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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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4-Umschlag, der auf dem
    190
    Fernseher lag, und gab ihn ihr mit vor Verlegenheit hochrotem Gesicht.
    Janice kippte die weißen Karten vor sich auf den
    Fußboden, legte nochmals Lippenstift auf und küsste weiter. Unterschrieben wurden die Karten offenbar erst später, wenn sie sich etwas abreagiert hatte.
    So konnten Tom und ich nicht mehr miteinander
    reden. Ich musste zusehen, dass ich verschwand.
    »Danke für den Tee, Tom. Ich muss jetzt weiter,
    fürchte ich. Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben, Janice.«
    Sie nickte, ohne sich die Mühe zu machen, zu mir
    aufzusehen.
    Tom starrte nervös erst mich, dann Janices Kopf an.
    Als ich aufstand und mich nach meiner Reisetasche bückte, stieß er hervor: »Hey, ich bringe dich runter, ich muss sowieso die Wäsche abholen.«
    Wir sprachen nicht miteinander, als wir die Treppe hinuntergingen. Ich wusste, was ich hätte sagen wollen, aber was hätte das genutzt? Jemandem zu erklären, dass seine Freundin ein widerwärtiges Weibsbild ist, motiviert ihn nicht gerade dazu, mit einem zu verreisen.
    Auf dem Rückweg zur All Saints Road stammelte er:
    »Janice ist nicht Juicy Lucy, weißt du. Sie kriegt für zweihundert Stück einen Zehner. Diese Woche ist sie Lucy, nächste Woche wieder Gina, glaub ich. Manchmal helfe ich ihr dabei.« Er rieb sich das Kinn. »Aber dann muss ich mich erst rasieren, sonst hinterlassen die Bartstoppeln Spuren im Lippenstift. Wir haben einen ganzen Haufen getragener Slips im Schlafzimmer. Ein 191
    Kerl bringt sie jeweils donnerstags vorbei.«
    Ich musste lachen, als ich mir vorstellte, wie er vor dem Gaskamin saß, Karten küsste und getragene Slips für Liebhaber dieser Spezialität einpackte.
    Tom spielte wieder mit ruckartigen Kopfbewegungen den Gockel. »Yeah, wie ich schon gesagt habe, ist das nur vorläufig, bis das Geld reinkommt. Alle sind echt scharf auf mein Zeug – Activision, die Leute von Tomb Raider , all die großen Firmen –, ich bin kurz davor, ans ganz große Geld ranzukommen, verstehst du?«
    »Klar doch, Tom.« Ich wusste genau, was er meinte.
    Als wir um die Ecke in die All Saints Road abgebogen waren, wo Janice und nicht mehr sehen konnte, falls sie oben am Fenster stand, unternahm ich einen letzten Versuch. Ich blieb vor einem Schaufenster mit
    Wasserhähnen, Kunststoffrohren und ähnlichem
    Klempnerscheiß stehen und wandte mich an ihn.
    »Tom, ich möchte, dass du ernstlich über meinen
    Vorschlag nachdenkst. Ich habe nicht vor, irgendwelche krummen Dinger zu drehen. Für solches Zeug bin ich langsam zu alt. Ich will nur Geld verdienen – genau wie du. Ich würde dich gern mitnehmen, aber ich muss bis heute Abend wissen, ob du mitmachen willst.«
    Er ließ die Schultern hängen und starrte den Gehsteig an. »Yeah. Aber ich weiß nicht recht …« Die Kälte begann ihm zuzusetzen. Ich wusste nicht, ob er keine Jacke hatte, weil er nicht genügend Karten geküsst hatte, oder nur zu dumm war, um bei kaltem Wetter eine
    anzuziehen.
    Wir erreichten die Westbourne Park Road, eine Straße 192
    mit mehr Verkehr. Da ich ein Taxi wollte, blieb ich an der Ecke stehen. Tom stand neben mir und trat
    unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Pass auf, Kumpel, du ziehst jetzt los, wechselst etwas Geld ein und denkst über meinen Vorschlag nach. Wir treffen uns dann heute Abend, abgemacht?«
    Ich hielt Ausschau nach einem Taxi, während er
    wieder dem Gehsteig zunickte. »Ich rufe dich gegen sieben Uhr an, und wir setzen uns bei einem Drink zusammen, okay?«
    Aus dem Halbdunkel tauchte ein gelbes Licht auf. Ich hob eine Hand. Das Taxi hielt neben mir. Sein
    Dieselmotor nagelte eifrig – aber nicht so schnell wie die Taxiuhr.
    Tom stand mit hängendem Kopf da, hatte beide Hände in den Taschen vergraben und zitterte vor Kälte. Ich sprach sein Schädeldach an. »Tom, so eine Gelegenheit kriegst du dein Leben lang nicht wieder. Denk gut da-rüber nach.«
    Wieder eine Kopfbewegung, die ein zögerndes Nicken sein konnte.
    Ich konnte sein Zittern nicht länger mit ansehen, öffnete den Reißverschluss meiner Daunenjacke und zog sie aus. »Los, zieh meine Jacke an, okay?« Er protestierte schwach, grinste dann aber, als er nach der Daunenjacke griff. Nun konnte ich wenigstens sein Gesicht sehen.
    »Die Chance deines Lebens, Kumpel.« Ich stieg ins Taxi, gab als Fahrtziel Marmle Auch an, schloss die Tür und öffnete mein Fenster.
    193
    Tom war gerade damit fertig, den

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