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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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glauben, erfrieren zu müssen - aber das tust du nicht, solange wir uns gegenseitig wärmen. Ist das klar?«
    Ich spürte, dass sie nickte; dann drängte sie sich noch etwas enger an mich. Selbst unter diesen Umständen war das angenehm, das musste ich mir eingestehen.
    Dreierlei hatte ich mein Leben lang nicht ausstehen können: nass zu sein, zu frieren oder hungrig zu sein. Diese drei Zustände versucht man schon als Kind zu vermeiden, aber nun war ich ihnen erneut ausgesetzt; unter diesen Umständen war es kein Wunder, dass ich das Gefühl hatte, mich mit meinen achtunddreißig Jahren um ein richtiges Leben bemühen zu müssen. Mein bisheriges Leben schien immer schneller ins Nichts zu führen.
    Während die Minuten verstrichen, kühlte mein Körper aus, obwohl Sarah sich an mich kuschelte, und der Erdboden schien feuchter und kälter zu werden. Ich fühlte ihre Wärme an den Stellen, wo wir uns berührten, aber der Rest meines Körpers war eiskalt. Veränderte sie gelegentlich ihre Position, um bequemer zu sitzen, konnte ich spüren, wie die Kälte die dadurch exponierten Körperstellen angriff.
    Sarah rührte sich wieder und murmelte: »Sorry, Krampf.« Sie streckte die Beine aus und bewegte kreisend ihre Füße, um die verkrampften Muskeln zu lockern.
    Ich hielt weiter Wache und horchte auf das Rauschen des
    Bachs, den Wind in den Bäumen und das leise Plätschern des Regens, der vom Blätterdach auf den Waldboden tropfte. Unter den Bäumen bildete sich allmählich ein leichter, nur etwa kniehoher Nebel, der mich an Bühnennebel erinnerte. Der Nebel konnte vor- oder nachteilig sein: Er würde uns tarnen, falls wir unser Versteck vorzeitig verlassen mussten, aber er war auch gut für die Hunde.
    Als längere Zeit verstrichen war, ohne dass irgendein Anzeichen einer Verfolgung erkennbar war, erschien mir unsere Situation in etwas rosigerem Licht. Ich sah auf meine Armbanduhr: 9.46 Uhr. Noch ungefähr zehn Stunden bis Einbruch der Dunkelheit. Vergeht die Zeit nicht wie im Flug, wenn man sich gut amüsiert? Wenigstens wirkte der kleine Baby-G-Surfer unverändert fröhlich.
    Sarah hatte eine bequemere Stellung gefunden und wollte sich unterhalten. »Nick?«
    »Nicht jetzt.« Ich brauchte Zeit, um in Ruhe nachdenken zu können. Ich wollte mir durch den Kopf gehen lassen, was Sarah mir erzählt hatte, und musste analysieren, was alles passiert war. Bluffte sie nur, wenn sie von einem Attentat auf Netanjahu sprach? Wie hatten sie ihn umbringen wollen? Wie hatte Sarah sie daran hindern wollen?
    Mein Kopf war voller Fragen, auf die ich noch keine Antwort wusste. Aber ich durfte jetzt nicht damit anfangen, Sarah auszufragen. Taktisch war es klug, jegliches Geräusch zu vermeiden, und außerdem musste ich mich auf die vor mir liegende Aufgabe konzentrieren. Ich musste hier heil rauskommen und möglichst dafür sorgen, dass auch Sarah überlebte, damit ich meinen eigentlichen Auftrag ausführen konnte.

Eine Stunde später waren Sarah und ich völlig durchgefroren und zitterten vor Kälte. Ich versuchte, gegen die Kälte anzukämpfen, indem ich alle Muskeln anspannte und dann wieder entspannte; das funktionierte einige Zeit lang, aber dann zitterte ich wieder wie zuvor. Ich hatte keine Ahnung, wie Sarah mit der Kälte zurechtkam, aber darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern; mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, während ich überlegte, welche Möglichkeiten mir offen standen. Hatte sie die Wahrheit gesagt? Sollte ich London anrufen, wenn ich es schaffte, hier lebend rauszukommen? Sollte ich versuchen, bei den Amerikanern Unterstützung zu finden? Vielleicht Josh um Hilfe bitten? Nein, er war noch nicht aus England zurück.
    Dann hörte ich ein Geräusch und hoffte, es nicht wirklich gehört zu haben.
    Ich spähte durch die Lücke unter dem Baumstamm und öffnete dabei den Mund, um besser zu hören. Mein Magen verkrampfte sich. Ich drehte den Kopf zur Seite, um Sarah anzusehen, die mir eben erzählen wollte, dass sie die Hunde ebenfalls gehört hatte. Ihre Laute kamen aus der Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich konnte sie noch nicht sehen, aber sie würden bald auftauchen. Das war nur eine Frage der Zeit.
    Ich legte meinen Zeigefinger auf die Lippen, damit Sarah wusste, dass sie nicht reden durfte, wandte mich ab und sah wieder nach draußen.
    Sarah brachte ihren Mund dicht an mein Ohr. »Komm, Nick, wir hauen ab!« Ich flüsterte ihr zu, sie solle ihre verdammte Klappe halten, und beobachtete, wie unsere Verfolger

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