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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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wußte, daß es keine Probleme mit unserem Gepäck geben
    würde, denn ich hatte nicht vor, es abzuholen.
    Ich las die Anzeigen über den Gepäckbändern. Als ich sah, daß auch die Passagiere einer Maschine aus Brüssel eben ihr Gepäck abholten, steuerte ich auf den blauen Durchgang zu. Falls wir angehalten wurden, weil
    jemandem auffiel, daß Kelly einen Virgin-Rucksack trug, wollte ich einfach wieder den Dummen spielen.
    Aber am blauen Durchgang hatten um diese Zeit keine Zollbeamten Dienst. Wir hatten’s geschafft.

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    Vor uns öffnete sich die große Glasschiebetür zur Halle des Ankunftsgebäudes. Wir gingen durch die Menge von Wartenden, die Namensschilder hochhielten oder auf 517
    Freunde oder Angehörige warteten. Niemand würdigte uns eines Blickes.
    Ich ging geradewegs zum Bureau de change. Wie sich zeigte, hatte ich vor der Abreise aus Washington bei Ron, Melvin und der Familie Sandborn schöne Beute gemacht, so daß ich jetzt über dreihundert Pfund in der Tasche hatte. Wie ein Schwachkopf vergaß ich, mir kleine Scheine für den Automaten geben zu lassen, und wir mußten endlos lange anstehen, um U-Bahnfahrscheine zu kaufen. Aber das störte mich nicht; ich genoß sogar die einstündige U-Bahnfahrt zur Bank Station. Ich war ein freier Mann, ich war unter gewöhnlichen Menschen.
    Keiner dieser Leute, wußte, wer wir waren, oder würde uns plötzlich mit einer Waffe bedrohen.
    Die Londoner City besteht aus einer seltsamen
    Mischung aller möglichen Baustile. Als wir den U-
    Bahnhof verließen, kamen wir an majestätischen
    Gebäuden mit Säulenfronten und puritanisch strengen Linien vorbei – steinerne Zeugen des alten
    Establishments. Aber hinter der nächsten Ecke wurden wir mit Monstrositäten aus den sechziger und frühen siebziger Jahren konfrontiert, deren Architekten eine
    »Jetzt ruinieren wir die City«-Pille geschluckt haben mußten. Eines dieser Gebäude war mein Ziel: die
    NatWest Bank in der Lombard Street, die so eng ist, daß kaum ein Auto hindurchpaßt.
    Wir gingen durch die Drehtür aus Glas und Stahl und betraten die Kassenhalle, in der ganze Reihen von Kassiererinnen hinter Panzerglas saßen. Aber ich war nicht hier, um Geld abzuheben.
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    An der Rezeption saßen ein Mann und eine Frau, beide Anfang Zwanzig, beide mit NatWest-Anzügen. Auf den Brusttaschen war sogar ein kleines Firmenzeichen
    aufgenäht, das möglicherweise verhindern sollte, daß die Angestellten sie auch außer Dienst trugen.
    Ich sah, wie die beiden Kelly und mich kurz musterten, und spürte, daß sie die Nase rümpften. »Hi, wie geht’s?«
    begrüßte ich sie fröhlich, bevor ich Guy Bexley
    verlangte.
    »Sagen Sie mir bitte Ihren Namen?« fragte die Frau, während sie nach dem Telefonhörer griff.
    »Nick Stevenson.«
    Sie tippte die Nummer der Nebenstelle ein. Der Mann machte sich wieder am anderen Ende der Theke zu
    schaffen.
    Ich beugte mich zu Kelly hinunter und flüsterte: »Das erkläre ich dir später.«
    »Mr. Bexley kommt gleich herunter. Möchten Sie
    inzwischen Platz nehmen?«
    Wir warteten auf einer Couch, die sehr lang, sehr üppig gepolstert und sehr plastikartig war. Ich glaubte zu hören, wie das Räderwerk in Kellys Kopf sich drehte.
    Dann die unvermeidliche Frage: »Nick, bin ich jetzt Louise Stevenson oder immer noch Louise Sandborn?«
    Ich runzelte die Stirn und kratzte mich am Kopf.
    »Hmmm … Kelly!«
    Guy Bexley kam herunter. Er war mein
    »Kundenbetreuer«, was immer das bedeutete. Ich wußte nur, daß er der Mann war, den ich verlangte, wenn ich an mein Sicherheitspaket heranwollte. Er war Ende
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    Zwanzig, und seine Frisur und sein Kinnbart ließen erkennen, daß er sich in dem von der Bank gestellten Anzug nicht wohl fühlte; er hätte lieber eine PVC-Hose getragen und sich mit einer Wasserflasche in der Hand die ganze Nacht mit bloßem Oberkörper auf einer
    Raverparty ausgetobt.
    Wir gaben uns die Hand. »Hallo, Mr. Stevenson, lange nicht mehr gesehen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Arbeit. Das ist Kelly.«
    Er beugte sich zu ihr hinunter. »Oh, hallo, Kelly«, sagte er grinsend, als wolle er demonstrieren, daß er gelernt hatte, mit Kindern umzugehen.
    »Ich brauche nur mal fünf Minuten meine
    Schließfachkassette, alter Freund.«
    Wir folgten ihm zu den abgetrennten kleinen
    Besprechungsräumen auf der anderen Seite der
    Kassenhalle. Ich war schon oft in diesen Räumen
    gewesen. Sie waren alle identisch; jeder enthielt nur einen runden Tisch, vier Stühle und ein

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