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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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fragte mich, wohin die alten Männern jetzt gingen, um es ein bisschen
    warm zu haben.
    Wir waren wieder kurz vor der U-Bahn-Station
    Elephant and Castle. Die Musik ging zu Ende, und eine Sprecherin verlas die letzten Meldungen über den
    Anschlag, der London erschüttert hatte. Nach
    unbestätigten Berichten, sagte sie, seien drei Personen bei einem Feuergefecht mit der Polizei erschossen
    worden, und bei dem Bombenanschlag in Westminster
    habe es zehn bis fünfzehn Leichtverletzte gegeben, die in einem Krankenhaus behandelt würden. Tony Blair hatte in seiner Villa in Italien seine absolute Empörung zu Protokoll gegeben, und die Notfalldienste befanden sich in erhöhter Alarmbereitschaft, weil weitere Anschläge nicht ausgeschlossen wurden. Bisher hatte noch
    niemand die Verantwortung für den Anschlag
    übernommen.
    Wir umrundeten den Kreisel über Elephant and
    Castle, bogen nach Kennington ab und machten Platz, als zwei Polizeifahrzeuge mit Sirenengeheul an uns
    vorbeirasten.
    Sundance drehte sich zu mir um und schüttelte mit
    gespielter Missbilligung den Kopf. »Ts, ts, ts – sehen Sie, Sie sind eine Gefahr für die Gesellschaft, also 70
    wirklich!«
    Als es nach den Nachrichten mit Musik weiterging,
    sah ich wieder aus dem Fenster. Ich war eine Gefahr für mich selbst, nicht für die Gesellschaft. Warum konnte ich zur Abwechslung nicht mal einen weiten Bogen um Scheiße machen, statt zielsicher darauf zuzusteuern?
    Wir fuhren an der U-Bahn-Station Kennington vorbei
    und bogen rechts in eine ruhige Wohnstraße ab. Das
    Straßenschild fehlte, und das Brett, auf dem es
    angeschraubt gewesen war, war mit Graffiti bedeckt. Als wir ein weiteres Mal abbogen, musste der Fahrer
    bremsen, weil vor uns sechs oder sieben Jungen mitten auf der Straße damit beschäftigt waren, einen Fußball gegen die Giebelwand eines Hauses aus der Zeit um die Jahrhundertwende zu kicken. Sie machten eine Pause, um uns durchzulassen, und setzten dann sofort ihre
    Bemühungen fort, die Mauer zu demolieren.
    Wir fuhren nur ungefähr vierzig Meter weiter, dann
    hielten wir an. Als Sundance auf seinen
    Schlüsselanhänger drückte, begann sich das mit Graffiti bedeckte Stahltor einer Doppelgarage zu öffnen. Rechts und links war das Tor von pockennarbigem
    Klinkermauerwerk eingefasst; über ihm befand sich ein verrosteter Eisenrahmen, der früher wahrscheinlich eine Leuchtreklame getragen hatte. Der löchrige Asphalt vor der Garage war mit leeren Getränkedosen übersät. Ihr Inneres war völlig leer. Als wir hineinfuhren, sah ich, dass die Klinkerwände ringsum mit Lochplatten
    verkleidet waren, auf denen verblasste rote Umrisse zeigten, welche Werkzeuge dort hängen sollten. Vor
    71
    Jahren war dies wahrscheinlich eine Einmann-
    Autowerkstatt gewesen. An der Seitentür hing ein
    verblichenes Plakat mit der Mannschaft des Chelsea FC.
    Lange Mähnen, Koteletten und sehr knappe Hosen
    deuteten auf eine Aufnahme aus den Siebzigerjahren hin.
    Hinter mir ratterte das Garagentor quietschend nach unten und sperrte allmählich den Lärm aus, den die
    Jungen mit dem Fußball machten. Der Motor wurde
    abgestellt, und die drei Kerle begannen auszusteigen.
    Sundance verschwand durch die Tür mit dem
    Mannschaftsposter und ließ sie offen stehen – hoffentlich auch für mich. Ich wünschte mir nichts mehr, als
    aussteigen zu dürfen und die schmerzhaft drückenden Handschellen loszuwerden. Vielleicht würde ich sogar einen Becher Tee bekommen. Ich hatte seit gestern
    Abend nichts mehr gegessen oder getrunken; es hatte so viel zu tun gegeben, dass ich einfach nicht daran gedacht hatte. Allein die Anbringung des Sprengsatzes auf dem Hoteldach hatte mich vier Stunden Zeit gekostet, und ein McMuffin mit Ei war das Allerletzte gewesen, woran ich gedacht hatte.
    Während ich beobachtete, wie die Tür sich langsam
    schloss und wieder die Pilzköpfe sichtbar werden ließ, beugte Laufschuhe sich nach unten und schloss die
    Handschellen auf, mit denen ich an den Rücksitz
    gefesselt war. Dann wurde ich von dem Fahrer und ihm gepackt und aus dem Wagen gezerrt. Als wir uns in
    Richtung Tür bewegten, begann ich das Gefühl zu
    haben, ich würde vielleicht doch noch einmal
    davonkommen. Aber dann warnte ich mich selbst vor
    72
    übertriebenem Optimismus: Was hier geschah, hatte
    nichts zu bedeuten, bevor ich vor dem Jasager stand und ihm vortrug, was ich zu sagen hatte. Ich beschloss, mein Bestes zu tun, um diese Jungs nicht zu verärgern,
    während wir warteten.

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