Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
Deckung und nutzten die Gelegenheit, wieder zu Atem zu kommen. Wir waren beide von Regen und Schweiß völlig durchnässt. Als der Hubschrauber im Tiefflug über uns hinwegbrauste, bogen sich die Bäume im Rotorenwind und überschütteten uns zusätzlich mit hundert Litern Wasser. Trotzdem war meine Kehle wie ausgedörrt, und ich atmete keuchend; der einzige Vorteil war, dass die Masse meines Körpers durch die große Anstrengung hübsch warm blieb.
    Der Hubschrauber blieb weiter in unserem Gebiet. Er war irgendwo im Hintergrund zu hören, wo er den Wald langsam und tief absuchte. Ich sah in die Richtung, aus der wir gekommen waren, und erkannte deutlich unsere Fährte. Selbst jemand ohne große Erfahrung würde ihr mühelos folgen können; für erfahrene Spurensucher, die vielleicht sogar Hunde mitbrachten, würde sie einer beleuchteten Autobahn gleichen.
    Im Innersten wusste ich, dass sie nicht lange brauchen würden, um die Stelle zu finden, wo wir die Straße überquert hatten. Von dort an würde alles ganz einfach sein, denn wir waren auf regennassem Waldboden unterwegs, der Fährten und Gerüche ideal speicherte. Außerdem waren die Verfolger ausgeruht und konnten jederzeit Verstärkung anfordern; nach gewisser Zeit würden sie sich sogar ausrechnen können, wohin wir unterwegs waren, sodass andere uns abfangen konnten. Andererseits hatten sie vielleicht noch gar keine Fährtensucher und Spürhunde im Einsatz, sondern mussten sie erst anfordern. Gute Fährtensucher waren so selten, dass die Polizei vielleicht noch Stunden brauchen würde, um einen aufzutreiben - der dann vielleicht weit von hier entfernt wohnte. Vielleicht . vielleicht. Jedenfalls würde jeder Mann, aber hoffentlich nicht
    auch sein Hund, nach uns Ausschau halten.
    Ich musste mir eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte, wohin wir unterwegs waren, und wir waren schon ziemlich erschöpft. Das erforderte eine Entscheidung: Versteckten wir uns bis Einbruch der Dunkelheit, um dann dieses Gebiet zu verlassen, am besten mit einem Fahrzeug? Oder blieben wir in Bewegung, um unseren Vorsprung zu halten?
    Der Hubschrauber kam wieder langsam näher und blieb fast genau über uns stehen. Das war eigenartig: Das Blätterdach war so dicht, dass die Piloten uns unmöglich sehen konnten, und in diesem ländlichen Gebiet waren Polizeihubschrauber bestimmt nicht mit Wärmebildkameras ausgerüstet. Erst nach ungefähr fünf Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, veränderte sich das Triebwerksgeräusch, und der Hubschrauber brauste davon. Ich kam unter meinem Baum hervor und trabte weiter: Unser Tempo hatte sich merklich verlangsamt. Ich war erledigt. Meine Schritte wurden immer kürzer, was einem erfahrenen Fährtensucher gezeigt hätte, dass das gejagte Wild müde war. Ich sah mich um. Sarah war leichenblass und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Ich versuchte positiv zu denken. Trabt man nur eine Stunde lang mit zehn Stundenkilometern in unbekannte Richtung, müssen die Verfolger bereits über dreihundert Quadratkilometer absuchen, um einen zu finden. Und nach zwei Stunden ist das Suchgebiet schon 1256 Quadratkilometer groß. In The Lotte Ranger machte Tonto immer Halt und sagte: »Fünf Planwagen, zwei Stunden. Fahren dorthin, kemo sabe .« Zum Glück ist die Sache im richtigen Leben nicht so einfach - und Tonto lebt in Arizona.
    Ich beschloss, ein Versteck zu suchen, in dem wir bis
    Einbruch der Dunkelheit bleiben konnten. Ohne Kompass oder wenigstens Sterne, die eine Orientierung ermöglichten, konnte ich wochenlang im Kreis laufen, ohne es zu merken. Nachts würden wir zur Straße zurückgehen und ihr im Schutz der Bäume folgen, bis ich uns irgendwo einen Wagen besorgen konnte.
    Ich trabte einige Minuten weiter, wobei Sarah jetzt mit mir Schritt hielt. Sechzig bis siebzig Meter halb rechts vor mir sah ich etwas, das geeignet zu sein schien: Auf leicht erhöhtem Grund lag ein über einen kleinen Steilabbruch gestürzter Baum, der noch die meisten Äste hatte. Unter seinem Stamm würden wir vor dem Hubschrauber und - was fast ebenso wichtig war - vor dem Regen sicher sein. Falls uns die Polizei nicht fand, wollte ich nicht an Unterkühlung eingehen. Bei diesem Regen würde es nicht lange dauern, bis Kälte und Erschöpfung ihren Tribut forderten.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Sarah. »Warum bleibst du stehen?«
    Ich machte mir nicht die Mühe, ihr zu antworten; ich sah in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Dann drehte ich mich

Weitere Kostenlose Bücher