrafe dafür verbüßt, daß sie 1976 im Hotel Conway in Belfast eine Bombe gelegt hatte, und sich sofort nach der Entlassung bei der PIRA zum Dienst zurückgemeldet.
Auf seinem Gesicht lag ein feines Lächeln, als er berichtete, ihr Liebhaber mit dem unglaublichen Namen Brendan Burns habe sich vor kurzem selbst in die Luft gesprengt.
Dann war diese improvisierte Besprechung zu Ende, und wir machten uns auf die Suche nach einem Kaffee.
Einer von Simmonds’ Leuten kreuzte auf und verteilte Stadtpläne. »Die Firma hat die Meldepunkte schon
eingetragen«, sagte er.
Während wir die Eintragungen begutachteten, fuhr er fort: »Die Hauptzufahrten von der Grenze her sind praktisch lückenlos markiert, der Rest der Stadt ziemlich gut und die Vororte nur an den wichtigsten Stellen.«
Ich sah mir die Meldepunkte an. Scheiße!. Insgesamt mußten wir uns etwa hundert Markierungen einprägen, bevor das PIRA-Team aus Spanien herüberkam. Ich
479
wußte nicht, was schwieriger war – die Terroristen abzufangen oder diese Hausaufgaben zu machen.
»Noch Fragen, Jungs?«
»Yeah, drei«, sagte Kev. »Wo schlafen wir, wo ist das Klo und wo gibt’s einen Kaffee?«
Am nächsten Morgen faßten wir Waffen und Munition und fuhren zum Schießstand hinaus. Kev und die drei anderen Männer des CT-Teams hatten ihre eigenen
Pistolen. Euan und ich mußten
Weitere Kostenlose Bücher