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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Kühlschrank, um einen dazu passenden Aufstrich zu holen. Sarahs Blicke folgten mir, während sie sich an den Küchentisch setzte. Sie kam mir wie eine Studentin vor, die nervös darauf wartete, das Ergebnis ihrer Abschlussprüfung zu erfahren.
    Ich sah bewusst nicht zu Josh hinüber; falls er sich unerwartet umdrehte, sollten unsere Blicke sich nicht begegnen. Den meisten Menschen gelingt es, niemandem Einblick in ihr Inneres zu gewähren - aber unsere Augen können uns verraten. Ich hatte mein Leben lang geübt, mich in dieser Beziehung zu verstellen, aber Josh hätte ich nicht täuschen können. Dazu hatte er zu viel Erfahrung. Ich konzentrierte mich einfach auf das Bagel, das ich bestrich, und hörte unauffällig zu.
    Josh hörte auf, Konversation zu machen, und kam endlich zur Sache. »Wer ist heute Schichtkoordinator? ... Ah, richtig. Ist Davy Boy schon da?« Das klang hörbar zufrieden.
    Ich ging durch die Küche und setzte mich zu Sarah. Sie umklammerte den Kaffeebecher mit beiden Händen, trank ab und zu einen kleinen Schluck daraus und schien sich ausschließlich für die Molekularstruktur ihres Kaffees zu interessieren. Josh, der noch immer angeregt telefonierte, kehrte uns weiter den Rücken zu und war damit beschäftigt, die Reißverschlüsse der Schultaschen zuzuziehen. Als er damit fertig war, kam er zu uns herüber, stellte die Taschen auf den Küchentisch und redete dabei weiter.
    »Bei mir sind zwei gute Freunde aus England zu Besuch, und ich würde ihnen gern das Weiße Haus zeigen. Glaubst du, dass sich das machen lässt, Kumpel?« Er lächelte über die Antwort seines unsichtbaren Gesprächspartners. »Yeah, ausgerechnet heute ... yeah, ich weiß, aber für die beiden ist das die einzige Chance, Mann ... yeah, in Ordnung.« Josh sah auf die Küchenuhr, legte auf, sah zu uns herüber und sagte: »Ich soll in einer halben Stunde noch mal anrufen.«
    Wir schafften es beide, vor Freude zu strahlen, aber ich musste mich verdammt anstrengen, damit er mir nichts anmerkte. Verließen die Kinder das Haus, bevor unser Besuch genehmigt war, standen wir vor einem großen Problem.
    Ich sah nochmals auf meine Armbanduhr. Es war jetzt 7.39 Uhr. Josh, der mit dem Verlauf des Telefongesprächs zufrieden zu sein schien, erwiderte unser Lächeln, während er sich mit seinem Kaffee zu uns an den Tisch setzte. Sarahs Stimme klang schon aufgeregt, als sie sagte: »Dann mache ich mich jetzt lieber fertig. Bis gleich!« Sie gab mir einen liebevollen Klaps auf die Schulter und verschwand.
    Josh sah sich in der Küche um. Seine Arbeit war getan. Wir tranken schweigend unseren Kaffee. Er aß einen Bagel und grinste, als er hörte, wie Maria den Fernseher überschrie, um die Kinder zu ermahnen, nicht so laut zu sein. »Wann fahren deine drei, Josh?«, fragte ich ihn. »Für einen Auftritt um dreizehn Uhr ist’s noch ziemlich früh, nicht wahr?«
    »Gegen acht Uhr. Die Kinder werden von Schulbussen abgeholt und hingebracht. Zur allerletzten Probe, Mann. Ich bin froh, wenn damit Schluss ist; der Scheiß mit dem Friedensquilt hat praktisch mein Leben beherrscht.«
    Ich nickte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie ihm zu Mute war.
    Ich versuchte, keine allzu lange Gesprächspause entstehen zu lassen. »Was soll ich anziehen?«, fragte ich. »Ich will nicht, dass du dich mit uns genieren musst.«
    »Hey, kein Problem, Mann. Ich muss natürlich einen Anzug tragen - das ist bei uns Vorschrift.«
    Wir tranken weiter unseren Kaffee und redeten über alles Mögliche. Ich fragte Josh, ob er mir eine seiner Krawatten leihen könne.
    Er drohte mir gerade scherzhaft mit der Faust, als im Esszimmer ein gellender Schrei ertönte: »Daddy! Daddy!« Die Kinder schienen sich in die Haare geraten zu sein, und Maria konnte den ausgebrochenen Streit offenbar nicht schlichten. Er stand auf. »Bin in fünf Minuten wieder da.«
    Josh ging lächelnd hinaus und ließ mich mit sorgenvoller Miene zurück. Ich sah wieder auf meine Baby-G. Es war 7.45 Uhr. Eine Viertelstunde bis zur Abfahrt der Kinder, aber ungefähr fünfundzwanzig Minuten bis zur Entscheidung darüber, ob unser Besuch genehmigt war oder nicht. Das war schlecht; die Kinder mussten noch hier sein, wenn unser Besuch nicht genehmigt wurde - sonst würde Plan B nicht funktionieren. Also wurde es höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Ich stellte meinen Kaffeebecher ab und ging nach oben. Sarah, die gerade duschen wollte, stand nackt vor der Duschkabine. Ich sagte kein Wort, sondern bückte

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