Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Telefon. Hier zählten Leute Geld oder bettelten um ein Darlehen. Guy wollte hinausgehen.
»Kann ich bitte auch den Kontoauszug meiner
Diamantreserve sehen?«
Guy nickte und ging hinaus. »Was machen wir hier?«
fragte Kelly.
Ich hätte inzwischen wissen sollen, daß sie es nicht ertragen konnte, irgendwo nicht eingeweiht zu sein.
Genau wie ihr Daddy. »Wart’s nur ab«, sagte ich und blinzelte ihr zu.
Einige Minuten später kam Guy zurück, stellte eine 520
Stahlkassette auf den Tisch und gab mir meinen
zusammengefalteten Kontoauszug. Ich war nervös, als ich das Deckblatt aufklappte, und las als erstes die Zahl rechts unten.
426570 Dollar zu einem Umrechnungskurs von 1,58
Dollar pro Pfund Sterling.
Big Al hatte es geschafft! Und er hatte Wort gehalten!
Ich mußte mich beherrschen, weil Bexley noch dastand.
»Ich brauche nur ungefähr fünf Minuten«, erklärte ich ihm.
»Wenden Sie sich an die Rezeption, wenn Sie fertig sind; dann bringt jemand Ihre Kassette in den Tresor zurück.« Guy schüttelte mir die Hand, winkte Kelly zu und schloß die Tür hinter sich.
Die Kassette war etwa dreißig mal fünfundvierzig
Zentimeter groß: ein Aktensafe mit einem billigen Zahlenschloß, den ich bei Woolworth für einen Zehner gekauft hatte. Ich hatte eigentlich vorgehabt, ein richtiges Bankschließfach zu mieten, aber dann hatten sich die Schließfachaufbrüche gehäuft. Außerdem hätte ich mit dem Schlüssel aufkreuzen müssen, und ich konnte nicht dafür garantieren, daß ich ihn ständig bei mir haben würde. Diese Methode war besser, hatte jedoch den Nachteil, daß ich mich an die Schalterstunden würde halten müssen, falls ich einmal ins Ausland flüchten mußte.
Ich öffnete die Kassette, nahm ein paar alte Ausgaben von Private Eye heraus, die ich für den Fall, daß die Box einmal von selbst aufsprang, obenauf gelegt hatte, und gab sie Kelly. »Mal sehen, ob du daraus schlau wirst.«
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Sie griff nach einem Heft und begann darin zu blättern.
Als erstes nahm ich das Mobiltelefon mit dem
dazugehörigen Ladegerät heraus. Ich schaltete es ein. Der Akku war noch zu einem Viertel geladen. Ich stellte das Telefon ins Ladegerät und schloß es an eine
Wandsteckdose an.
Als nächstes entnahm ich der Kassette einen
Klarsichtbeutel mit gebündelten Dollar- und Pfundnoten, fünf südafrikanischen Krüger-Rand und zehn halben Sovereigns, die ich aus dem Golfkrieg mitgebracht hatte.
Hinter den feindlichen Linien eingesetzte Soldaten hatten zwanzig dieser Dinger mitbekommen, um die
Einheimischen bestechen zu können, wenn wir in der Scheiße saßen. In meiner Patrouille hatte jeder zehn Goldstücke für sich abgezweigt; wir hatten behauptet, die anderen im Einsatz verloren zu haben. Anfangs hatte ich sie lediglich als Souvenirs aufgehoben, aber ihr Wert war bald gestiegen. Heute interessierte mich lediglich das Bargeld.
Darunter lag ein altmodisches Lederportefeuille, das eine komplette neue Identität enthielt – Reisepaß, Führerschein, Kreditkarten, alle Papiere, die ich brauchte, um mich in Nicholas Duncan Stevenson zu verwandeln.
Angefangen hatte ich mit einer
Sozialversicherungsnummer, die ich in einem Pub in Brixton für fünfzig Pfund gekauft hatte, aber ich hatte Jahre gebraucht, um das alles zusammenzutragen.
Dann nahm ich ein Notebook aus der Kassette. Ein
wundervolles Gerät, mit dem ich überall auf der Welt faxen, Memos verschicken, Dateien verwalten und
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Informationen speichern konnte. Das Problem war nur, daß ich keine Ahnung hatte, wie man das Ding benutzte.
Ich brauchte es nur als Telefon- und Adreßbuch, das durch ein Kennwort gesichert war.
Ich sah rasch zu Kelly hinüber. Sie blätterte
gelangweilt in Private Eye, ohne ein Wort zu verstehen.
Ich griff erneut in die Kassette und nahm die 9-mm-Pistole Marke Browning heraus, die ich Ende der
achtziger Jahre aus Afrika mitgebracht hatte. Ich füllte ihr Magazin mit Patronen aus einer kleinen Tupperware-Box, schob es in den Griff und zog den Schlitten zurück, um die Pistole durchzuladen. Kelly blickte kurz auf, interessierte sich aber nicht weiter für die Waffe.
Ich schaltete das Notebook ein, tippte die Zahl 2242
und fand die Nummer, die ich suchte. Dann griff ich nach dem Mobiltelefon. Kelly sah erneut auf. »Wen rufst du an?«
»Euan.«
»Wer ist das?«
Sie wirkte leicht verwirrt.
»Er ist mein bester Freund.« Ich gab weiter seine Telefonnummer ein.
»Aber …«
Ich legte den Finger auf die Lippen.
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