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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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konnte, daß der Raubüberfall ihnen zu peinlich sein würde, um ihn anzuzeigen. Vermutlich saßen sie noch immer in ihrem Grand Cherokee, machten sich gegenseitig Vorwürfe und überlegten, wie man ohne Zündschlüssel weiterfahren konnte. Ich warf den ganzen Krempel in den nächsten Abfallbehälter.
    Wir fuhren zum Bahnhof weiter. Obwohl das Stadtzentrum von Florence todkrank zu sein schien, wurden große Anstrengungen unternommen, um den Patienten am Leben zu erhalten. Die historische Innenstadt war renoviert worden, aber alle Geschäfte schienen nur Duftkerzen, parfümierte Seife und Leinensäckchen mit getrockneten Blüten zu verkaufen. Für richtige Menschen mit normalen Bedürfnissen gab es hier nichts mehr.
    Wir erreichten den Bahnhof von Florence, der in jeder anderen amerikanischen Kleinstadt hätte stehen können. Er war voller Obdachloser, die hier einen warmen Schlafplatz fanden. Überall roch es nach Schweiß und Verfall. Auf den Bänken schliefen Betrunkene, denen sich kein vernünftiger Mensch nähern würde, wenn er nicht riskieren wollte, daß ihm der Kopf abgerissen wurde.
    Ich sah mir den Abfahrtsplan an. Offenbar konnten wir mit dem Zug nach De Land fahren, um von dort aus mit dem Bus nach Daytona weiterzufahren. Inzwischen war
    es kurz vor sechs Uhr; der Zug sollte in einer guten Dreiviertelstunde fahren.
    Der schon geöffnete Fahrkartenschalter erinnerte mich sofort an den koreanischen 7-Eleven in Washington: überall Maschendraht und Gitterstäbe, deren weißer Lack an vielen Stellen abgeblättert war. Dahinter war das breite schwarze Gesicht, das mich nach meinem Fahrtziel fragte, kaum zu erkennen.
    Fünfundvierzig Minuten später stiegen wir in den Zug, fanden unsere Plätze und ließen uns hineinfallen. Der Großraumwagen war nur ungefähr halbvoll. Kelly schmiegte sich hundemüde an mich.
    »Nick?«
    »Was?«
    Ich war damit beschäftigt, die anderen Fahrgäste zu beobachten. Die meisten sahen wie ich aus: übermüdete Erwachsene, die sich um Kinder kümmerten.
    »Wohin fahren wir?«
    »Zu einem Freund.«
    »Wer ist das?« Diese Idee schien ihr zu gefallen. Vermutlich hatte sie meine Gesellschaft satt.
    »Er heißt Frankie und wohnt am Strand.«
    »Machen wir bei ihm Urlaub?«
    »Nein, soviel Platz hat Frankie nicht.«
    Ich beschloß, die Unterhaltung fortzusetzen, weil Kelly bestimmt bald einnicken würde. Die rhythmischen Bewegungen und Geräusche des Zuges würden sie bald einschlafen lassen.
    »Wer ist deine beste Freundin? Melissa?«
    »Ja. Wir erzählen uns Sachen und versprechen uns, sie
    keinem Menschen weiterzuerzählen.« Nachdem Kelly mir versichert hatte, sie liebe Melissa unsterblich, fing sie an, mir ihre schlechten Seiten zu schildern, die größtenteils damit zusammenhingen, daß sie mit einem Mädchen spielte, das Kelly nicht leiden konnte.
    »Wer ist dein bester Freund, Nick?«
    Diese Frage ließ sich leicht beantworten, aber ich dachte nicht daran, seinen wahren Namen zu nennen. Falls wir irgendwann doch geschnappt wurden, sollte er nicht wegen der Erwähnung seines Namens Schwierigkeiten bekommen. Die Morgensonne begann heiß durchs Fenster zu scheinen; ich beugte mich über Kelly hinweg und zog das Rollo herunter.
    »Mein bester Freund heißt ... David.« Das war der nächstbeste Name, der mir für Euan einfiel. »Wie Melissa und du erzählen wir uns Sachen, die sonst niemand weiß. Zum Beispiel hat er eine Tochter, die ungefähr in deinem Alter ist. Aber das wissen nur David und ich ... und jetzt du.«
    Kelly gab keine Antwort. Sie war schon dabei einzudösen. Aber ich sprach aus nicht ganz erklärlichen Gründen trotzdem weiter. »Wir kennen uns seit unserem siebzehnten Lebensjahr und sind seitdem die besten Freunde.« Ich hätte ihr gern noch mehr erzählt, aber ich fand nicht die richtigen Worte. Euan und ich waren einfach füreinander da. So war es schon immer gewesen. Mir fehlten die sprachlichen Mittel, um diese Tatsache angemessen zu beschreiben.

Frank de Sebastiano war bei seinen Freunden von der LCN, der Cosa Nostra, in Miami in Ungnade gefallen und im Rahmen des FBI-Zeugenschutzprogramms zu seiner Sicherheit nach England geschickt worden. Ich hatte zu dem Team gehört, das den Auftrag gehabt hatte, sich in dem Vierteljahr, das er in Abergavenny verbrachte, bevor er in die USA zurückkehrte, um ihn zu kümmern. Ich hatte Frankie als höchstens einsfünfundsechzig groß und irgendwie schmuddelig in Erinnerung; sein fettiges tiefschwarzes Haar schien wie das

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