Nick Stone - 04 - Eingekreist
dachte daran, dass ich noch trockene Kleidungsstücke brauchte, und ging in den
Computerraum zurück. »Carrie?« Keine Antwort.
»Carrie?«
Sie hob langsam den Kopf, als ich näher kam, und sah mit ihren rot geweinten Augen nicht allzu gut aus. Die Situation hatte sich geändert: Jetzt tat sie mir Leid.
»Ich brauche ein paar Sachen.« Ich zog an dem
schlammigen T-Shirt. »Am besten eine komplette
Garnitur.«
Sie schien einen Augenblick zu brauchen, bis sie
begriff, was ich gesagt hatte. »Oh, okay.« Sie stand auf.
»Ich, äh …« Sie räusperte sich, als sie den Raum verließ.
»Klar.«
Ich suchte unter den Regalen nach weiteren dünnen
Polyäthylenhüllen von Wolldecken. Nachdem ich
mehrere zerissene herausgezogen hatte, griff ich nach dem Gewehr und kontrollierte die Kammer, indem ich
den Verschlusshebel leicht zurückzog, bis die Patrone sichtbar wurde. Ich wusste natürlich, dass sie in der Kammer steckte, aber es war ein beruhigendes Gefühl, sie zu sehen und zu wissen, dass ich nicht nur ein enttäuschendes Klicken hören würde, wenn ich den
Abzug betätigte. Nachdem ich mich davon überzeugt
hatte, dass die Waffe schussbereit war, verpackte ich sie wieder in Folie, die ich mit Gewebeband zuklebte.
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Carrie kam mit einem dicken braunen Baumwollhemd
und einer etwas dunkleren Leinenhose zurück.
Seltsamerweise dachte sie nie daran, Unterwäsche oder Socken mitzubringen; vielleicht trug Aaron keine. Das Zeug wanderte in den Rucksack, den ich dann
verschnürte, nachdem ich noch die beiden Moskitonetze hineingepackt hatte.
Sie sah zu, wie ich meinen Beinverband überprüfte. Er war mit einer dicken Schlammschicht bedeckt, aber das spielte keine Rolle; wichtig war nur, dass er gut saß und nicht leckte.
Ich tränkte meine Hosenbeine mit einer kräftigen
Dosis Diet, bevor ich sie in die Socken steckte, die ebenfalls damit behandelt wurden. Als ich mit der
unteren Körperhälfte fertig war, verrieb ich Diet auf meinen Unterarmen, meinen Händen und meinem
Nacken und kippte mir sogar einen Schuss davon ins
Haar. Ich wollte förmlich mit Insektenschutz gepanzert sein und würde das Mittel immer wieder erneuern,
solange ich im Dschungel war. Ich spritzte meine
Kleidung voll und rieb es überall ein. Alle Stellen, die nicht mit Schlamm bedeckt waren, wurden damit
getränkt. Dann warf ich Carrie, die wie ein Zombie vor mir stand, eine der Flaschen zu. »Reiben Sie mir den Rücken ein, okay?«
Das ließ sie aus ihrer Trance aufschrecken. Sie fing an, mein T-Shirt kräftig mit Diet einzureihen. »Ich fahre Sie hin.«
»Was?«
»Ich fahre Sie hin, weil das mein Job ist. Schließlich 402
will ich den Reisepass.«
Ich nickte. Ich wollte nicht in diese Angelegenheit verwickelt werden und noch mehr darüber reden. Wir
hatten schon genug darüber gesprochen. Ich wollte nur noch in die Nähe des Zielgebiets gebracht werden.
Sie hörte auf, mir den Rücken einzureihen. »Wir
sollten jetzt fahren.«
Die halb verbrauchte Flasche erschien über meiner
Schulter. »Aber zuvor will ich nachsehen, ob meine
Kleine ruhig schläft.«
Carrie ging hinaus. Ich steckte alle Diet-Flaschen in die Deckeltasche des Rucksacks, machte mich daran, das Gewehr in die Wolldecke zu packen, damit es unterwegs geschützt war, und wusste nicht recht, ob ich mich auf die Fahrt mit Carrie freuen sollte oder nicht.
28
Die Stimmung war gespannt, während Carrie und ich
im Fahrerhaus des Mazda durchgerüttelt wurden, als
wir dem wild auf und ab tanzenden Scheinwerferkegel durch den Dschungel folgten. Das nasse Laub glänzte wie mit Firnis überzogen.
Mehrere Kilometer lang war ihr Blick ausschließlich auf den Teil des unebenen Weges gerichtet, den die
Scheinwerfer uns zeigten, während sie den Fahrspuren folgte, in denen wir rhythmisch von einer Seite zur anderen schwankten. Ich ließ meinen Kopf locker
403
wackeln, behielt aber eine Hand auf dem Gewehr
zwischen meinen Beinen, um das Zielfernrohr vor
Stößen zu schützen.
Wir verließen den Dschungel und durchquerten das
Tal mit den kreuz und quer durcheinander liegenden
Bäumen. Jetzt räusperte Carrie sich. »Nach allem, was wir einander anvertraut haben … diese Sache braucht daran nichts zu ändern, Nick.«
»Na ja, klar, wir machen alle mal einen Fehler.«
»Nein, Nick, das war kein Fehler. Das müssen Sie mir glauben. Was Sie gesagt haben, bedeutet etwas. Ich
werde Ihr Vertrauen nie enttäuschen.«
»Haben Sie Ihrem Vater deshalb erzählt,
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