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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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eigene Bewegungsenergie, um ihn gegen die nächste Mauer zu rammen. Er knallte schwungvoll dagegen. Ich stieß ihn in den Notausgang eines Restaurants.
    »Alles cool, ich bin cool.« Big Al sprach nur halblaut. Er kannte das Verfahren.
    Ich sah auf einen Blick, daß er nichts unter der Kleidung verborgen haben konnte, so straff gespannt umgab sie seinen massigen Leib. Aber ich fuhr dennoch mit einer Hand über sein Kreuz; in dieser natürlichen Höhlung läßt sich wunderbar alles mögliche verbergen, und Big Al hatte ein außergewöhnlich breites Kreuz. Dann tastete ich ihn weiter ab.
    Er sah auf Kelly hinab, die alles aufmerksam beobachtete, und blinzelte ihr zu. »Du hast wohl schon oft zugesehen, wie er das macht?«
    »Im Himmel macht mein Daddy das auch.«
    »Ah, okay, cleveres Mädchen, cleveres Mädchen.« Er starrte sie an, während er versuchte, ihre Antwort zu enträtseln.
    Ich richtete mich auf, sobald ich ihn nach Waffen abgetastet hatte. »Du weißt, daß ich mir jetzt deinen Aktenkoffer ansehen muß?«
    »Yeah, klar.« Ich öffnete den Aktenkoffer. Außer zwei Aluminiumröhrchen mit Zigarren enthielt er lediglich sein Handwerkszeug: Disketten, ein externes Laufwerk, CD-ROMs, Verbindungskabel, Meßinstrumente und ähnlichen Scheiß. Ich tastete rasch Boden, Deckel und Seiten ab, um mich davon zu überzeugen, daß der Aktenkoffer kein Geheimfach enthielt.
    Dann nickte ich zufrieden. »Okay, wir können gehen.«
    »Sollen wir unterwegs eine Packung Eiscreme kaufen?« schlug er vor.
    Wir hielten ein Taxi an. Kelly und ich stiegen hinten ein, während er sich auf den Beifahrersitz quetschte und die Zweiliterpackung Ben & Jerry’s auf seinen Aktenkoffer stellte.
    Im Hotel gingen wir auf unser Zimmer. Big Al war sichtbar aufgeregt; vermutlich erinnerten die konspirativen Umstände unseres Treffs ihn an die gute alte Zeit, und dieses schäbige Zimmer machte alles nur noch aufregender. Er legte seinen Aktenkoffer auf eines der Betten, klappte ihn auf und legte sein Zeug bereit. »Und was treibst du heutzutage?« erkundigte er sich neugierig.
    Ich gab keine Antwort.
    Kelly und ich saßen auf dem anderen Bett und beobachteten Big Al bei seinen Vorbereitungen. Kelly wirkte sichtlich interessiert.
    »Haben Sie auch Spiele?« fragte sie ihn.
    Ich dachte, Sabatino würde angewidert den Kopf schütteln: Hör zu, Kleine, ich bin Techniker; mit Spielen gebe ich mich nicht ab. Zu meiner Verblüffung antwortete er jedoch: »Yeah, massenhaft! Vielleicht haben wir nachher noch Zeit, ein paar zu spielen. Welche magst du am liebsten?«
    Als die beiden dann anfingen, über Quake und Third Dimension zu fachsimpeln, unterbrach ich sie, indem ich ihn fragte: »Und was treibst du heutzutage?«
    »Oh, ich bringe den Leuten bei, wie man mit diesen Dingern umgeht.« Er zeigte auf den Laptop. »Und zwischendurch arbeite ich für ein paar hiesige Privatdetektive, wenn sie Auskünfte über Bankkonten und dergleichen brauchen. Lauter unspektakuläre Sachen, aber das ist in Ordnung - ich muß alles Auffällige vermeiden.«
    In einer Wolke aus Kouros-Duft sitzend mochte ich mir angesichts seiner grellbunten Aufmachung nicht einmal vorstellen, wie er sich kleiden würde, um richtig aufzufallen.
    Da Big Al keine Antwort auf seine ursprüngliche Frage bekommen hatte, schien er sich verpflichtet zu fühlen, keine Gesprächspause entstehen zu lassen. »Ich hab’ natürlich noch ein paar hundert Mille gebunkert!« erklärte er mir grinsend. »Von den Zinsen und meiner Abfindung lebe ich ganz gut.«
    Er war dabei, verschiedene Zusatzgeräte an den Laptop anzuschließen. Ich ließ ihn ruhig weiterarbeiten. Er versuchte noch mal, mich auszuhorchen. »Wie steht’s mit dir? Immer dieselbe Arbeit?«
    »Yeah, dasselbe alte Zeug. Alle möglichen Aufträge.«
    Er saß jetzt so am Tisch, daß er mir den Rücken zukehrte, und konzentrierte sich auf den Laptop. »Und du arbeitest im Augenblick, stimmt’s?«
    »Natürlich arbeite ich.«
    Big Al lachte. »Du glaubst wohl, du kannst mich verscheißern?« Er sah zu Kelly hinüber. »Entschuldigung.« Er wandte sich wieder an mich und sagte: »Würdest du arbeiten, bräuchtest du mich nicht, sondern könntest das hier bei euren Leuten in Auftrag geben. Big Al läßt sich nicht verscheißern!« Er grinste zu Kelly hinüber, dann erkundigte er sich: »Bist du noch verheiratet?«
    Die Microsoft-Melodie erklang, als er Windows 95 auf meinem Laptop öffnete.
    »Seit gut drei Jahren geschieden«, antwortete ich.

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