Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
kommen.
    Wir gingen weiter bis zu einem noch ziemlich neuen einstöckigen Bürogebäude mit freiliegender
    Stahlkonstruktion und an der Fassade hochgezogenen 214
    Lüftungsrohren. Drinnen brannten überall
    Leuchtstoffröhren. Ich versuchte die Firmenschilder zu lesen, aber der regnerische Tag war so trüb, daß ich näher hätte herangehen müssen, was ich nicht wollte. Auf einem Messingschild stand Unicom, aber die anderen konnte ich nicht lesen.
    Dieses Gebäude hatte wenig Ähnlichkeit mit den Sinn-Féin- oder PIRA-Büros, die ich kannte. In der Cable Street in Londonderry befand sich das Büro
    beispielsweise in zwei Ober- und Untergeschossen eines Terrassenhauses aus den zwanziger Jahren, und die Zweigstellen in West-Belfast sahen kaum anders aus. Es waren jedenfalls keine High-Tech-Bürogebäude, die ans Centre Pompidou in Paris erinnerten. Hatte Pat sich etwa getäuscht? Ich hätte jedenfalls ein verfallenes altes Mietshaus erwartet. Vielleicht war dies nur eine
    Tarnadresse – ein Bürogebäude, in dem legale Firmen ihren ebenso legalen Geschäften nachgingen.
    Ich sah mir das Haus 126 Ball Street im Vorbeigehen genau an, ohne mich jedoch nach ihm umzusehen. Alle wichtigen Informationen muß man gleich auf den ersten Blick erfassen.
    »Nick?«
    »Was?«
    »Ich hab’ nasse Füße.«
    Ich sah mir ihre Schuhe an. Sie waren tatsächlich durchgeweicht. Ich hatte mich so sehr auf meinen
    Erkundungsauftrag konzentriert, daß ich nicht auf die Pfützen geachtet hatte, durch die wir gegangen waren.
    Ich hätte ihr in dem Einkaufszentrum ein Paar
    215
    Gummistiefel kaufen sollen.
    Wir erreichten eine Querstraße. Nach links fiel die Straße leicht zum Potomac hin ab. Beide Straßenseiten waren zugeparkt und von weiteren Schrottplätzen
    gesäumt.
    Ich sah nach rechts. Am Ende der Straße führte der Highway 1 vorbei, und unmittelbar davor ragte die Satellitenschüssel des Hotels Calypso auf. Ich war sehr mit mir zufrieden. Ich hatte das Zielobjekt besichtigt und eine Unterkunft gefunden – und das alles vor elf Uhr morgens.

16
    Wir gingen über den Parkplatz des Hotels Calypso. Ich zeigte auf die Lücke zwischen einem Pick-up und einem UPS-Lieferwagen. »Du wartest unter dem
    Treppenaufgang; dort bleibst du trocken. Ich komme bald wieder.«
    »Ich will aber mitkommen, Nick.«
    Ich tat wieder so, als müßte ich einen jungen Hund erziehen. »Nein … du … wartest … hier. Ich bin gleich wieder da.« Ich verschwand, bevor sie widersprechen konnte.
    Die Rezeption war in einem der Zimmer im
    Erdgeschoß untergebracht, das als Büro diente, und das Einchecken war ebenso lässig wie die ganze Atmosphäre des Hotels. Zu meiner Erleichterung fand die Story von der bedauernswerten Touristenfamilie aus England hier 216
    viel rascher Glauben.
    Ich ging hinaus, holte Kelly ab und ging mit ihr das Gebäude entlang zu der Außentreppe, die zu unserem neuen Zimmer im ersten Stock führte. In Gedanken
    plante ich bereits, was ich als nächstes tun mußte.
    Plötzlich zog Kelly an meiner Hand. »Doppelter Schiet!«
    »Was?«
    »Du weißt schon – überhaupt nicht nett. Du hast das andere als Schiet bezeichnet. Das hier ist doppelter Schiet.«
    Sie hatte leider recht. Ich glaubte sogar, Erbrochenes zu riechen. »Nein, nein, wart’s nur ab. Hast du die Satellitenschüssel gesehen? Damit können wir
    wahrscheinlich sämtliche Programme der Welt
    empfangen. Kannst du dir vorstellen, wie toll das wird?«
    Die Einrichtung unseres Zimmers bestand aus zwei
    französischen Betten, einem großen Fernseher, einem Sideboard, das bessere Tage gesehen hatte, einem
    Kleiderschrank, der lediglich aus einer Stange mit Kleiderbügeln in einer Wandnische bestand, und einer Kofferablage.
    Ich warf einen Blick ins Bad und entdeckte ein
    Fläschchen Shampoo. »Siehst du das?« fragte ich Kelly.
    »Immer ein Zeichen für ein gutes Hotel. Wir sind im Ritz, glaub ich.«
    Nachdem ich das Ladegerät eingesteckt und mein
    Mobiltelefon hineingestellt hatte, schaltete ich den Fernseher ein und fing an, eine Kindersendung zu
    suchen. Dieser Ablauf hatte sich inzwischen eingespielt.
    Ich zog ihr den Mantel aus, schüttelte ihn leicht aus 217
    und hängte ihn weg. Dann trat ich an die Klimaanlage und drückte auf verschiedene Tasten, denn ich wollte, daß es hier richtig heiß wurde. Während ich darauf wartete, daß das Gerät zu arbeiten begann, fragte ich:
    »Was läuft denn?«
    »Power Rangers.«
    »Wer sind die?«
    Ich kannte diese Serie recht gut, aber

Weitere Kostenlose Bücher