Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
hockte mit hochgezogenen Knien da und starrte den abgetretenen Teppich vor dem Bett an. »Das Problem ist, dass ich noch immer nicht weiß, wer dieser Informant ist, Nick - das weiß kein Mensch. Dabei habe ich in den letzten vier Jahren nichts anderes getan, als zu versuchen, ihn aufzuspüren und das gesamte Netzwerk zu zerschlagen.«
Sie sah wieder zu mir auf, während ich weiter meinen Arm abtupfte. »Die beiden anderen, die heute in das Haus am See kommen sollten, sind die Einzigen in ganz Amerika, die seine Identität kennen. Ich bin nur einmal mit ihnen zusammengekommen. Ich weiß nicht, wie sie heißen oder wo sie zu erreichen sind, nichts. Aber ich hatte vor, zum Schein bei dem geplanten Attentat mitzumachen und sie dann irgendwie entführen zu lassen. Hätten wir diese beiden gehabt, hätten wir auch den Informanten schnappen können. Gelingt es uns nicht, auch ihren Boss auszuschalten, sind nicht nur Politiker wie Arafat und Netanjahu gefährdet.«
Sie fuhr sich mit allen zehn Fingern durch ihr allmählich trocknendes Haar. Ich atmete langsam und schwerfällig, während ich mir Fragen auszudenken versuchte, die mir helfen würden, ein gutes Gefühl bei dem zu haben, wozu ich insgeheim schon fast entschlossen war.
»Nick, du bist der Einzige .«
Das Telefon klingelte. Sarah sprang auf, raffte ihre Sachen zusammen, griff nach ihrer Pistole und überzeugte sich davon, dass sie durchgeladen war. Dann zog sie den Vorhang einen Spalt weit auf und sah hinaus. Als sie den Kopf schüttelte, nahm ich den Hörer ab. Sarah fing an, sich in Windeseile anzuziehen.
Der Anruf kam von der Rezeption; wir wechselten ein paar Worte, dann legte ich den Hörer auf. »Gleich kommt jemand von der Mietwagenfirma vorbei. Du nimmst dein ganzes Zeug mit ins Bad und lässt dich nicht blicken, okay?« Sie raffte Kleidungsstücke, Handtücher und Umhängetasche zusammen und verschwand damit im Bad. Ich zog meine Jacke wieder an, um die Bisswunde am Arm und die Tatsache zu verdecken, dass ich ein Hemd ohne Ärmel trug, und schaltete auf ein Fernsehprogramm um, wo garantiert keine Nachrichten liefen. Ich stellte es etwas lauter, damit es etwaige Geräusche aus dem Bad übertönte.
Dann wurde angeklopft. Als ich den Raum durchquerte, fiel sogar mir auf, wie moderig es hier roch. Ich sah durch den Spion in der Tür. Draußen stand ein junger Schwarzer in einem blauen T-Shirt. Er hatte den Mietwagenvertrag auf einem Schreibbrett unter dem linken Arm und hielt ein Kreditkartenprägegerät in der rechten Hand.
Ich saß auf der Bettkante, während er am Fenster sitzend den Vertrag ausfüllte. Wie jedes Mal hatte ich Spaß daran, meinen englischen Führerschein vorzulegen, weil die meisten Leute nicht recht wissen, was sie damit anfangen sollen - ein leicht feuchtes Stück rosa Papier, das nicht viele Angaben enthält und nicht mal mit einem Foto versehen ist. Der junge Mann drehte ihn verlegen in den Händen, während er die Angaben suchte, die er für den Vertrag brauchte. Ich kürzte das Verfahren ab. »Die Nummer steht hier.« Er lächelte mir erleichtert zu.
Als er aufstand, merkte ich, dass er sich über den Modergeruch wunderte. Ich lachte. »Wir sind mit dem Auto eines Freundes auf Urlaubsreise. Nur leider hat es nachts auf einer einsamen Landstraße einen Getriebeschaden gehabt.«
Er nickte, ohne sich wirklich dafür zu interessieren. Sobald er gegangen war, kam Sarah aus dem Bad und zog ihre Jeans
wieder aus, um sie zum Trocknen aufzuhängen.
Sagte sie tatsächlich die Wahrheit, würde ich sie vielleicht nach London mitnehmen. Das Problem war nur, dass Sarahs Motive mir zwar einerseits rätselhaft waren, ich aber andererseits genau wusste, was ich von Lynn und Elizabeth zu erwarten hatte. Führte ich meinen Auftrag nicht exakt aus, würden die beiden mich dafür büßen lassen - vielleicht sogar jemanden mit einem T104 auf mich ansetzen. Ich brauchte mehr Informationen von Sarah; die Tatsache, dass sie den Amerikaner erschossen hatte, ließ deutlich erkennen, auf welcher Seite sie stand, aber ich brauchte handfeste Beweise. Ich blieb auf dem Bett sitzen, während Sarah sich auszog, ihre Sachen auf das Klimagerät legte und sich wieder in das Badetuch wickelte.
»Wann wollen sie den Anschlag verüben?«
Sarah kam herüber und setzte sich neben mich. Sie sah aufgeregt zu mir auf, aber dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. »Du glaubst mir noch immer nicht, stimmt’s, du Mistkerl?« Ihre Hand umklammerte meinen Arm.
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