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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Aha, dachte ich, du sollst wie Inspektor Clouseau in die Diele treten, um dort à la Kato überfallen zu werden. Ich stieß die Haustür auf und rief laut: »Hallo? Hallo? Niemand zu Hause?«
    Jetzt konnte es nur noch Sekunden dauern, bis die Mädchen sich auf mich stürzten und meine Beine
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    umklammerten.
    Nichts.
    Vielleicht hatten sie einen neuen Plan, waren alle irgendwo im Haus versteckt und mußten sich
    beherrschen, um ihr Kichern zu unterdrücken.
    Gleich hinter der Haustür begann ein kurzer Flur, an den sich eine große rechteckige Diele anschloß, von der Türen in die einzelnen Erdgeschoßräume führten. In der rechts von mir liegenden Küche hörte ich eine
    Frauenstimme, die im Radio die Erkennungsmelodie
    eines Senders sang.
    Noch immer keine Mädchen. Ich setzte mich in
    Bewegung und ging auf Zehenspitzen zur Küchentür.
    Dabei flüsterte ich laut wie auf der Bühne: »Schade, schade, ich muß wohl wieder gehen … leider ist niemand zu Hause … wirklich schade, weil ich Geschenke für zwei kleine Mädchen mitgebracht habe …«
    Links von mir stand die Wohnzimmertür gut dreißig Zentimeter weit offen. Ich sah nicht hinein, als ich vorbeiging; trotzdem nahm ich am äußersten Rand
    meines Gesichtsfelds etwas wahr, das ich nicht gleich erfaßte. Oder vielleicht weigerte sich mein Gehirn im ersten Augenblick, die aufgenommenen Informationen zu verarbeiten, weil sie zu grauenhaft waren, um wahr zu sein.
    Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was ich gesehen hatte. Dann wurde mein ganzer Körper
    stocksteif.
    Ich drehte langsam meinen Kopf zur Seite und
    versuchte zu enträtseln, was ich vor mir hatte.
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    Es war Kev. Er lag auf der rechten Seite auf dem
    Teppich, und jemand hatte ihm mit einem
    Baseballschläger den Schädel eingeschlagen. Das wußte ich, weil ich das Mordwerkzeug neben ihm liegen sah.
    Diesen Schläger, ein handliches, leichtes Aluminium-Modell, hatte er mir bei meinem letzten Besuch gezeigt.
    Kev hatte lachend den Kopf geschüttelt, als er mir erzählt hatte, daß die hiesigen Rednecks diesen Schläger als
    »Alabama-Lügendetektor« bezeichneten.
    Ich stand noch immer wie angenagelt.
    Scheiße, er ist tot, sagte ich mir. Mit diesen
    Kopfverletzungen kann er unmöglich noch leben.
    Was ist mit Marsha und den Kindern?
    Ist der Mörder noch im Haus?
    Ich brauchte eine Waffe.
    Für Kev konnte ich vorläufig nichts tun. Ich dachte nicht einmal an ihn, sondern überlegte mir nur, daß ich eine seiner Pistolen brauchte. Ich wußte, wo alle fünf im Haus versteckt waren – immer außer Reichweite der Kinder, immer geladen und mit einem vollen Magazin im Griff. Marsha oder Kev brauchten nur nach einer dieser Waffen zu greifen, um jeden umlegen zu können, der es auf Kev abgesehen hatte – und von denen gab es in Dealerkreisen mehr als einen. Scheiße, dachte ich, jetzt haben sie ihn also doch erwischt.
    Während ich angestrengt auf irgendein Geräusch,
    irgendeine Bewegung im Haus horchte, stellte ich
    langsam die Tragetasche mit meinen Geschenken ab.
    An der linken Giebelwand des großen rechteckigen
    Wohnzimmers befand sich ein offener Kamin. In die 69
    Nischen auf beiden Seiten waren Bücherregale eingebaut, und ich wußte, daß rechts im zweiten Fach von oben das größte, dickste Wörterbuch der Welt stand. Und hinten auf diesem Band lag – etwas über Augenhöhe, aber
    trotzdem gut erreichbar – eine großkalibrige Pistole. Sie lag so da, daß man schußbereit war, sobald man sie ergriff.
    Ich rannte los. Ich versuchte nicht einmal festzustellen, ob jemand im Wohnzimmer war. Ohne Waffe wäre ich
    ohnehin erledigt gewesen.
    Ich erreichte das Bücherregal, ergriff die Pistole, fuhr herum und ließ mich in Schießhaltung auf die Knie nieder. Die 9-mm-Pistole war eine Heckler & Koch USP, eine phantastische Waffe. Diese hier hatte sogar ein Laservisier unter dem Lauf wohin der Lichtpunkt zeigte, ging auch der Schuß.
    Ich holte mehrmals tief Luft. Sobald ich einigermaßen zur Ruhe gekommen war, sah ich nach unten und
    überprüfte die Pistole. Als ich den Schlitten etwas zurückzog, sah ich in der Kammer eine Messingpatrone blitzen.
    Was sollte ich jetzt machen? Draußen stand mein
    Leihwagen; wurde er gemeldet und zu mir
    zurückverfolgt, konnte es alle möglichen Verwicklungen geben. Ich reiste unter falschem Namen; wurde ich enttarnt, wurde auch mein Auftrag bekannt, und dann saß ich wirklich in der Scheiße.
    Ich sah rasch zu Kev hinüber, ob er vielleicht doch noch

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